Ungwöhnlich große Gruppe Zugvögel: 61 Störche machen Station bei Mistelgau

Von Moritz Kircher
Störche auf einer Wiese bei Mistelgau. Foto: red Foto: red

Als Jakob Pfefferle am Mittwochabend aus dem Fenster schaute, traute er kaum seinen Augen. Vor dem Haus in Streit, wo der Elfjährige mit seiner Familie wohnt, hatte sich eine riesige Gruppe Störche niedergelassen. Gemeinsam mit seiner Mutter und seinem Bruder Konrad zählte er die Vögel und kam auf 61 Stück. Selbst für Storch-Expertin Oda Wieding ist das eine ungewöhnlich große Gruppe.

 
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Keine Frage, so viele Störche hat Jakob Pfefferle noch nie auf einem Haufen gesehen."Sowas erlebt man nicht oft", sagt er. Sie verbrachten die Nacht auf der Wiese machten sich am Donnerstagmorgen wieder auf den Weg. "Sie sind Richtung Obernsees weggeflogen", erzählt Jakob, der es beeindruckend fand, wie sich die großen Vögel alle auf einmal in die Lüfte erhoben haben.

Wieding: "Früher hatten wir in ganz Bayern vielleicht 60 Brutpaare."

Jakob weiß, dass Störche im Herbst in den Süden, nach Afrika fliegen. Er würde aber gerne wissen, warum sie das tun und warum sie dafür so große Gruppen bilden. Die Antworten darauf hat Oda Wieding vom Landesbund für Vogelschutz (LBV). So eine große Gruppe ist allerdings auch für die Leiterin des Schutzprogrammes für Störche ungewöhnlich. "Eine eindrucksvolle Größe", sagt sie. "Früher hatten wir in ganz Bayern vielleicht 60 Brutpaare."

Erfreudlicherweise steige die Zahl der Störche seit Jahren kontinuierlich an. Deshalb würden auch die Gruppen, in denen die großen Vögel in ihre Winterquartiere ziehen, immer größer. Störche ziehen nicht in den Süden, weil es ihnen hier zu kalt wird. "Es geht alleine um das Nahrungsangebot", sagt Wieding. Und das sei eben im Winter in Deutschland zu gering, weshalb die Störche die beschwerliche Reise gen Süden auf sich nehmen.

Manche Störche ziehen bis Südafrika

Einige bleiben in Spanien. Andere ziehen bis Südafrika und legen dabei bis zu 10.000 Kilometer zurück. Eine Tagesetappe kann bis zu 500 Kilometer lang sein. Was die großen Zugvögel für ihre Reise brauchen ist Thermik. Der Aufwind setzt sich unter die Flügel, die beim Weißstorch eine Spannweite von bis zu 2,20 Metern haben, und trägt die Tiere scheinbar mühelos in der Luft.

Weil es über dem Mittelmeer kaum Thermik gibt, fliegen die Störche außen herum, erklärt Vogelexpertin Wieding. Manche fliegen über Spanien und überqueren das Meer Richtung Afrika an seiner engsten Stelle. Andere wählen eine östliche Route und fliegen über die Türkei in den Süden. "In Bayern mischen sich die Routen", sagt Oda Wieding.

Insekten, Mäuse, Frösche: Störche sind Allesfresser

Auf ihrer Reise schließen sie sich aus zwei Gründen zu großen Gruppen zusammen. Erstens seien einzelne Tiere in der Gruppe besser geschützt. Außerdem brauchen junge Störche ganz einfach deshalb die älteren, weil diese den Weg kennen. Die Anführer der Gruppen haben die Routen schon vielfach hinter sich gebracht. Sie orientieren sich aus der Luft an Flüssen, Gebirgen und anderen Landmarken, erklärt Wieding.

Dass sich die Störche ausgerechnet auf der Wiese am Haus der Familie Pfefferle niedergelassen haben, wundert Oda Wieding nicht. "Der Storch liebt offene Flächen, wo er Feinde sehen kann", sagt sie. Und außerdem ist das Nahrungsangebot reichlich. Heuschrecken, Insekten, Mäuse. "Der Storch ist ein Allesfresser."

Da kann auch schonmal ein Frosch aus dem Weiher in der Nähe dabei sein, wie Jakob vermutet. Den Anblick von so vielen Störchen wird er jedenfalls so schnell nicht vergessen. "Das war etwas ganz Besonderes", sagt er.

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