Zukunft der Landärzte gesichert?

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Die Kassenärztliche Vereinigung Bayern will Hausärzte aufs Land locken. Dafür stärkt sie die Arztsitze im ländlichen Raum. Wer sich in einem unterversorgten Gebiet niederlässt, kann mit einer finanziellen Förderung in Höhe von 90.000 Euro rechnen. Foto: Jens Wolf/ dpa Foto: red

Freie Arztsitze in der Stadt begehrter als auf dem Land. Das soll sich nach dem Willen der Kassenärztliche Vereinigung Bayern ändern. Sie will die schleichende Landflucht der Ärzte stoppen. Damit der ländliche Raum auch in Zukunft mit genügend Ärzten versorgt ist. 

 
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Die Lösung heißt: Kleinere Versorgungsbereiche. Was das für den Raum Kulmbach, Lichtenfels und Bamberg bedeutet, erläuterte Dr. Wolfgang Krombholz am Mittwoch bei einem Gespräch in Kulmbach. Den Vorsitzenden des Vorstands der Kassenärztlichen Vereinigung Bayern (KVB) hatte die Bundestagsabgeordnete Emmi Zeulner (CSU) eingeladen. Über die Folgen der Neuordnung für die oberfränkischen Hausärzte in der KVB sprach Dr. Beate Reinhardt. Aus Sicht der Fachärzte in Oberfranken beurteilte Dr. Peter Schmied die Situation.

Was sieht der neue Bedarfsplan vor?

Die KVB hat den Auftrag, die ambulante Gesundheitsversorgung sicherzustellen. Eine wesentliche Säule dafür sei der Bedarfsplan, erläuterte Krombholz. "Alle denken, wir arbeiten nur für die Praxen, aber in Wirklichkeit ist es der Patient." Der neue Bedarfsplan wurde aufgrund einer gesetzlichen Vorgabe für ganz Deutschland errechnet. "In Bayern haben wir festgestellt, dass wir für die Hausärzte kleinere Einheiten brauchen."  Bayernweit seien 40 solcher Bereiche gebildet worden. Früher umfasste ein Gebiet ungefähr zwei Landkreise. Künftig kommt auf 1600 Einwohner ein Hausarzt. "Wir brauchen kleinteiligere Einheiten, damit die Landflucht aufhört." Doch es gibt Ausnahmen: die Ballungszentren München und Nürnberg. Für diese soll eine eigene Regelung gefunden werden.

Was heißt das konkret für die Hausärzte?

Das lässt sich am Beispiel Kulmbach zeigen. Der Landkreis wurde in zwei Hälften geteilt: Kulmbach und Himmelkron. Der Stadt Kulmbach, Neudrossenfeld und den Marktgemeinden Mainleus, Kasendorf, Thurnau und Wonsees werden 32 Arztsitze zugestanden (auf 44.063 Einwohner). Das sind drei weniger als die momentanen 35. Das Durchschnittsalter der 17 weiblichen und 18 männlichen Hausärzte liegt bei 54,5 Jahren. Für die Kommunen im übrigen Landkreis rund um Himmelkron ergeben sich 21 Arztsitze (auf 28.478 Einwohner). Im Schnitt sind die zehn Frauen und elf Männer unter den Hausärzten nach den Zahlen der KVB 55,1 Jahre alt.

Mit der Neudefinition der „Mittelbereiche“ werde die Ärzteversorgung im ländlichen Raum und an den Landkreisgrenzen gestärkt, sagte Beate Reinhardt. "Das bedeutet allerdings keinen zusätzlichen Arztsitz." Vielmehr gehe es darum, dass die Anzahl der Praxen künftig nicht sinke. Damit will die KVB die Übergabe an Nachfolger und Neuniederlassungen erleichtern. Die Situation der Landärzte sei in Oberfranken nicht schlecht. "Wir haben in ganz Oberfranken  mit Ausnahme von Selb keine Unterversorgung im hausärztlichen Bereich", betonte Reinhardt. Eine Unterversorgung liegt erst dann vor, wenn der Versorgungsgrad unter 75 Prozent liegt.

Durch die Umverteilung  ergeben sich Reinhardt zufolge 34,5 neue Hausarztsitze für ganz Oberfranken. Für das Bamberger Land, das in vier Bereiche unterteilt wurde, ergeben sich 13,5 zusätzliche Hausarztsitze, für Bayreuth Land 4,5, Coburg Stadt 8,5, Neustadt/Coburg 2,5, Münchberg zwei und Kronach 2,5.

Wie sieht die Versorgungssituation bei den Fachärzten aus?

„Wir müssen die Bedürfnisse unserer Bevölkerung regional bewerten“, sagte Peter Schmied, KVB-Vorstandsbeauftragter der Fachärzte. Nach den aktuellen Berechnungen ist im Landkreis Lichtenfels ein HNO-Arztsitz zu vergeben. Im Kreis Kulmbach fehlt zwar ein Frauenarzt, doch die Versorgung ist mit 99,4 Prozent noch ausreichend. Zu wenig HNO-Ärzte gibt es bereits im Raum Wunsiedel. Auch bei Kinder- und Jugendpsychiatern droht im östlichen Oberfranken eine Unterversorgung.

Was wird noch wichtig?

Ein entgültiges Fazit zur Terminservicestelle gibt die KVB erst Ende März. In den ersten vier Wochen sind bei den sechs Mitarbeitern der bayerischen Terminservicestelle Krombholz zufolge 980 Anfragen eingegangen. 750 davon konnten bearbeitet werden. In 80 Prozent der Fälle sei der gewünschte Facharzttermin vermittelt worden. Am stärksten nachgefragt waren Neurologen, Rheumatologen und Psychiater.

Der ärztliche Bereitschaftsdienst wird weiterentwickelt. Für die diensthabenden Ärzte wird ein Fahrdienst eingerichtet. Das soll gerade Frauen die Sorge vor Einsätzen am Wochenende und in den Abend- und Nachtstunden nehmen. Entlastung erfahren soll der Bereitschaftsdienst zudem durch die Zusammenarbeit mit einem freiwilligen Ärztepool, Bereitschaftspraxen und klinischen Notfallambulanzen.

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