„Die Natur stirbt stumm. Früher gab es hier Junghasen, Kiebitze und viele Rebhühner. Inzwischen sieht man Kiebitze gar nicht mehr, Rebhühner sind sehr selten geworden“, sagt Lindner. „Es gibt noch einen alten Bauern, der mäht später. Aber wenn der mal nicht mehr ist, wird die Situation noch schlimmer“, überlegt die Tierärztin.
Erschreckende Gleichgültigkeit
Jagdpächter Rainer Trapper ist nicht so diplomatisch. „Die Gleichgültigkeit der Landwirte erschreckt mich. Früher war das nicht so, die alten Bauern sind auch mal durch eine Wiese gelaufen, die jungen Landwirte machen das nicht mehr“, sagt Trapper. Auch ein Anruf vor dem Abmähen der Wiese beim Jagdpächter hätte genügt. „Wenn ich Zeit gehabt hätte, wäre ich selber durch oder einer meiner beiden Jäger. Dann wäre gar nichts passiert“, so Trapper. Und der Jagdpächter kann auch nicht verstehen, dass man nicht merkt, dass auf einer Fläche von 2000 Quadratmeter Rehkitze liegen. Im vergangenen Jahr verurteilt ein Hofer Gericht einen Landwirt, weil er zwei Tiere verletzte.
Jagdpächter reagiert aufgebracht
„Wenn man eine Rehgeiß sieht und man kann eins und eins zusammenzählen, dann kann man doch wirklich drauf kommen, dass in der Wiese Kitze liegen“, sagt Trapper und betont, dass man dazu kein Jagdexperte sein muss. „Aber in Wahrheit sitzen die, die die Wiese mähen, in klimatisierten Traktoren und los geht’s“, ist Trapper sauer. Dass die beiden sofort getöteten Tiere möglicherweise nicht mehr die Gelegenheit hatten, zu schreien, hält der Jagdpächter für wahrscheinlich, doch das schwer verletzte Reh muss sich bemerkbar gemacht haben. „Die schreien jämmerlich. Wenn man das merken will, dann kann man das merken“, sagt Trapper.
Löwinger: Alles schief gelaufen
Wilfried Löwinger vom Bauernverband bricht natürlich eine Lanze für die Landwirte. „Im Idealfall ist es so, dass der Landwirt sich mit dem Jagdpächter in Verbindung setzt und dass der Jagdpächter dann etwas unternimmt“, sagt Löwinger und gibt zu, dass am Affalterhof wohl alles schief gelaufen sei.
Und manchmal ist es auch so, dass der Lohnunternehmer schon in der Nähe ist und dass die Wiese kurzfristig mit gemäht wird. Dann kann die Suche unterbleiben. „Ob derjenige, der gemäht hat, überhaupt irgend etwas mitbekommen hat, ist fraglich“; sagt Löwinger und glaubt eigentlich eher an eine Verkettung unglücklicher Umstände.