Oberfränkischer Philologenverband: Plan des Ministers zerreißt das Gymnasium Spaenle will bei G8 bleiben

Von Elmar Schatz
Kultusminister Ludwig Spaenle hat sein Konzept fürs Gymnasium vorgelegt. Foto: dpa Foto: red

Kultusminister Ludwig Spaenle (CSU) will generell bei G 8 bleiben, die Schüler jedoch nach der Unterstufe zwischen achtjährigem und neunjährigem Gymnasium wählen lassen. "Das ist zu bald", sagt der oberfränkische Vorsitzendes des Philologenverbandes, der stellvertretende Schulleiter des Gymnasiums Ebermannstadt, Peter Drescher.

 
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Drescher kritisiert das Spaenle-Konzept scharf: "Ich bin dagegen, dass man so früh, in der siebten Klasse, wählen kann. Das würde das Gymnasium in seiner Gesamtheit zerreißen. Ich glaube nicht, dass das sinnvoll ist." Drescher geht davon aus, dass dieses Konzept nicht durchgehen und im Landtag noch geändert werden wird. "Das schaut nach einem Reförmchen aus und nicht nach einer Reform. Es fehlt der Mut, möglicherweise auch eine gewisse Zivilcourage", rügt Drescher den Minister. Er verweist auf eine aktuelle Umfrage seines Verbandes, nach der das achtjährige Gymnasium von den Eltern nicht akzeptiert wird: "70 Prozent möchten ein neunjähriges Gymnasium." Er hebt hervor, das Spaenle-Konzept sei noch in der Schwebe, die CSU-Fraktion habe noch nicht zugestimmt. "Es ist noch nichts geregelt, nicht festgezurrt. Die Gespräche gehen weiter."

Drescher sagt: "Dieser Vorschlag läuft im Prinzip auf eine Parallelstruktur des Gymnasiums hinaus. Das können wir nicht wollen." Der Philologenverband wolle mit seinem Konzept ein Gymnasium aus einem Guss. In der neunten Jahrgangsstufe könnten Schülerinnen und Schüler, die erkannt hätten, das sie es schneller schaffen, daran denken, in einen achtjährigen Zug gehen. Diese würden dann besonders betreut. "Die können das in dem alten Modus durchlaufen. Und die anderen lassen sich mehr Zeit." Drescher weiter: "Dann brauchen wir keine neuen Lehrpläne. Es wird auch nicht leichter." Am Ende der Mittelstufe sollte vertieft geübt werden, die Fächer - die dann auch fürs Abitur anstehen. Nicht nur in einer primitiven Wiederholung, sondern in einer zusätzlichen Förderung, sollten diese Fächer vorbereitet werden.

"Wir im Verband sind nicht dafür, die zweite Fremdsprache in die siebte Jahrgangsstufe zu legen", sagt Drescher, der seit dreieinhalb Jahrzehnten Lateinlehrer ist. "Von der Lernpsychologie hat sich die zweite Fremdsprache  - ob Französisch oder Latein - in der sechsten Jahrgangsstufe bewährt." Wenn es beim G 8 bleiben soll, halte er es nicht für sinnvoll, die dritte Fremdsprache in die neunte Klasse zu legen. "Man kommt dann in große Bedrängnis hinsichtlich der Oberstufe." Im positiven Sinn sollte es auch eine gewisse Abgrenzung zur Realschule geben. "Das ist gymnasial."

Minister Spaenle meint, Schüler, die die Mittelstufe ein Jahr strecken wollen, sollen dafür einen G9-Zug wählen können. Für sie sollten nach Möglichkeit neue Klassen eingerichtet werden. Spaenle spricht von einer "Mittelstufe plus". CSU-Fraktionschef Thomas Kreuzer signalisierte umgehend Zustimmung. Neuer Punkt ist: G9-Schüler in eigenen Klassen zusammenzufassen. Darüber sollen die Schulen dann jeweils selbst entscheiden dürfen. Spaenle sagt aber, dass er seinen Plan erst mit seiner eigenen Fraktion und den Oppositionsfraktionen besprechen müsse. Er hebt hervor, ein Klassenverband, eine Klassengemeinschaft, sei aus "pädagogischen Überlegungen" wichtig.

Der Minister rechnet damit, dass sich bis zu einem Viertel der Gymnasiasten für eine verlängerte Mittelstufe entscheiden könnte. "Ich gehe von etwa 20 bis 25 Prozent der Schüler aus, die eine zusätzliche Lernzeit in Anspruch nehmen." Für Gymnasiasten im G8 hatte es mit dem sogenannten Flexibilisierungsjahr schon bisher die Möglichkeit gegeben, um ein Jahr zu verlängern. Dieses Angebot wurde aber kaum angenommen, offenbar, weil die betreffenden Schüler dann ihren Klassenverband verlassen mussten.

Am Montag will Spaenle mit der Opposition über sein Konzept reden, eine Woche später berät darüber die CSU auf ihrer Fraktionsklausur in Kloster Banz. Nach Spaenles Willen soll es neue Lehrpläne geben und noch mehr individuelle Förderung.                              Mit Material von dpa

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