Nach Beratung im Bauausschuss: Klar ist vor allem, dass noch viel Klärungsbedarf besteht Stadthalle: Nix ist fix

Von Michael Weiser
Bayreuths liebster Ballsaal: Die Stadthalle soll auch nach dem Umbau für Feste bereitstehen. Nur, ist das überhaupt sinnvoll? Foto: Andreas Harbach Foto: red

Im Bauausschuss gab es erst Zahlen, dann Kritik vor allem der CSU, und dann doch einstimmige Zustimmung - für eine weitere Prüfung der Stadthallenplanung. Fazit der jüngsten Diskussionen: Die Rundumerneuerung der Stadthalle, mit  Kosten von weit über 40 Millionen Euro und einer Bauzeit von mehreren Jahren das städtische Mega-Projekt in Bayreuth - ist längst nicht in trockenen Tüchern.

 
Schließen

Diesen Artikel teilen

Die Katze ist aus dem Sack, 44 Millionen Euro sollen Sanierung und Umbau der Stadthalle kosten. Diese Schätzung verkündete Hochbauamtsleiter Stefan Bouillon bei der Sitzung des Bauausschusses. Und sandte damit Schockwellen aus. "Wir  haben nicht Juhu geschrieen, Herr Striedl (der Leiter des Baureferats, Anm. der Red.)  und ich", sagte Bouillon, "aber das ist leider das Maß der Dinge."

Auf Nachfrage des Kuriers nannte Bouillon gestern auch einen groben Zeitplan. Wie bereits bekannt, soll die Halle Ende Januar 2016 geschlossen werden. Die Verjüngungskur wird die Halle für vier Jahre lahmlegen, erst 2020 soll sie wieder eröffnet zu werden. "Die Stadthalle ist so etwas wie ein guter alter Freund. Wenn es dann so ist, dass man sie noch wiedererkennt, sie aber irgendwie doch verjüngt ist - dann wird es super", sagte Bouillon.

Wie hältst du's mit der Akustik?

Seit dem Architektenwettbewerb und dem Zuschlag für das Büro Knerer + Lang vor einem Jahr sind die Planungen zumindest in Umrissen bekannt. In Erz gegossen sind sie nicht. Ebenso wie die Kostenschätzung und der Zeitplan. Weil offenbar noch Klärungsbedarf herrscht. Deswegen hatte trotz scharfer Kritik am bisher bekannten Mehrzweck-Konzept die CSU im Stadtrat zugestimmt. Ebenso die Grünen, die zuvor noch Nachholbedarf im Großen Haus geltend gemacht hatten. Nun, so der Auftrag der Stadträte an die Fachleute in der Verwaltung, soll weiter geplant und geprüft werden, nicht zuletzt, was Akustik und Sichtbedingungen im Großen Haus betrifft.

Ob darin Verbesserungen erreicht werden können, ist für CSU-Fraktionschef Stefan Specht die "Gretchenfrage". Er sähe das Große Haus der Stadthalle gern als reinen Konzert- und Theaterraum, "am liebsten mit einem fest eingebauten, ansteigenden Auditorium". Die derzeit noch eingebaute Hubmechanik sei schlecht für die Akustik und müsse überhaupt genau geprüft werden - vor Jahren war sie schon mal als marode eingestuft worden. "Ich gehe davon aus, dass mehrere Varianten geprüft werden", sagte Specht. Ein festes Auditorium müsse im übrigen nicht das Ende der Bälle bedeuten. Auf der Bühne und der neuen Seitenbühne entstehe neu nutzbarer Platz. Desgleichen im Kleinen Haus, das künftig je nach Bedarf in mehreren kleinen Räumen oder auch als großer Saal zu nutzen ist. "Es ist grob irreführend, wenn man sagt, ein fest eingebautes Auditorium schließe eine solche Nutzung aus", sagt Specht. 

Im Unterschied zu den CSU-Kollegen setzt Stefan Schlags von den Grünen klar auf eine Mehrzwecknutzung mit Kongressen und Tagungen. Aber auch klar auf eine "Priorisierung von Musik". Kompromisse müsse man schließen sagt er, aber auch genau hinschauen, "auch, wenn es fürs Große Haus dann ein Jahr länger dauern sollte". Jedenfalls werde seine Fraktion nächste Woche einen eigenen Vorschlag vorlegen.

Viele Unwägbarkeiten

Dass es noch einige Male hin und her gehen wird, davon ist auch Stefan Bouillon überzeugt. Es gebe immer viele Unwägbarkeiten, vor allem, wenn das Gebäude so alt sei wie die Stadthalle. Auch für Kosten von 44 Millionen Euro könne niemand garantieren. Weil eben niemand wisse, ob nicht unerwartete Altlasten auftauchten oder wie marode das Bauwerk wirklich sei. "Wir haben Probebohrungen genommen, aber wir können natürlich keinen Schweizer Käse aus der Stadthalle machen", sagt er. Auch Inflation und andere Unbekannte in der Rechnungen trieben Kosten in die Höhe, "wie das gehen kann, haben wir bei Haus Wahnfried gesehen". Dort sind die Kosten von rund 15 auf rund 20 Millionen Euro gestiegen.

So will Christa Müller-Feuerstein ihre Warnung vor einem "Waterloo" in der Sitzung des Bauausschusses als "Mahnung" verstanden wissen. "Wir müssen aufpassen, dass uns nicht die Kosten davonlaufen." Gleichwohl ist die SPD-Stadträtin überzeugt, dass die Stadthalle "zukunftsfähig" sei, "wir müssen sie eben so sanieren, dass sie ein Schmuckstück für Bayreuth wird".

Manchmal gibt es ja auch unerwartete Kosten, denen man überhaupt nicht aus dem Weg gehen will, sagt Bouillon. Wie etwa bei Details der Villa Wahnfried. "Der Stuck, die Farben - das ist ein Traum", sagt er. "Das sind 60 000 Euro, mit denen hatte niemand gerechnet. Doch dieser Effekt ist jeden Euro wert."

Lesen Sie hier einen Kommentar zum Thema.

Bilder