Therme: Hinkelstein für die Gesundheit

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Gewicht: 20 Tonnen; Höhe: zehn Meter; Spitze; komplett vergoldet; Preis: geheim. Mit dem Obelisken schwebte am Dienstag das Herzstück ins Zentrum des neuen Weißenstädter Kur- und Thermenzentrums ein. Riesig wie alles bei dem 60-Millionen-Euro-Projekt.

 
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Versetz‘ mal einen elf Tonnen schweren Hinkelstein um fünf Millimeter! Für Lorenz Steinhäuser (57), passender kann ein Name nicht sein, ist das Alltag. Der Vorarbeiter des Unternehmens Bamberger Natursteinwerk setzt tonnenschwere Steinquader fürs Berliner Schloss, stellt Denkmäler auf Helgoland auf und jetzt schiebt er den Mittelteil des Gesundheits-Obelisken im Weißenstädter Kurzentrum Siebenstern ein paar Millimeter hin und her. Das sei mal eine echte Aufgabe, sagt er. Seit mehr als drei Monaten ist er mit seinen Leuten an dem riesengroßen Hinkelstein.

Als 40 Tonnen schwerer Rohling kam der Steinblock aus Schweden in Bamberg an. Eine besondere Art Granit, die vom Aussehen den alten ägyptischen Obelisken am nächsten kommt. Warum das wichtig ist – später. Den 40-Tonnen-Block schliff Steinhäuser mit Sandstrahler ab, zwängte das Ding irgendwie in die Steinsäge rein und sägte das passende Stück raus. Zum Schluss vergoldete er die Spitze mit 24 Karat Blattgold. „Aus der Goldschlägerstadt Schwabach.“ Über den Preis haben alle Beteiligten Stillschweigen gelobt, es dürften mehrere 100 000 Euro sein. In dem insgesamt 60,2-Millionen Euro teuren Projekt eine Kleinigkeit.

Wenn in dieser Woche die Glaskuppel über dem Gesundheits-Obelisken gespannt wird und die Riesen-Fenster um den Schwimmbadbereich hochgezogen sind, dann ist das Gebäude komplett dicht. Im Hotelbereich, in dem 125 Zimmer untergebracht werden, ist längst alles dicht. Dort werden schon Kabel verlegt und die Zimmer vorbereitet. „Wir sind im Plan“, sagt Stephan Gesell (44), Geschäftsführer der Kurzentrum Siebenstern GmbH & Co. KG. Der Eröffnungstermin für das Kurzentrum Siebenstern mit Hotel, Tagungsräumen, Wellnessbereich und Therme im September stehe. Nur noch die Frage, ob Mitte oder Ende des Monats, bleibt spannend. 100 Arbeitsplätze schafft die Siebenstern GmbH mit der neuen Therme, dazu kommen weitere 25 für „Housekeeping“, also Leute, die alles aufräumen und saubermachen.

Vier lange Schrauben. Ein Kran hievte den Mittelteil des Obelisken mit seinen vier Löchern am Boden genau in die aus dem Sockel herausragenden vier Schrauben. Und genau ins Zentrum der „Gesundheitsreise“, der Herzkammer des Kurzentrums. Und dem, womit sich die Betreiber von anderen Anbietern abheben wollen. Mit Themen-Bädern und Heilangeboten aus Griechenland und dem alten Ägypten, also rund um die Anfangszeit der Medizin.

„Nicht nur körperlich gesund werden, sondern auch seelisch“, sagt Pfarrer Reinhard Schübel (62). Dazu solle das „Weisheitswissen“ der alten Völker benutzt werden: der alten Ägypter, der alten Griechen und Römer und Israeliten. Dafür ließen die Siebenstern-Verantwortlichen das Wort „Gesundheitsreise“ in Hieroglyphen (eigens dafür übersetzt), in Latein, Griechisch und dem biblischen Hebräisch einmeißeln.

Die Übersetzung ist grammatikalisch … nun ja, man ahnt, was gemeint sein könnte. Schließlich sollen die Gäste auch nicht wegen altphilologischer Studien kommen, sondern wegen den sieben Heilwässern, den acht Saunen teils in Wabenform, dem Gesundheits-, Wellness- und Beauty-Bereich, dem Tagungsbereich, den Restaurants und Bistrots mit Ausblick auf Weißenstädter See und Fichtelgebirge, ein eigener Kreisverkehr dafür entsteht auf der Staatsstraße noch im Februar. Gesell rechnet mit etwa 600 Gästen und bleibt bei der Kalkulation dafür lieber auf der unteren Skala. Für das knapp 90 000 Quadratmeter große Gelände mit einer Thermenlandschaft, die allein fast zwei Drittel davon einnimmt, dürften es voraussichtlich mehr Gäste werden.

Den „stationären“ Gästen, die Gesundheitsangebote pauschal buchen, stehen die Angebote aus der Gesundheitsreise morgens inclusive zur Verfügung. Ab Mittag können auch die normalen Gäste ins Bad der Kleopatra oder im Toten-Meer-Becken mit Unterwassermusik gleiten.

Im benachbarten Fichtelberg steht immer noch das verkohlte Skelett der einstigen Kristall-Therme. Badbetreiber Heinz Steinhart hatte angekündigt, noch in diesem Jahr mit dem Bau anfangen zu wollen. Er hatte immer wieder betont, er brauche dazu nur das Geld der Brandversicherung. Doch das wird – zumindest in den nächsten Wochen – noch nicht kommen.

Denn laut einer Sprecherin der Gothaer Versicherung in Köln wird es Anfang März weitere Gespräche geben. Auch dürften noch nicht alle Unterlagen da sein. Die Sprecherin: „Wir befinden uns in intensiven Gesprächen. Es gibt noch einige Unterlagen und Informationen, die bis zu diesem Termin zusammengestellt werden müssen."

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