Schlossumbau: Im April geht’s los

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Drei Monate darf der Nordflügel in den Winterschlaf versinken. Dann beginnen ab April nächsten Jahres die Bauarbeiten, um einen der ältesten Teile des Thurnauer Schlosses zu sanieren. Erst zwei Jahre später kann nach den aktuellen Entwurfsplänen das Institut für Fränkische Landesgeschichte einziehen.

 
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Bis es so weit ist und der Umbau im März 2019 abgeschlossen ist, werden dessen Mitarbeiter weiterhin im Carl-Maximilian-Bau untergebracht. Provisorisch residieren Wissenschaftler und Institutsleiter, der ab Januar hier sein soll, in der Zwischenzeit in zu Büroräumen umfunktionierten Hotelzimmern. Die Vorlesungen werden an den Universitäten in Bayreuth und Bamberg gehalten.

Zehn Büroräume mit bis zu 15 Arbeitsplätzen

Doch Lehrveranstaltungen und Forschungsarbeit könnten künftig auch in Thurnau stattfinden. „Im Nordflügel werden zehn Büroräume mit bis zu 15 Arbeitsplätzen entstehen“, erläutert Klaus Bodenschlägel, Mitglied der Gräflich Giechschen Spitalstiftung und verantwortlicher Projektkoordinator für den Umbau. In seinem Büro am Eingang zum Oberen Schlosshof breitet er Pläne, Skizzen und Tabellen aus. Die Entwurfsplanung der Architekten Spindler Plus aus Kronach liegt schon vor. Und vor zwei Wochen ist der Bauzeitplan verabschiedet worden.

Vorbau aus Glas und Stahl

Das Besondere an dem Vorhaben: Um den Nordflügel barrierefrei zugänglich zu machen, wird das denkmalgeschützte Gebäude über einen Steg und einen Vorbau aus Glas und Stahl erschlossen. „Wir haben lange um eine Lösung gerungen“, sagt Bodenschlägel. Denn der Bestand sollte geschont und die Fassade sichtbar bleiben. Auch die Bühne für kulturelle Angebote wird neuerrichtet und etwas flacher als ursprünglich ausfallen. Für den Glasvorbau werde eine „lichte Bauweise“ gewählt, sagt Bodenschlägel. „Wir wählten eine transparente und möglichst filigrane Konstruktion.“ Der vorliegende Entwurf sei „die schlankeste Variante“, die zulasse, dass er Schlosshof weiter erlebbar bleibe. Der Glasanbau soll elf Meter hoch, 18 Meter lang und rund zwei Meter tief sein und einen Aufzug aufnehmen.

Rettungsweg in den "Apothekerbau" verlagert

Wäre noch an einen Rettungsweg zu denken gewesen, wäre das Bauwerk gleich 1,50 Meter tiefer ausgefallen. Damit hätte es relativ stark in den Unteren Schlosshof hineingeragt. Deshalb entschied sich der Stiftungsrat für die Alternativlösung. Für den Rettungsweg fanden die Planer eine andere Lösung: Er führt über den sogenannten Apothekerbau, einen früheren Lagerraum für Kräuter und Heilmittel, durch eine Holztür im Zwinger auf den Marktplatz. Die Spindeltreppen im Inneren werden verbreitert und begradigt.

Institutsleiterbüro im Pulverturm

Die Schwierigkeit: Beim Bau müssen teils erhebliche Höhenunterschiede überwunden werden. Denn nicht jedes Stockwerk im Nordflügel schließt an die angrenzenden Gebäude auf gleicher Höhe an. Das Mauerwerk ist versetzt und verschoben, was bei einem historischen Ensemble nicht ungewöhnlich ist. Das gesamte Schlossensemble besitzt eine Fläche von 9000 Quadratmetern und 250 Räume. Allein beim Nordflügel handelt es Bodenschlägel zufolge um 10.000 Kubikmeter umbauten Raum. Die drei Geschosse umfassen eine Fläche von rund 1300 Quadratmetern. Darin sind neben Büros und Besprechungszimmern Bibliotheksräume, Sozialräume und Toiletten vorgesehen. Im Erdgeschoss ist Platz für ein Depot, ein Archiv und Ausstellungsräume. Das Arbeitszimmer des Institutsleiters wird im Pulverturm untergebracht, wo noch schöne Stuckdecken erhalten sind.

Die Gemeinde mit Leben erfüllen

„Ohne das Bundesprogramm für nationale Projekte des Städtebaus und den Markt Thurnau wäre die Baumaßnahme nicht möglich“, betont Bodenschlägel und ist dankbar für die Unterstützung. „Wir haben uns über alle Maßen bemüht, dass es weiter geht“, sagt Bürgermeister Martin Bernreuther, ebenfalls Mitglied im Stiftungsrat, dem Landrat Klaus Peter Söllner vorsteht. Die Stiftung ist Eigentümer des Schlosses, hätte den Umbau aber aus eigener Kraft nicht stemmen können. „Aber wir helfen gerne und kommen durch Drittmittelgeber fast ohne Eigenmittel aus“, stellt Bernreuther fest. Durch den Zuschuss wird das Schloss als nationales Baudenkmal aufgewertet. Mehr als die geschätzten 4,5 Millionen Euro könnten jedoch nicht gestemmt werden, so Bernreuther. „Das würde sonst auch die Gemeinde überfordern.“ In dem Institut sieht Bernreuther eine Chance für Thurnau. „Ich erhoffe mir, dass durch die Studenten und Doktoranden mehr Leben in die Gemeinde kommt.“

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