Thema Kitzrettung: Verantwortung für die Tiere

Von Norbert Heimbeck

Die Tierschutzorganisation Peta hat einen Kulmbacher Landwirt angezeigt, der beim versehentlich drei Rehkitze überfahren hat. Seither tobt ein heftiger Streit zwischen Tierschützern, Landwirten und Jägern. Dass Tierschutz auch ohne Schlagzeilen und böse Worte möglich ist, zeigt die private Initiative Kitzrettung Fichtelgebirge.

 
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Es sind keine netten Bilder: Verstümmelte und zerhackte Rehkitze liegen auf blutgetränktem Gras. Landwirtschaftlich genutzte Wiesen, die im Mai und Juni gemäht werden müssen, sind just zu dieser Zeit Kinderstube des Reh-Nachwuchses. Das ist kein neuzeitliches Problem. Schon immer mussten Bauern in diesen Wochen besonders aufpassen, damit sie keine Tierbabys überfuhren.

Doch in jüngerer Zeit bläst den Bauern ein strenger Wind ins Gesicht: Je mehr die Industrialisierung die Landwirtschaft und die Konsumenten entfremdet, desto stärker wird die vermeintliche Idylle zwischen Kuhstall und Blumenwiese von eben diesen Konsumenten verklärt. In dieses rosarote Bild passt einfach nicht, was kürzlich im Landkreis Kulmbach geschah. Bei Mäharbeiten tötete ein Bauer mehrere Rehkitze. Danach setzte eine üble Kampagne ein, die in einer Strafanzeige gegen den Landwirt gipfelte. Glaubt denn tatsächlich jemand ernsthaft, dass ein Bauer absichtlich ein Rehkitz überfährt und zerhäckselt? Wenn schon ein kleines Hundehäufchen in der Wiese das Futter für viele Tiere unbrauchbar macht? Welchen Schaden richtet dann ein Blutbad unter Kitzen an?

Die Peta-Leute müssen sich den Vorwurf gefallen lassen, dass sie in ihrem Kampf ums Tierwohl nicht gerade zimperlich sind. Aber der Zweck heiligt eben nicht die Mittel. Dass Tierschutz auch anders funktionieren kann, zeigt eine private Initiative. Die Kitzrettung Fichtelgebirge bringt alle zusammen: Bauern, Jäger und Tierschützer. Alle sprechen miteinander, wer wann mähen will und wer zuvor die Wiesen absuchen kann. Dabei wird klar: Das Zusammenspiel von Landwirt und Jagdpächter muss klappen, sollen die Kitze unversehrt bleiben. Der Einsatz der Tierretter ist dann das Tüpfelchen auf dem I.

Man muss den Landwirten Respekt zollen, wenn sie Fremde durch ihre Wiesen ziehen lassen. Außerdem kostet die Kontrolle (Arbeits)-Zeit. Und: Wer als Autofahrer schon mal wegen Hund, Katze oder Taube auf der Straße gebremst hat, kann immerhin erahnen, dass die Reaktionszeit des Fahrers auf einem schweren Traktor mit einem viele Meter breiten Mähwerk im hohen Gras immer zu kurz ist. Es nützt daher nichts, den Schwarzen Peter herumzuschieben. Verantwortung für die Tiere tragen wir alle. Jederzeit.