Thermen in der Region: Hier bauen, dort warten

Von und Andreas Gewinner
Auf der Baustelle für das neue Kurzentrum Siebenstern in Weißenstadt laufen auch im Winter die Arbeiten. Foto: Lapp Foto: red

Während in Weißenstadt für 60,2 Millionen Euro eine neue Therme und ein komplettes Kurzentrum gebaut werden, wird in Fichtelberg über den Wiederaufbau der abgebrannten Therme verhandelt. Ein Blick auf beide Standorte - und die Konkurrenz in der Region.

 
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Schon von weitem sind die drei Kräne zu sehen, die aus dem Schnee in den Himmel ragen: Die Bauarbeiten am neuen Kurzentrum mit großer Therme am Rande des Weißenstadter Sees laufen auch im Winter. Stephan Gesell, Geschäftsführer der Gesell GmbH, der Dachfirma, unter der auch das neue Kurzentrum Siebenstern betrieben wird, hält weiter am Eröffnungstermin im Oktober 2016 fest. „Davon gehe ich fest aus.“

Die Arbeiten im zukünftigen Untergeschoss der Anlage laufen auf Hochtouren. Schon jetzt sind die Gründungsarbeiten abgeschlossen, schon werden die ersten Leitungen verlegt. Wo die erste Bodenplatte liegt, wird später der Technikbereich sein. Sogar schon etwas wie den Anfang von Wänden ist zu erkennen. „Die Mauern stehen“, sagt Gesell. Demnächst wird ein weiteres Fundament gegossen. Die Arbeiten sind trotz Winters im Zeitplan.

60,2 Millionen Euro für den Thermen-Bau

Das Weißenstadter Projekt ist 60,2 Millionen Euro schwer. Davon wird etwa ein Drittel mit öffentlichen Mitteln gefördert. Die Förderzusage liegt bereits seit Juli vergangenen Jahres vor. Ungefähr ein weiteres Drittel schultert ein Bankenkonsortium. „Der Kreditvertrag des Konsortiums liegt ebenfalls vor“, sagt Gesell. Weitere 14,5 Millionen Euro sollen aus Eigenkapital kommen, von Privatanleger. Dort klafft noch eine Lücke von etwa 3,5 Millionen Euro. Noch immer ist Gesell in Gesprächen. „Ich habe viele Termine.“ Die Gemeinde hält sich aus der Finanzierung heraus. Sie ist nur indirekt am Projekt beteiligt. Über ein Kommunalunternehmen hatte sie die Bohrung nach Thermalwasser für 2,5 Millionen Euro finanziert.

Keine Angst vor der Konkurrenz?

Beim Blick zu den Konkurrenz-Bädern bleiben die Planer von Weißenstadt gelassen. Wenn in Fichtelberg ein neues Bad entsteht, gebe es natürlich einen „gewissen Mitbewerber“. Gesell: „Der Markt würde uns fehlen“, vor allem wenn die Ski-Fahrer nach der Piste in die Sauna wollten. Allerdings setzt Gesell auf die „Strahlkraft in die Region“ seines Projektes. Er verweist auf die Gutachten, die dazu erstellt worden sind. Die bescheinigten dem Kurzentrum eine „hohe Aufenthaltsqualität“, Besucher könnten locker einen ganzen Tag und mehr dort verbringen: Massagen, Wellness, Bäder und Gesundheit. Das Kalkül der Gutachter: Je höher die Aufenthaltsqualität, umso höher die Verweildauer der Gäste. Und von umso weiter kämen sie her. Ziel der Planer ist, den gesamten Großraum Nürnberg anzulocken.

Deshalb haben sie auch keine Sorge mit Blick auf die Therme in Obernsees. „Das ist ein anderes Zielpublikum“, sagt Gesell, die Betonung liege eher auf Freizeit, nicht wie in Weißenstadt auf Gesundheit. Also: keine echte Konkurrenz.

