Jagdpächter in der Pflicht
Melanie Thoma steht mit Gummistiefeln am Rand der Wölsauer Wiese. Sie hat per Interent von der Begehung erfahren und sich gleich entschlossen, mitzumachen. Sie erzählt: "Mein Papa hat die Jagd bei Marktleuthen gepachtet. Er kennt jedes Reh in seinem Revier und weiß genau, welche Geiß trächtig ist." Nach ihrer Meinung haben die Jagdpächter mindestens die selbe Verantwortung für die Rehe wie die Landwirte.
Marcus Bayreuther, dessen Familie in Wölsau einen Biogas-Hof betreibt und Pferde hält, unterstützt das: "Das Wildtier-Management ist eindeutig Aufgabe der Jäger. Aber wir als Bauern haben nicht nur die Aufgabe, Lebensmittel zu produzieren. Wir sind auch in der Pflicht, im Natur- und Artenschutz aktiv zu werden." Deshalb unterstützt er die Kitzretter, nimmt sich gut zwei Stunden Zeit, um mit den Freiwilligen zwei Wiesen abzusuchen, die er an diesem Tag mähen will. "Wir Landwirte stehen immer stärker in der Kritik, aus vielen Gründen. Deshalb müssen wir was tun." Er begrüßt daher die Initiative Daniela Kerlings: "Wer helfen will, sollte nicht auf eigene Faust durch die Wiesen laufen. Eine kurze Info beim Bauern oder beim Jagdpächter genügt, dann kann man eine gezielte Suche organisieren."
An diesem Morgen werden die Kitzretter in Wölsau kein einziges Tierbaby entdecken. Ein gutes Dutzend leerer Lager in der Wiese zeigen, dass ihre Arbeit grundsätzlich sinnvoll ist. Als Marcus Bayreuther später mit der Mähmaschine anrückt, ist er besonders vorsichtig - tatsächlich stößt er dann doch noch auf ein Kitz: "Offenbar hat uns das Tierchen ausgetrickst. Hundertprozentige Sicherheit hat man auch nach einer Begehung der Wiese nicht."
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