Das sagen Stadträte, Elternbeirat und Planer So geht es weiter mit der Graserschule

Von F. Schmälzle, E. Waha und K. Wojczenko
Die Graserschule beschäftigt nun wieder die Planer. Archivfoto: Ronald Wittek Foto: red

Die Graserschule wird saniert, ein Neubau ist vom Tisch. Gut, dass man jetzt weiß, woran man ist. Das sagen alle, die man nach dem Bürgerentscheid auf die Graserschule anspricht. Während Stadträte noch Wunden lecken, denkt die Verwaltung darüber nach, wie die Planungsfäden wieder aufgenommen werden können. Und der Elternbeirat?

 
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Das sagt Stadträtin Ulrike Lex:Sie trat für den Neubau ein. Immer wieder. Und mit Nachdruck. „Ich glaube auch heute noch, dass der Neubau die bessere Lösung gewesen wäre“, sagt Ulrike Lex, CSU-Stadträtin und Pflegerin der Graserschule. Aber sie sagt auch: „Jetzt ist mal gut. Die Wähler haben ganz klar anders entschieden.“ Für eine Sanierung des bisherigen Graserschulgebäudes. Was zu klären ist, wird sich klären lassen. Zum Beispiel wie Sanierung und Schulbetrieb parallel laufen sollen. Dann wird saniert. „Ich bin jetzt auch froh, dass dieses langwierige Thema ein Ende findet.“

Vollends abgehakt ist die Sache für Ulrike Lex damit aber noch nicht. Seit Sonntagabend denkt sie nach. Darüber, dass sich die Debatte um die Graserschule in den vergangenen Wochen  verselbstständigt hat. „Am Ende war das ein Politikum, auch eine Machtfrage. Darum, was für die Kinder das Beste ist, ging es nicht mehr.“  Auch, wie diese Debatte geführt wurde, beschäftigt die CSU-Stadträtin weiter. Von der Lex-Schule oder der Bonzen-Schule war in den sozialen Netzwerken die Rede – und das waren noch die zahmeren Formulierungen. „Man musste sich teilweise persönlich angreifen lassen, weil man eine Meinung vertreten hat“, sagt die CSU-Stadträtin. Und nennt das bedenklich.

Noch etwas gibt es, worüber es sich nachzudenken lohnt, sagt Lex. „Sind wir wirklich so weit von den Bürgern weg? Haben wir ein Kommunikationsproblem?“ Das gilt nicht nur für den Bürgerentscheid zur Graserschule. Das gilt mehr noch für das überraschende Votum der Bayreuther gegen eine Ersatzspielstätte in der Rotmainhalle. „Wir müssen fragen, was wir falsch machen im Umgang mit den Bürgern“, sagt die CSU-Stadträtin. „Und da schließe ich alle im Stadtrat und die Oberbürgermeisterin mit ein.“ Die Analyse muss schnell gehen. Denn am 8. Mai werden die Bayreuther in einem erneuten Bürgerentscheid darüber abstimmen, in welchem Umfang die Stadthalle saniert und umgebaut werden soll. „Wenn wir nichts ändern, werden wir an diesem Abstimmungstag nicht viel Freude haben.“

Das sagt der Stadtrat Stephan Müller: „Natürlich freuen wir uns, dass die Bürger mit so eindeutiger Mehrheit für die Sanierung der Graserschule gestimmt haben“, sagt der Fraktionsvorsitzende der BG. Kein Wunder, die Bayreuther Gemeinschaft und Oberbürgermeisterin Brigitte Merk-Erbe waren stets für die Sanierung. Aber auch Müller denkt weiter: „Zu der Deutlichkeit des Ergebnisses hat vielleicht auch ein bisschen beigetragen, dass die Menschen in Bayreuth ihrer Oberbürgermeisterin den Rücken stärken wollten, beziehungsweise keine Lust mehr auf die Streitereien im Stadtrat haben.“

Das sagt der Stadtbaureferent: Hans-Dieter Striedl sieht das ähnlich wie am Sonntag bereits der Rektor der Graserschule, Andreas Huber. „Wir wissen jetzt endlich, wo es lang gehen soll. Ich persönlich habe damit gerechnet, dass das ein offenes Rennen wird“, sagt Striedl. Die Bauverwaltung sei vor rund drei Jahren „schon mal recht weit gewesen mit dem Thema Graserschule“. Aus der Zeit stamme auch die Kostenschätzung von etwa sieben Millionen Euro, die die Sanierung kosten soll.

