Bernd Hagen nach fast 50 Jahren Arbeit im Ruhestand – Nachfolger Stefan Neuner im Amt Mistelgau: Schornsteinfeger gibt den Besen ab

Von Dieter Jenß
Bernd Hagen (rechts) übergibt den Stilbesen vor dem Rathaus in Mistelgau an seinen Nachfolger Stefan Neuner. Foto: Jenß Foto: red

In früheren Jahrhunderten war der Schornsteinfeger besonders wichtig. Wenn der Kamin verstopft war oder schlecht zog, war er zur Stelle. Er machte sauber und brachte wieder Wärme in die Stube. Bernd Hagen arbeitete seit 1984 als Schornsteinfeger in Mistelgau. Jetzt geht er in den Ruhestand.

 
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Schornsteinfeger gelten als Glücksbringer. Dabei sind sie heute als Kaminkehrer in erster Linie anerkannte Umwelt- und Energieexperten. Einer von ihnen ist Bernd Hagen aus Mistelgau. Der seit dem 1. April 1984 in Mistelgau tätige Schornsteinfegermeister konnte als 63-Jähriger nach fast 50 Jahren Berufstätigkeit vorzeitig in den Ruhestand gehen.

Das war Anlass für die beiden Bürgermeister Werner Kaniewski aus Glashütten und Karl Lappe aus Mistelgau, den langjährigen Schornsteinfeger zu verabschieden und gleichzeitig seinem Nachfolger Stefan Neuner zu begrüßen. Neuner lernte von 1990 bis 1993 bei seinem Vorgänger das Kaminkehrerhandwerk.

In früheren Jahrhunderten waren Schornssteiger sehr wichtig

In früheren Jahrhunderten war es ein Problem, wenn der Kamin verstopft war oder schlecht zog, denn dann konnte das Essen nicht mehr zubereitet werden und es wurde kalt im Haus. In einer solchen Situation brachte der Kaminkehrer die Rettung. Er säuberte den Kamin und es war wieder möglich zu kochen und zu heizen. So brachte er das Glück zurück. Zudem brachte die Reinigung des Schornsteins den Vorteil, dass sich der angestaute Ruß nicht so schnell entzündete und es nicht zum Häuserbrand kam.

In Deutschland liegt die Feuersicherheit im öffentlichen Interesse. Dies findet seinen Niederschlag in Gesetzen und Verordnungen. So übertrug der Gesetzgeber dem Schlotfegerhandwerk, das rund 20 000 Beschäftigte ausüben, neben der Reinigung und Überprüfung von Schornsteinen auch die Kontrolle von Heizanlagen sowie die Feuerstättenschau.

Durch Zufall landelt Bernd Hagen in Mistelgau

Dass der heute 63-jährige Bernd Hagen, ein gebürtiger Arzberger, in Mistelgau landete, war mehr oder weniger Zufall. 1984 hatte seine Bewerbung als Bezirksschornsteinfegermeister für den Kehrbezirk Mistelgau Erfolg. Zur Wahl stand auch Helmbrechts. Die Entscheidung für den westlichen Landkreis Bayreuth beeinflusste zum Teil seine Frau, da ihre Schwester damals in Stockau lebte. Zunächst war die neue Funktion auf Probe ausgelegt.

Bekanntlich unterliegen alle Hausbesitzer dem Kehrzwang. Dies wollte allerdings damals ein Hausinhaber nicht mitmachen. Prompt rückten Landratsamt, Polizei und Schlüsseldienst mit dem Schlotfegermeister Bernd Hagen an, der den Kamin reinigte.

2300 Häuser betreute Hagen in seinem Kehrbezirk

In der Mistelgauer Gemeindeverwaltung traf Hagen einen alten Bekannten aus Arzberg wieder. Peter Schöffel, heute langjähriger Mitarbeiter, stand plötzlich vor ihm. Hagen lebte sich in Mistelgau schnell ein. Als Sportbegeisterter fand er schnell Anschluss, vor allem in der Tennisabteilung, die er viele Jahre leitete.

Zuletzt hatte er rund 2300 Häuser in seinem Kehrbezirk zu betreuen, der Glashütten, Mistelgau – außer Obernsees und Seitenbach, die Ortsteile Pittersdorf, Pettendorf, Creez, Bärneuth, Nees sowie Volsbach und Körzendorf in der Gemeinde Ahorntal und Löhlitz in der Stadt Waischenfeld umfasste.

Stets hatte der Bezirksschornsteinfegermeister als selbstständiger Handwerker, der auch hoheitliche Aufgaben zu erfüllen hat, und der Aufsicht durch das Landratsamt, der Regierung von Oberfranken und Innung unterlag, einen festen Mitarbeiter an seiner Seite.

An Aufgaben mangelte es im Bezirk Mistelgau nicht. Die neuen Baugebiete mit etlichen Haushalten waren ein großes Betätigungsfeld. Die auf Betreiben der EU-Kommission veranlasste Aufgabe des Kehrmonopols ab 1. Januar 2013 hatte für Bernd Hagen letztlich wenig Einfluss auf die Zahl der Kunden.

Bis auf wenige Ausnahmen blieben die Bürger ihrem Schlotfegermeister treu. Auch ein Beweis für die Zufriedenheit mit dem Mann in Schwarz.