Seit gestern sind die Geschäfte in Bayreuth und Kulmbach Geschichte – Zahl der betroffenen Mitarbeiter unklar Bayreuth: Weltbild-Filiale macht dicht

Von Michael Weiser
Schnell zugreifen hiltft auch nichts mehr: Die Weltbildfiliale an der Maximilianstraße hat nun dichtgemacht. Foto: Wittek Foto: red

Schicht im Schacht für Weltbild: Seit Donnerstagabend 19 Uhr ist die Bayreuther Filiale der Augsburger Buchhandelskette Geschichte. Wie viele Angestellt ihren Job verlieren werden, ist nach Auskunft der Insolvenzverwalter noch nicht geklärt.

 
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Kommt eine Frau herein und fragt: „Wir lange habt ihr denn geöffnet?“ Sagt der Angestellte: „Bis 19 Uhr.“ Entgegnet die Frau: „Ne, ich meine überhaupt.“ Der Angestellte: „Na, nur noch heut, bis 19 Uhr.“ Die Frau: „Was!?“

Der Wortwechsel, zu vernehmen gestern bei „Weltbild“ an der Maximilianstraße in Bayreuth, bringt beides auf den Punkt: die Härte, mit der heutzutage Zentralen und Unternehmensberatungen Filialen und Standorte dicht machen. Und die Tatsache, dass „Weltbild“ eben doch eine Rolle gespielt hat in der so genannten Einkaufsstadt Bayreuth, als Anbieter von Bestsellern, Lebensberatern, elektronischen Spielereien, E-Books und Krimskrams auch für den Haushalt. Eine Art Überraschungsei für große Kinder, ein Lieferant für Viel- und Schnellleser.

Am Donnerstagvormittag breitet sich die Leere aus im Laden: Im hinteren Bereich sind die Regale bereits leer, wenige Meter vor dem Kassenpult leeren sie sich zusehends. E-Book-Lesegeräte sind bereits knapp geworden, auch die Auswahl unter Thrillern und Krimis ist ausgedünnt. Wie’s halt so ist, wenn ein Geschäft Rabatte einräumt: Dann sucht den Laden so mancher auf, der nicht zur Stammkundschaft zählt.

Ein junger Angestellter stellt sich dem Ansturm entgegen, er will nichts sagen, und das nicht nur, weil er viel zu tun hat. Der Pressekontakt des Insolvenzvertreters allein könne Auskunft geben, sagt er. Seine Vorsicht ist verständlich. Denn es ist ja noch gar nicht klar, wie viele Angestellte Weltbild ganz verlassen müssen.

Peter Hacker ist der Kommunikator des Sachwalters, der Kanzlei Schneider, Geiwitz & Partner. Er spricht von Wirtschaftsräumen und von sozialer Schutzwürdigkeit. Will sagen: Wer – etwa als alleinerziehende Mutter oder behinderter Arbeitnehmer – größere Härten zu erwarten hat als ein gesunder 25-jähriger Single, der hat auch bessere Karten. Insgesamt werden nun erst mal 53 Filialen von 220 geschlossen, 24 von ihnen in diesen Tagen – darunter Bayreuth und Kulmbach. Von den Schließungen sind rund 290 Mitarbeiter betroffen. Wer ins Sozialraster passt, hat die Möglichkeit, eine neue Stelle an einem anderen Weltbildstandort zu erhalten. Was für Bayreuther kaum ohne Umzug zu bewältigen sein wird: Die nächsten Filialen befinden sich in Forchheim, Coburg und Bamberg.

Damit ist Weltbild in Bayreuth und Kulmbach beschlossene Sache. In der Bayreuther Innenstadt gibt es damit noch drei Buchhändler, dazu noch die Bahnhofsbuchhandlung. Dass es bei dieser Zahl nicht bleiben wird, ist aber schon abzusehen: Der Hugendubel an der Maximilianstraße soll geschlossen werden, doch ist der Münchner Büchergroßhändler durch einen langfristigen Mietvertrag gebunden. So lange kein potenter Nachmieter gefunden ist für die großzügig bemessene Verkaufsflächen auf zwei Etagen, gehen auch die Lichter nicht aus.

Von Thalia im Rotmaincenter und der Markgrafenbuchhandlung sind keine Probleme bekannt, erst recht nicht von der Bahnhofsbuchhandlung. „Trotz aller modernen Kommunikationsmethoden kann das klassische Lesen im Zug weiter seinen Spitzenplatz unter den Beschäftigungen während der Bahnreise halten“, sagt Horst Mutsch, Leiter der Geschäftseinheit Vermietung, Marketing, ServiceStore der DB Station&Service AG. Allerdings ist bekannt, dass sich die Bahn dieses sichere Geschäftsmodell von ihren Mietern immer teurer bezahlen lässt.

Die Lage in Bayreuth beobachtet Johannes Rupprecht. Der Buchhändler aus Vohenstrauß macht mit seinen 31 Filialen 35 Millionen Euro Umsatz. Vor einem Jahr hat Rupprecht einen Laden in Kulmbach eröffnet. Man sei zufrieden, sagt Rupprecht. Ob Bayreuth in Frage komme? „Wir haben keine konkreten Pläne“, sagt der Unternehmer. „Wegen des Rotmaincenters ist die Lage in Bayreuth doch ein wenig kompliziert.“

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