SEK-Einsatz: Plankenfelser packt aus

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Frank Schrüfer genießt die Sonne vor dem Haus in Plankenfels, das die Polizei am 15. September umstellt hatte. Foto: Udo Bartsch Foto: red

Ein Monat ist seit dem großen Polizeieinsatz in Plankenfels vergangen. Im Ort herrscht wieder Ruhe. Jetzt packt Frank Schrüfer aus. Er war der vermeintliche Geiselnehmer, wegen dem ein Großaufgebot der Polizei das Dorf für Stunden abriegelte. "Ich will mich rehabilitieren", sagt der 44-Jährige.

 
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Schrüfer hat sich Zeit gelassen. Lange hat er zusammen mit seinem Freund Harald Becker überlegt, ob er sich nach dem SEK-Einsatz gegenüber dem Kurier äußert. Becker hatte sich schon wenige Tage nach dem Einsatz beim Kurier gemeldet und das Vorgehen der Polizei in Frage gestellt: "Da steckt eine Frau dahinter", so seine Erklärung.

Schrotpatronen liegen gelassen

Der Schreck saß Schrüfer lange in den Knochen. Die Medien berichteten von Schüssen und Waffen, Frauen und Drogen. Das kann er nicht länger auf sich sitzen lassen. Das belastet ihn. "Ich werde von allen geschnitten", sagt er. Zudem fühlt er sich von der Polizei ungerecht behandelt. Die Beamten haben ihm seinen Computer, Laptops und sein Handy abgenommen. All das braucht er für seinen Beruf. All das hat er noch nicht zurück.

Leer ist auch der Stahlschrank, indem Schrüfer seine sieben Jagdwaffen und Munition aufbewahrte. Geblieben sind ihm drei Schrotpatronen. Die haben die Polizeibeamten wohl verloren, als sie die Wohnung ausräumten. Übersehen haben die Experten der Spurensicherung sogar eine Reihe von Gaspistolen, wie der 44-Jährige schildert.

Unverständlicher Notruf

Am Freitag, 15. September, war es zu einem großen Polizeieinsatz mit Spezialeinsatzkommando in Plankenfels gekommen. Den Anlass hatte der Anruf einer undeutlich sprechenden Frau gegen 14 Uhr gegeben. Was die Frau genau sagte, blieb unklar. Beamte umstellten darauf hin das Haus, das Schrüfer und eine alte Tante bewohnen. Eine Person werde bedroht, außerdem gebe es im Haus Waffen, so angeblich die Annahme. Die Polizei riegelte im Verlauf des Einsatzes ganz Plankenfels ab . Nach vier Stunden überwältigten SEK-Beamte den - nach eigenen Angaben - überraschten Schrüfer. Begleitet von einer jungen Frau hatte er das das Haus durch die Küchentür nach hinten verlassen. Dort steht auch sein Auto.

Streit zwischen Frauen

Die junge Frau heißt Roberta, wie Schrüfer berichtet. Sie hielt sich mit ihrer älteren Freundin Pawlina bereits seit dem Vorabend in der Wohnung auf. Schrüfer und Becker sprechen von Zigeunerinnen, die kaum Deutsch können. In der Nacht sei es zum Streit zwischen den Frauen gekommen, in dessen Verlauf Schrüfer die Altere vor die Tür setzte. Die Jüngere durfte bleiben. Kurz darauf, aber noch vor Sonnenaufgang sei dann plötzlich Polizei aufgetaucht, so Schrüfer weiter.

Polizisten prüfen Waffenschrank

Drei Beamte hätten sich seinen Waffenschrank angeschaut. "Die wollten angeblich nur nach dem rechten schauen, haben sie gesagt. Konkret haben sie mir gar nichts vorgeworfen", so Schrüfer dazu. Den Vormittag habe er dann mit der jüngeren Frau bis zu seiner Festnahme am späten Nachmittag verbracht. Geiselnahme und sexuelle Nötigung habe man ihm anschließend vorgeworfen.

Im Präsidium

Bei der Polizei in Bayreuth sei er zweimal auf Alkohol untersucht worden. Ein weiteres Mal habe man ihn auf Kratzspuren untersucht. Wohl wegen des Verdachts der Vergewaltigung, nimmt Schrüfer an. Während dessen legte die Freundin Roberta bei ihrer Vernehmung mit Hilfe eines Dolmetschers dar, sie habe sich mit der älteren Pawlina ganz freiwillig bei Schrüfer aufgehalten. Beweise dafür hatte schließlich Schrüfers Freund, Harald Becker. Auf seinem Smartphone zeigte er Fotos, die Schrüfer, die beiden Frauen und ihn recht fröhlich beim Bowling zeigen. Gegen Mitternacht war Schrüfer wieder auf freiem Fuß.

Rechtsanwältin will Akteneinsicht

Der Plankenfelser wehrt sich nun gegen die falschen Anschuldigungen, die ihn erheblich belasten. Seine Rechtsanwältin Sylvia Chemnitzer-Loscher aus Ansbach wendete sich in der vergangenen Woche an die Ermittlungsbehörden. Mit Schreiben vom vergangenen Freitag rügt die Anwältin die Beschlagnahme von Schrüfers Eigentum. Die Herausgabe werde verweigert, obwohl kein Richter die Untersuchung des Computers und des Handys angeordnet hat. Zudem werde in Schrüfers Persönlichkeitsrechte eingegriffen, ohne dass es konkrete Vorwürfe gebe. Abschließend fordert die Anwältin Akteneinsicht und Ermittlungen gegen die Anruferin wegen falscher Verdächtigung.

Die Polizei wollte sich gestern zu dem Fall nicht äußern, weil der Sachbearbeiter nicht zu sprechen war.

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