Das ultimative Glückssymbol Schlotfeger: An Neujahr immer gern gesehen

 Foto: red

BAYREUTH. An Neujahr sollen sie Glück bringen wie kein anderes Symbol. Dafür werden unzählige winzige Nachbildungen von Kaminkehrern verschenkt. Dass Schlotfeger als Glücksbringer gelten, ist eine lange Geschichte. Die Herren in schwarzer Kluft und Zylinder sind auch im 21. Jahrhundert gern gesehen.

 
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Jedes Kind erkennt den Kaminkehrer an seiner Montur: ein schwarzer Arbeitsanzug mit goldenen Knöpfen, den Kehrbesen über der Schulter und den Zylinder auf dem Kopf. Der Ursprung dieses weit verbreiteten Glaubens geht bis ins Mittelalter zurück, in die Zeit ab Ende des 14. Jahrhunderts.

Bedingt durch das Anwachsen der Städte wurde eine Vorrichtung zum Ableiten von Rauch und Ruß unerlässlich. Die neu entstandenen Kamine bedurften jedoch regelmäßiger Reinigung. Denn war der Abzug durch Ruß verstopft, war das für die Familie eine Katastrophe. Man konnte nicht kochen, es war kalt im Haus, außerdem konnten sich giftige Gase im Wohnraum sammeln oder es konnte sogar Feuer ausbrechen, das oft genug ganze Dörfer niederbrannte.

In dieser Zeit entstand der Beruf des Kaminkehrers. Wenn der Kamin verstopft war oder schlecht zog, was es ein wahrer Glücksfall, wenn der Kaminkehrer kam. Die Familie konnte wieder kochen und hatte wieder ihr warmes und sicheres zu Hause.

Seitdem bewahren die Kaminkehrer durch ihre Kontrollen und die vorbeugende Reinigung der Kamine die Hausbewohner vor zukünftigem Unheil.

Hinter den Spiegel

Seitdem gelten die Kaminkehrer als Glücksbringer. und sehr oft kamen die Kaminkehrer früher am Neujahrstag und sprachen der Familie als erstes die Neujahrsglückwünsche aus, die Neujahrs-Gratulationskarte der Kaminkehrer steckte die Familie als Glücksbringer hinter den Spiegel.

Wolfgang Reindl, Bayreuther Bezirkskaminkehrermeister, hat seine Erfahrung als Schlotfeger und Glücksbringer gemacht: „Es kommt noch ab und zu vor, das jemand an den goldschimmernden Knöpfen reiben will“. Ihm sei das nicht unangenehm, das gehört für Reindl zum Beruf dazu.

Es sind übrigens Frauen und ebenso die Männer, die im Schlotfeger einen Glücksbringer sehen.

Welch anderer Berufszweig kann schon von sich behaupten, allein durch seinen Anblick Menschen zu erfreuen? Eben das schätzen viele Kaminkehrer an ihrem Beruf. Sie dürfen aber auch nicht menschenscheu sein, denn in ihren schwarzen Kehranzügen ziehen sie nicht nur Blicke an. Passanten kommen ihnen gerne auch mal etwas näher, um das Glück abfärben zu lassen. Sie fassen unverblümt die Ärmel des Kaminkehrers an oder drehen ohne Rücksicht auf Verluste an den Knöpfen des Anzugs.

Den rußbedeckten Handwerker zu umarmen, bedeutet im Volksglauben sich ein Stück von seinem Glück zu sichern. Gelingt es gar, ein Stück des Besens oder einen ganzen Goldknopf zu ergattern, soll einem das Glück für ewig hold sein.

Auch die oberfränkischen Kaminkehrer haben hier schon einiges erlebt und werden immer wieder unvermutet als beliebtes Fotomotiv für Touristen oder als Gratulant und Glücksbringer für Feste und Veranstaltungen eingeladen. Bei aller Vielfalt der Aufgaben, die Lieblingsbeschäftigung der Kaminkehrer bleibt es immer noch, Glück zu bringen – insbesondere an Neujahr.

Der Bayreuther Kaminkehrermeister Wolfgang Reindl zur Monopoldiskussion: „Das Monopol haben nicht die Schlotfeger, sondern der Staat. Die Kaminkehrer sind Beliehene und üben staatliche Aufgaben aus.“

Öffentliche Sicherheit

Und dabei handelt es sich um Brand- und Umweltschutz, also die öffentliche Sicherheit im weitesten Sinne. Eine Reform des Schornsteinfegergesetzes wurde von der EU-Kommission angestoßen und im Jahr 2008 verabschiedet. Das bisherige deutsche Schornsteinfegergesetz tritt mit Ablauf des 31. Dezember 2012 außer Kraft. Es wird ersetzt durch das Gesetz über das Berufsrecht und die Versorgung im Schornsteinfegerhandwerk.

Inhalte des neuen Gesetzes sind unter anderem eine Lockerung des althergebrachten Kehrmonopols. Ab sofort werden Schornsteinfegerarbeiten einem Wettbewerb unterliegen. So können zukünftig Sanitär- und Klimaanlagentechniker wie bislang normale Wartungsarbeiten an Feuerstätten übernehmen.

Die Ausführung von Kehr- und Überprüfungsarbeiten bleibt den als Schornsteinfegerbetrieben in die Handwerksrolle eingetragenen Meisterbetrieben vorbehalten.

Die regelmäßige Feuerstättenschau und Abnahmen nach Landesrecht sollen weiterhin von den Schornsteinfegern durchgeführt werden. Auch werden die Kehrbezirke nun alle sieben Jahre neu europaweit ausgeschrieben.

„Dann ist es möglich, dass beispielsweise ein Österreicher in der Region einen Kehrbezirk übernimmt“, so der Bezirkskaminkehrermeister Reindl. In Oberfranken gibt es 143 Kehrbezirke, wie er sagt.

Symbolbild: pa

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