Bund zahlt 4,1 Millionen Euro für den Nordflügel Schlossumbau kann 2017 beginnen

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Die Pläne zur Sanierung des Nordflügels von Schloss Thurnau werden immer konkreter. Wenn die Vertreter des Kulmbacher Landkreises am Dienstag den Förderbescheid über 4,1 Millionen Euro im Berliner Bundesbauministerium entgegen nehmen, haben sie schon das Konzept für das Institut für Fränkische Landesgeschichte im Kopf.

 
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Denn die historische Schlossanlage zählt zu den 46 herausragenden, nationalen Projekten des Städtebaus, die eine Millionenförderung vom Bund erhalten. 50 Millionen Euro umfasst der reguläre Fördertopf, weitere 100 Millionen Euro kommen aus dem Zukunftsinvestitionsprogramm. Die Schlossanlage, deren älteste Bauteile aus dem Mittelalter stammen, wird damit als "herausragendes, regionalgeschichtliches Denkmal" anerkannt. Nur noch zwei bayerische Projekte werden außerdem gefördert: die Beneditinerabtei Plankstetten (1,4 Millionen) in Berching und das ehemalige Zisterzienserkloster Raitenhaslach (2,0 Millionen) in Burghausen. 

In das Thurnauer Schloss ist seit Beginn der Renovierungsarbeiten viel Geld investiert worden. Auf 29,1 Millionen Euro schätzt der frühere Stiftungsratsvorsitzende Jürgen Meins die Summe aller bisherigen Ausgaben. Hinzu kommen jährliche Unterhaltskosten in Höhe von 100- bis 200 000 Euro. Die Gräflich Giesche Stiftung, in der Uni, Gemeinde und Landkreis feste Sitze haben, kümmert sich seit 1996 um die Sanierung des denkmalgeschützten Ensembles. Neben einem Hotel beherbergt es bisher das Forschungsinstitut für Musiktheater der Universität Bayreuth. Mit der Universität Bamberg zusammen soll das Institut für Fränkische Landesgeschichte aufgebaut werden.

Klaus Bodenschlägel, Nachfolger von Jürgen Meins am Landratsamt, sagt: "Mit dem Geld können wir zwei Drittel des Umbaus des Nordflügels bestreiten." Das laufende Jahr diene dazu, die Pläne für die Sanierung genauer auszuarbeiten. Die Bauarbeiten werden voraussichtlich 2017 beginnen. Mit dem Abschluss der Umbauten rechnet Bodenschlägel nicht vor 2019. Die künftigen Mitarbeiter des neuen Forschungsinstituts werden unterdessen im Carl-Maximilian-Bau untergebracht.

Der Nordflügel ist nach Bodenschlägels Aussagen einer der älteren Bauteile der Schlossanlage rund um den Unteren Schlosshof. Spuren aus Spätmittelalter und Gotik sind in dem burgartigen Trakt noch zu erkennen. Der Obere Schlosshof wird umschlossen von Renaissancebauten. Aus historischer Sicht ist die innerörtliche Burg- und Schlossanlage nach Ansicht Bodenschlägels außergewöhnlich gut erhalten. Im Unteren Schlosshof sollen in naher Zukunft repräsentative Räume für das Institut für Fränkische Landesgeschichte entstehen. Das werde ein "erhebliches und überdurchschnittliches Investitionsvolumen" erfordern, teilt Bodenschlägel mit.

Bisher habe das Erdgeschoss im Nordflügel als Keller gedient, die Tonnengewölbe seien unverputzt. Das erste Obergeschoss sei als Wohnung genutzt worden: Waschbecken, Spiegel und Öfen blieben als Überreste davon zurück. Einige Räume besitzen Stuckdecken aus dem 19. Jahrhundert. Wände und Decken müssten fast in jedem Raum restauriert werden. Arbeit für Restauratoren gibt es auch im zweiten Obergeschoss, das noch historische Türen und Fenster aufweist. Geschichtliche Bausubtanz erhalten, vorhandene Bauteile wiederverwenden, barrierefreie Zugänge und Fluchtwege schaffen, lassen sich die Hauptziele  zusammenfassen. Der Brandschutz und ein zweiter Rettungsweg stellten schon zu Meins Zeiten Probleme dar.

Die nun vorgeschlagene Lösung: ein Glasanbau mit Treppenaufgang und Aufzug an der Südfassade des Nordflügels. Und das möglichst ohne in die wertvolle Bausubstanz einzugreifen. Die Stahl-Glas-Konstruktion soll die Höhenniveaus ausgleichen.  Im Erdgeschoss sind Bodenschlägel zufolge Toiletten vorgesehen, die auch von Besucher etwa der Freilichttheateraufführungen benutzt werden können. Ein Ausstellungs- und Seminarraum verbindet nach dem Konzept den Künßbergflügel und den Pulverturm. Dieser ist zwar teilrenoviert, wird aber nicht vom Hotel genutzt.

Das Institut wird im zweiten Stockwerk in die vorhandenen Räume integriert: Büros, Besprechungszimmer, Teeküche, Sekretariat, Handbibliothek und Toiletten sollen dort Platz finden. Doch auch hier sind wie im ersten Stock statische Schwierigkeiten zu erwarten. Und dann gilt es noch zu klären, wo denn die zu erwartenden Studenten nach ihren Seminaren übernachten. Doch erstmal Schritt für Schritt weiter auf dem Weg zum Geschichtsinstitut.

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