Die Diskussion über die Pavillons an der Bürgerreuth habe dafür gesorgt, dass die Planungen gestoppt wurden. „Dann kam die Stadtratsentscheidung, dann das Bürgerbegehren.“ In den vergangenen Monaten habe sich die Bauverwaltung auch kurz mit dem Stadtarchiv und einem möglichen Ort in der Graserschule befasst. „Diesbezüglich ist auch klar: Das wird nicht klappen.“

Striedl sagt, in diesem Jahr könnte die Sanierung der Graserschule weitergeplant werden. 150.000 Euro stünden im Haushalt bereit. „Fürs Haushaltsjahr 2017 versuchen wir Mittel für einen Beginn der Sanierung einzustellen.“ Die Pavillons sollen so lange offen gehalten werden, bis die Graserschule saniert ist. „Damit wir ein Ausweichquartier haben, wenn wir eins brauchen.“ Striedl schätzt, dass es zwei Jahre dauern wird, bis die Graserschule saniert ist. „Innerhalb eines Jahres klappt das nicht. Man kann ja nicht voll bauen, wenn Schulbetrieb ist. Wir werden versuchen, viel in den Ferien zu machen.“

Baulich sei die Graserschule nicht so schlecht. „Das ist ein massiver Sandsteinbau.“ Aber eben einer mit Problemen, die im Dach anfangen und im feuchten Keller aufhören. „Wobei schon einiges gemacht wurde. Die Fenster zum Ring, zum Beispiel. Auch am Dach war man schon mal dran.“ Die Möglichkeit, eine Aula und eine Mensa anzubauen, wie es Wunsch der Schulleitung ist, sei schon einmal Bestandteil der Überlegungen gewesen, sagt Striedl.

Das sagt der Elternbeirat: Der Elternbeirat der Graserschule war sich in Sachen Sanierung oder Neubau  uneins: Während sich manche Mitglieder in der Bürgerinitiative für die Sanierung engagierten, hatte Elternbeiratsvorsitzender Volker Schlör sich mit seiner Stellvertreterin Silke Munzert im November öffentlich für den Neubau stark gemacht. Fünf der neun Beiräte dächten so, sagte Schlör damals, einer sei unentschieden. Peter Maisel, Mitglied des Elternbeirats und der Bürgerinitiative, sagt hingegen bis heute: „Es gab nie eine Abstimmung, es hat sich keiner im Elternbeirat explizit geoutet.“

Maisel, Familienvater, der „im Haupthaus Kinder hat und hatte“, ist „in höchstem Maße erfreut“ über das Ergebnis des Bürgerentscheids. Überrascht ist er nicht: „Mir war klar, dass das ein Erfolg wird.“ Maisel geht davon aus, dass sich Mensa und Aula auch im Altbau umsetzen lassen. „Es gibt Ansätze von Konzepten, jetzt muss aber aus meiner Sicht auch der Elternbeirat mit in die Planung.“  Viele Kollegen seien dazu bereit.  Grünflächen bestünden bereits viele auf dem Gelände – und könnten erweitert werden, indem man Pflaster und Teer entfernt. „Wichtig für uns ist, dass das Haus so saniert wird, dass es barrierefrei wird.“

Die Stimmung im Elternbeirat sei entspannt, sagt Maisel. „Volker Schlör und ich haben miteinander schon vor Längerem gesprochen und gesagt: Egal, was herauskommt, wir werden gemeinsam für die Sache arbeiten.“ An der Schule habe immer Ruhe geherrscht, sagt Maisel. „Die Problematik war, dass die Diskussion von außen hereingetragen wurde, ohne die Eltern einzubinden.“ Der nächste Schritt sei, eine Arbeitsgruppe zu bilden. Die Besetzung müsste schulintern noch geklärt werde. Elternbeiratsvorsitzender Schlör war am Montag für eine Stellungnahme nicht zu erreichen.

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Ein Kommentar von Frank Schmälzle

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