Schornsteinfeger sammelt Glücksbringer

Von Sonny Adam

Schornsteinfeger bringen Glück. Manche glauben, es hilft, den Männern in Schwarz an einen Knopf an der Kleidung fassen. Schornsteinfeger Harald Will, zuständig für den Kehrbezirk Neuenmarkt, Himmelkron und Trebgast, sammelt obendrein noch Glücksbringer. Sohn Florian, ebenfalls Kaminkehrer, sammelt inzwischen mit.

 
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Die jüngste Errungenschaft von Harald Will ist rund 70 Zentimeter groß und aus Holz: Es ist der Schornsteinfeger, der vor dem Eingang der Wills steht. „Den habe ich erst geschenkt bekommen“, lacht Harald Will, selbst Schornsteinfeger.

Gemeinsam mit seinem Sohn Florian arbeitet er für den Kehrbezirk Neuenmarkt. Jeder in Neuenmarkt, Himmelkron und Trebgast kennt die beiden. Man freut sich, wenn man sie trifft, verkörpert der Schlotfeger doch wie kein anderer das Glück. „Ich habe mehr als 1000 Kaminkehrer zu Hause: Glücksbringer in allen Größen und Formen“, sagt Sammler Will.

Geschenke von Freunden

Tatsächlich sind überall im Haus Kaminkehrer zu finden: In der Küche, im Wohnzimmer, im Büro. Harald Will hat einen Schlotfeger-Schlüsselanhänger, Kaminkehrer-Schilder, Porzellanfiguren, Schneekugeln, in denen Schornsteinfeger vom Himmel schneien, Räuchermännchen und mehr. „Viele Glücksbringer habe ich geschenkt bekommen. Ich sammle schon seit 35 Jahren, seitdem ich meinen Beruf ausübe“, erzählt Will von seinem Hobby. In seiner Sammlung gibt es auch Raritäten: Kaminkehrer aus DDR-Zeiten. Sogar eine Steiff-Spieluhr, auf deren Bild ein Kaminkehrer prangt, nennt Harald Will sein eigen.

Zufall bringt Will zum Schornsteinfegerdasein

Dass Will überhaupt Schornsteinfeger geworden ist, verdankt er einem Zufall. „Ich hab damals einfach den Schornsteinfeger gefragt, ob ich mal ein Praktikum machen kann. Was mir an dem Beruf gefallen hat, ist die Tatsache, dass man mit vielen Leuten zusammenkommt, es nie langweilig wird und man immer an der frischen Luft ist“, schildert Will. „Früher war der Beruf auch mal dreckig, das ist jetzt nicht mehr so. Kaminkehrer haben immer mehr Kontrollfunktionen, wir haben inzwischen weniger mit Ruß zu tun.“

Dass auch sein Sohn in die Schornsteinfeger-Fußstapfen tritt, freut Harald Will. „Florian hat erst eine Ausbildung zum Kfz-Mechatroniker gemacht, jetzt absolviert er eine zweite Lehre als Kaminkehrer. Nach den drei Jahren Lehrzeit muss man den Meister machen. Die Ausbildung ist ganz traditionell“, sagt Will.

Aberglaube ist nachrangig

Abergläubisch ist Will eigentlich nicht: „Ich sammle die Glücksbringer eher zum Spaß.“ Nur für eine Art der Glücksbringer hat Will nicht so viel übrig: Wenn Schweine in Kaminkehrermontur gesteckt werden. „Das mag ich nicht so.“ Doch gegen Kaminkehrer, die auf Glücksschweinen reiten oder die Schweine in den Händen halten, hat er nichts.

„Dass Schornsteinfeger Glücksbringer sind, kommt aus dem Mittelalter. Damals kam es in den eng aneinander gebauten Häusern oft zu Bränden. Deshalb hat man mit den Schornsteinfegern eine Art Brandschutz-Polizei eingeführt“, weiß Will. „Wenn ein Kaminkehrer kam, freuten sich die Leute, denn er verhinderte viele Brände. Daher kommt auch das Image des Glücksbringers.“

Schweinchen als Glücksbringer mag er nicht

Will gratuliert auch Brautpaaren oder fungiert als Glücksbringer bei Geburtstagen. „Einmal sollte ich einem Berliner ein lebendiges Spanferkel übergeben. Aber ich habe das Schwein im Körbchen gelassen“, erzählt er. Persönlich wünscht sich der Glücksbote für das neue Jahr nur eines: „Ich bin schon zufrieden, wenn alles so bleibt, wie es ist“, sagt Will.

Die Schornsteinfeger Harald und Florian Will wünschen sich allerdings nicht nur Glück für sich selbst und ihre Lieben, sondern sie gingen vor Weihnachten auch auf „Glückstour“ im Edeka-Markt in Neuenmarkt und im Rewe-Markt in Himmelkron. Dort sammelten sie 1200 Euro. Der Erlös kommt dem Verein „Schornsteinfeger helfen krebskranken Kindern“ zugute.

Am Glücksrad drehen und für krebskranke Kinder spenden

Für zwei Euro konnte jeder am Glücksrad drehen und gewann damit einen Weihnachtsstern. Wenn das Glücksrad auf dem goldenen Feld stoppte, gab es einen Rauchmelder gratis. „Aber viele Leute wollten gar nicht am Glücksrad drehen, sondern spendeten einfach so“, zieht Will Bilanz.

Die Sammelaktion geht auf eine Initiative von Jürgen Stricker zurück, einem Schornsteinfegerkollegen aus Großrehmühle. Strickers Tochter litt im Kindesalter an Leukämie. „Damals hat Jürgen Stricker den Verein gegründet, um seiner Tochter zu helfen“, sagt Will. „Es ging darum, die Forschung zu finanzieren, die Heilungschancen zu steigern.“

Gründer der Sammelaktion und Tochter starben an Krebs

Inzwischen sind rund 7000 Schornsteinfegerbetriebe – von insgesamt 8000 Kehrbezirken in Deutschland – im Verein „Schornsteinfeger helfen krebskranken Kindern“. Die Schornsteinfeger runden alljährlich die Summe auf. Aber weder Jürgen Stricker noch seine Tochter können die alljährliche Sammelaktion noch erleben. Beide sind bereits an Krebs gestorben. Seit seiner Gründung hat der Verein „Schornsteinfeger helfen krebskranken Kindern“ mehr als eine Million Euro eingenommen.

Jeder Euro hilft und trägt ein kleines bisschen dazu bei, die Krankheit Krebs besser zu erforschen.

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