Filale der Buchhandelskette schließt Anfang Mai - Harald Raithel: "Schockstarre" Hugendubel: Ende mit Schrecken

Von Michael Weiser

Für den einen Teil der Belegschaft ein Schock, für andere Mitarbeiter schon fast so etwas wie eine Erlösung: Hugendubel Bayreuth schließt am 2. Mai. Nachfolger ist eine Filiale von Depot, einer Kette von Deko-Shops.

 
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Wie oft sie eingekauft habe, hier beim Hugendubel? "Eigentlich dauernd, ziemlich oft jedenfalls", sagt eine Kundin, sie zuckt mit den Achseln und setzt ein schiefes Lächeln auf. Gerade hat sie erfahren, dass ein Gutschein womöglich keine gute Idee ist, schließlich kann der Empfänger diesen Gutschein nur noch 40 Tage lang einlösen. 2. Mai - das wird definitiv der letzte Tag von Hugendubel in Bayreuth sein. Seit Mittwoch wissen's die zwölf Mitarbeiter, die Münchner Buchhandelskette wird die 1200 - nach Hugendubel-Angaben sogar 1400 - Quadratmeter große Filiale an der Maximilianstraße dichtmachen.

Von "Schockstarre" spricht Filialleiter Harald Raithel. Hinter ihm liegen längere Verhandlungsrunden mit München. Man sieht ihm an, wie ihn die ganze Angelegenheit schafft. "Das ist ein super Team hier, das beste, das ich je gehabt haben." Er wird im Mai auf der Straße stehen, und mit ihm elf weitere Mitarbeiter. Was dann kommt, weiß Raithel noch nicht, jedenfalls nichts mit Büchern. "Nein, davon habe ich nun genug." Über einen Sozialplan für die Mitarbeiter wird gerade noch verhandelt.

Das Damoklesschwert

Raithel wirkt geschockt. Und doch auch ein bisschen erlöst. "Ich hätte es gern später gehabt, und ich hätte das gern anders moderiert", sagt er. "aber das Damoklesschwert  einer Schließung hing schon länger über uns." Es sei das Ende mit Schrecken anstelle eines Schreckens ohne Ende. 

Tatsächlich hatten Raithel und seine Mannschaft seit seit Mai 2013 bangen müssen. Wegen des "neuen Filiakonzepts" der Münchner Kette, die " verstärkt auf individuelle Beratung und Auswahl bei kleinerer Fläche setzt". Man habe in Bayreuth nach einem anderen Geschäft gesucht, sagt Maximilian Hugendubel, geschäftsführender Gesellschafter des Münchner Familienunternehmens. "Trotz intensiver Suche konnten wir leider in der Toplage keine geeignete kleinere Fläche finden."

Was die Münchner bislang von der Schließung abgehalten hatte: Für das stattliche Gebäude hatten sie einen sehr langfristigen Mitvertrag abgeschlossen. Die Suche nach einem Nachmieter war mehrmals gescheitert. Im Gespräch waren Ketten wie unter anderem das Textilunternehmen H & M, das im Rotmaincenter eine Filiale betreibt.

Depot ist der Nachmieter

Nun also ist ein Nachmieter gefunden, Depot, eine Kette, die sich auf Möbel, Geschene und Dekoartikel spezialisiert hat. Hinter Depot stehen auch Schweizer Investoren, die finanziell - anders als die vom Weltbild-Debakel mitbetroffene Hugendubel-Kette - über einen langen Atem verfügt. Die Filialleiterin kommt aus Kulmbach, für weitere Stellen in Bayreuth sucht Depot schon Mitarbeiter.

 "Wir wissen nicht, wie es weitergeht, aber wir sind ein starkes Team", sagte eine Mitarbeiterin. Eine Mitarbeiterin hat sogar auf ihren Urlaub verzichtet, "die wollte in den letzten Wochen von Hugendubel bei ihren Leuten hier bleiben", sagt Raithel. "Das ist wie eine Familie hier."

Besondere Angebote wird es zur Schließung nur begrenzt gaben, "Bücher mit Preisbindung werden wir nicht verramschen", sagt Raithel. Auf jeden Fall werde sich die Belegschaft eine Abschiedsparty genehmigen. Hugendubel komme dafür auf, heißt es. Den Mitarbeiten solle auch eine andere Stelle innerhalb des Hugendubel-Netzes angeboten werden, sagte eine Sprecherin.

Im Zuge der Umstrukturierung des Unternehmens Hugendubel hat es auch das Stammhaus am Münchner Marienplatz erwischt; die Filiale dort wird im Frühjahr 2016 geschlossen. In Bayreuth ist es die zweite Schließung eines großen Buchhändlers in der Innenstadt innerhalb kurzer Zeit: Im Juli 2014 machte Weltbild in der Maxstraße dicht.

Die Pressemitteilung von Hugendubel im Wortlaut

"Wie im vergangen Jahr angekündigt, wird Deutschlands größte inhabergeführte Buchhandlung ihre Filiale in Bayreuth schließen.  Die jetzige 1400qm große Fläche passt nicht mehr zum neuen Filialkonzept, demzufolge Hugendubel verstärkt auf individuelle Beratung und Auswahl bei kleinerer Fläche setzt. „Trotz intensiver Suche konnten wir leider in der Toplage keine geeignete kleinere Fläche finden“,  sagt Maximilian Hugendubel, geschäftsführender Gesellschafter des Münchner Familienunternehmens.  Den 13 festangestellten  Mitarbeitern vor Ort wird eine Weiterbeschäftigung in anderen Filialen angeboten. Letzter Verkaufstag ist Samstag, der 2. Mai 2015."

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