Hat sich der Verwaltungsrat der Sparkasse ausreichend mit den Folgen der Schließungen beschäftigt? War bekannt, dass man in Ahorntal gerade eine neue Ortsmitte plant und dass Klinikum und Hohe Warte auf bargeldlosen Zahlungsverkehr gar nicht vorbereitet waren?
Hübner: Man hat natürlich diese Auswirkungen bedacht. Diese Dinge waren bekannt. Es war klar, dass das Klinikum einen neuen Geldautomatenbetreiber finden wird, wenn es will. Wie groß das mediale Echo ausfallen wird, kann man immer schlecht einschätzen. Wenn man sieht, wie klein dieses Echo war, als die VR-Bank ihre Filialen geschlossen hat...
Aber die VR-Bank muss nur ihren Mitgliedern Rechenschaft ablegen. Man hätte das mediale Echo eingrenzen können, wenn man beispielsweise offengelegt hätte, warum sich der ein oder andere Standort nicht lohnt. Wie viel oder wenig dort abgehoben wurde zum Beispiel.
Hübner: Solche Zahlen sind Betriebsgeheimnis. Wo welches Geschäft gemacht wird gehört zur Geschäftspolitik der Sparkasse. Und wer kann denn mit diesen Informationen letztendlich etwas anfangen?
Kann man als Verwaltungsrat dem Sparkassenvorstand überhaupt Paroli bieten? Muss man es nicht einfach glauben, wenn er sagt, man könne in diesem Jahr keine Gewinne ausschütten oder sich den ein oder anderen Standort nicht mehr leisten? Können alle Mitglieder einen Geschäftsbericht lesen?
Hübner: Die Vorbildung ist unterschiedlich und mancher wird sich etwas schwerer tun als ein anderer. Aber insgesamt würde ich dem Verwaltungsrat schon als sehr fachkundig einstufen. Da sind ja auch Unternehmer dabei. Und die Voraussetzungen für das Amt werden immer höher geschraubt. Wer keinen Bezug dazu hat, kommt von Periode zu Periode schwieriger in den Verwaltungsrat. Aber, ob es soweit geht, dass man einem professionellen Vorstand Paroli bieten kann, weiß ich nicht. Es werden zumindest schon sehr detaillierte Fragen gestellt.
Würden Sie heute ihre Hand dafür ins Feuer legen, dass die Sparkasse wirklich kein Geld an ihre Eigentümer ausschütten kann und in den vergangenen Jahren auch nicht konnte?
Hübner: Die letzten Jahre konnte und derzeit kann die Sparkasse nicht im Entferntesten daran denken von den Erträgen etwas auszuschütten. Wir bekämen sofort die rote Karte von der Bankenaufsicht gezeigt. Dann können wir wegen der Auflagen einpacken. Wir hören nicht auf selbst ernannte Experten, die die rechtlichen Entwicklungen der letzten zehn Jahre auf dem Markt einfach ignorieren, sondern auf die Prüfer der Bundesbank. Das ist für uns die Instanz, die die Vorgaben macht.
Ist es denn möglich, dass mit den Änderungen im Geschäftsstellennetz in Zukunft Gewinne ausgeschüttet werden können?
Hübner: Nein. Die jetzigen Zahlen bis 2020, da kann sich der Zinsmarkt ändern wie er will, werden keine Ausschüttung ermöglichen.
Reden wir über die Straßenausbaubeitragssatzung: Was raten Sie den Gemeinden? Einmalige oder wiederkehrende Beiträge?
Hübner: Ich werde einen Teufel tun und Ratschläge geben, die möglicherweise wieder als Gängelei ausgelegt werden. Denjenigen, die mich gefragt haben, habe ich, soweit ich ihre örtliche Situation kenne, Hinweise gegeben.
Abschließend: Wir nähern uns der Halbzeit der aktuellen Legislatur. 2020 wählen wir wieder einen Landrat. Werden Sie nochmal zur Wahl stehen.
Hübner: Wir werden uns 2018 mit den Kandidaten für Land- und Bezirkstag beschäftigen müssen. Bis zur Kommunalwahl sind es noch drei Jahre. Aber: Der Job macht mir nach wie vor Spaß. Ich will derzeit eine erneute Kandidatur nicht ausschließen.
Wäre es nicht mal Zeit für eine Frau?
Hübner: Übertreiben Sie mal nicht. Ich saß letztens erst wieder in so einer Runde, in der ich der einzige Mann war, der Alibi-Mann sozusagen. Neben Landtagsabgeordneter, Regierungspräsidentin, Bischöfin, Oberbürgermeisterin. Ich habe mich fast nicht hinsetzen trauen. Die Frauenpower ist schon gut vertreten.
Aber Frau Christa Reinert-Heinz ist doch nicht zufällig seit geraumer Zeit ihre Stellvertreterin.
Hübner: Da entlocken Sie mir jetzt nichts.
Herr Landrat, vielen Dank für das Gespräch.
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