Die Lohengrin-Therme steht im direkten Wettbewerb

Anders sieht es aus mit der Lohengrin-Therme in Bayreuth: Auch die setzt auf Gesundheit. Und steht mit Weißenstadt im Wettbewerb. „Wir verfallen nicht in Panik“, sagt Gesell, es sei ein „normaler und vernünftiger“ Wettbewerb. Trumpfkarte gegen den Bayreuther Konkurrenten sei das Angebot „aus einem Guss“: eine ganz neue Therme und ein ganz neues Hotel. Schon bevor es fertig gebaut ist, steht fest, dass es nach einigen Jahren „dem Zeitgeist angepasst“ werden muss. Dies sei schon fest einkalkuliert.

Der Gemeinderat stand immer einstimmig hinter allen Phasen des Projekt. Ziel des Ortes ist es, mit dem Titel „Bad“ Weißenstadt geehrt zu werden. Deshalb hat sich die Gemeinde auch an der Bohrung nach einer zweiten Heilquelle beteiligt.

Hintergrund: Kulturzentrum Siebenstern

Das Kurzentrum Siebenstern besteht aus einem Vier-Sterne-Hotel mit 202 Zimmern und  230 Gästebetten, zehn Familien-Appartements und fünf Suiten. Die Therapie- und Wellnessfläche ist 3000 Quadratmeter groß. Davon entfallen 1700 Quadratmeter auf die Wasserflächen von sieben verschiedenen Gesundheitsbädern. Auf 9000 Quadratmetern hat die Gemeinde eigens ein Sondergebiet „Gesundheitstourismus, Freizeit und Erholung“ eingerichtet. Es erhält eine eigene Zufahrt, sogar ein Kreisverkehr wird gebaut.

Über den aktuellen Stand beim Wiederaufbau der Therme in Fichtelberg unterrichtete Bürgermeister Georg Ritter (CSU) Montagabend den Gemeinderat und zahlreiche Zuhörer. Die wichtigsten Fakten:

Der Bauantrag: Der Antrag ging am 20. Januar ins Landratsamt, am gleichen Tag fand eine Vorprüfung statt. Die Vier-Wochenfrist, innerhalb der sich Ämter und Behörden zu dem Vorhaben äußern können, läuft. Ritter: „Wenn alles planmäßig läuft, wird eine Baugenehmigung im März möglich sein.“ Bauherr Heinz Steinhart über das Landratsamt: „Die arbeiten unheimlich schnell, wir sind verblüfft.“ Und er mutmaßt: „Vielleicht will sich der Landrat nicht dem Verdacht aussetzen, eine mögliche Konkurrenz für Obernsees zu behindern.“

Die Kosten: Für insgesamt 18 Millionen Euro will Steinhart die im Mai 2012 abgebrannte Therme wieder aufbauen.

Das Finanzierungskonzept: Zum Finanzierungskonzept sagt Steinhart so viel: Der Löwenanteil soll von der Versicherung kommen. Und das, was nicht die Versicherung zahlt? „Wenn ich Sonderwünsche und Träume verwirklichen will, muss ich das mit eigenem Geld bezahlen.“

Verhandlungen: „Wir stehen in außergerichtlichen Verhandlungen mit der Gothaer, davon hängt viel ab.“ Das Hauptproblem seien die „rechtswidrigen Beschlüsse der Gemeinde“ im alten Gemeinderat. Die Verhandlungen mit der Gothaer seien „aussichtsreich“. das macht Steinhart auch daran fest, dass die Frist zum Wiederaufbau – sie würde in drei Monaten auslaufen – von der Versicherung um ein Jahr verlängert wurde.

Die Verhandlungen mit der Gemeinde wegen Steinharts Schadenersatzforderungen seien auf dem Weg zu einer Lösung. Das Ziel sei: „Gesamtfinanzierung ohne Kreditaufnahme.“

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