Der Storch landete während des Polterabends eines Feuerwehrmannes auf dem Dach der alten Schule in Kirchenlaibach. Dort ist die Sirene der Kirchenlaibacher Feuerwehr. Dort setzte er sich nieder. Das ist inzwischen etliche Tage her. Und der Storch ist immer noch da. Allerdings nur nachts. Wo er sich tagsüber herumtreibt? Wer weiß das schon... Doch Nacht für Nacht kehrt er auf die Kirchenlaibacher Sirene zurück. „Jede Nacht geht das so“, sagt Thomas Hartmann. Er ist Kommandant der Kirchenlaibacher Feuerwehr und wird inzwischen informiert, wenn der Storch wieder auf der Sirene gelandet ist. Er ist wieder da, heißt es dann. Ein Omen für die Brautleute? Ein Freund der Feuerwehr?

Für den Storch, vermutet Oda Wieding vom Landesbund für Vogelschutz, dürfte die Sirene lediglich ein erhöhter Standpunkt sein, wie ein Schlot es auch ist. Möglicherweise handelt es sich um einen jungen Storch, der auf der Kirchenlaibacher Feuerwehrsirene einfach nur Pause macht auf seinem Weg nach Süden. Oder, der vielleicht auf Anschluss wartet. Denn Jungstörche müssen von älteren Tieren an der Hand, respektive am Flügel genommen werden. Sprich: Ein Jungstorch muss sich auf seinem ersten Weg in den Süden begleiten lassen, damit er sich den Weg ins Winterquartier einprägen kann. „Landmarken“ nennt Wieding das, diese prägnanten Flussläufe oder Bergkuppen zum Beispiel.

Dass der Storch nun schon einige Zeit auf der Sirene nächtigt, weise wohl auf einen für ihn interessanten Platz hin, von dem aus sich viel Nahrung finden lasse, meint Oda Wieding. Und: Auch wenn die Zugzeit schon begonnen habe, stünden die Störche noch nicht unter dem Druck, möglichst schnell in den Süden zu fliegen. Vielleicht wartet der Kirchenlaibacher Storch tatsächlich auf einen Zugtrupp, dem er sich anschließen kann.

Bisher ist die Platzwahl des Storches für ihn mit wenig Aufregung verbunden. Denn bisher ging die Sirene nicht los. Kein Einsatz. Und Probealarm ist nur jeden vierten Samstag im Monat – den hat der Storch bisher noch nicht miterlebt. Sollte er beim nächsten Alarm noch da sein, dürfte er erschreckt auffliegen, mutmaßt Wieding vom Landesbund für Vogelschutz. Mehr nicht. Natürlich, passieren könnte immer etwas. Aber sie weiß auch von Storchennestern auf Dächern neben Sirenen und Kirchturmglocken seien ja auch laut.

Noch unangenehmer als Sirenen sind für Störche übrigens Feuerwerke, sagt Oda Wieding. „Weil die mit Knall und Licht verbunden sind.“ Vielleicht hat sich der Kirchenlaibacher Sirenen-Storch ja tatsächlich bewusst für genau diese Sirene entschieden: Abend für Abend fliegt er sie an und verlässt sie erst am Morgen wieder. Vielleicht weiß er nämlich einfach, dass in Speichersdorf bei der Feuerwehr zwischen 19 und 7 Uhr nur stille Alarme ausgelöst werden. Die Sirene geht in dieser Zeit niemals los.