Lange Kette der Entscheider
Es steckten zu viele Unwägbarkeiten in der langen Kette der Entscheider - von der Schulfamilie über die Sachaufwandsträger bis zum Kultusministerium - und letztendlich gehe es auch immer ums Geld: Denn bei einer Vorgabe von acht Jahren Regelschulzeit, die das Kultusministerium laut Spaenle vorgibt, müssen auch die Sachaufwandsträger ins Boot geholt werden und einer Verlängerung zustimmen. "Das ist in vielen Fällen die Stadt", sagt Elisabeth Götz, die Direktorin des Markgräfin-Wilhelmine-Gymnasiums (MWG). Oder der Freistaat selber, wie am MWG.
Schulen wollen Vergleichbarkeit
Den Schulen geht es auch um die Vergleichbarkeit: "Es kann nicht sein, dass es unterschiedliche Angebote gibt, was die Ausbildungsrichtung angeht", sagt Götz. Die künftigen Bayreuther Gymnasiasten müssten die Möglichkeit haben, nach Neigung zu entscheiden, auf welche Schule sie gehen. Nicht nach dem Angebot der Lernzeit. "Die Lösung ist für uns: Man geht grundsätzlich auf neun Jahre und macht denen, die das Gymnasium in acht Jahren durchlaufen möchten, individuelle Angebote", sagt Eisentraut.
"Wenn man die Individualisierung will, dann kann man keine andere sachlogische Entscheidung treffen." Die fünf Bayreuther Gymnasien, sagt Eisentraut, hätten da in Oberfranken keine Sonderstellung. Das sei erst in den vergangenen Tagen bei der oberfränkischen Direktorentagung mehr als deutlich geworden.
"Niemand will Verantwortung übernehmen"
Ähnlich formulieren es Eltern, wie die MWG-Elternbeiratsvorsitzende Cigdem Sattran: "Niemand will da offensichtlich Verantwortung übernehmen. Deshalb soll die Schulfamilie entscheiden", sagt Sattran. "Es weiß keiner, ob es Sinn hat, sich für die neun Jahre auzusprechen, weil die letzte Entscheidung beim Kultusministerium liegt. Viele Eltern fühlen sich im Stich gelassen." Der neue Lehrplan, der ab dem kommenden Schuljahr greift, setze auf Stärkung der Kompetenzen der Kinder, "dazu gehört auch die zeitliche Variable".
Kultusministerium: Dialogprozess ist sinnvoll
Der Dialogprozess, der bis Ende des Jahres läuft, sei sinnvoll, sagt Ludwig Unger, der Pressesprecher des Kultusministeriums, auf Anfrage: "Weil die Erfahrungen aus der Mittelstufe plus gezeigt haben, dass sich eben nicht alle für die neun Jahre entscheiden. Rund ein Drittel der Schüler hält das G8 für brauchbar und sinnvoll." Ende des Jahres sollen die Argumente in einem Gespräch mit den Interessenvertretern in der Staatskanzlei gesammelt werden. "Dann wird die Vorlage geschnürt, die man dem Landtag vorlegen kann." Dass die Eltern und Schulen Klärung wollen, kann Unger nachvollziehen. Aber: "Wir wollen kein Hauruck-Verfahren."
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