Adelsbibliothek: Büchern drohen Schäden

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Der Nordflügel des Thurnauer Schlosses wird ab Frühjahr 2017 für 4,5 Millionen Euro saniert. Was mit der umfangreichen Adelsbibliothek geschehen wird, derzeit noch im Eigentum der Erbengemeinschaft Hiller von Gaertringen, ist noch offen. "Wenn die Bücher nicht bald vernünftig gelagert werden, könnten sie erheblich Schaden nehmen", warnt Historiker Marcus Mühlnikel.

 
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Die Adelsbibliothek umfasst in etwa 30.000 Bände. Juristische, theologische und historische Schriften. Medizinische Sachbücher, Nachschlagewerke, Zeitschriftenreihen. An den schönen Künsten und klassischer Literatur schienen die Schlossherren großes Interesse gehabt zu haben. Sogar eine von Friedrich von Schiller selbst korrigierte Druckfahne befindet sich unter den Werken, weiß Mühlnikel zu berichten. Der wissenschaftliche Mitarbeiter am Institut für Fränkische Landesgeschichte verfasste über die Adelsbibliothek einen Aufsatz, der im Buch zur Sonderausstellung "Aufgewacht" im Töpfermuseum erschien.

Feuchtigkeit könnte Bände zerstören

Die Bücher lagern wie die übrigen Erbstück der Grafen Giech in einem angemieteten Depot bei Hollfeld. "Dort sind aber die Temperaturunterschiede zu hoch", sagt Mühlnikel. "Dann kann sich Kondenswasser bilden." Die Bücher müssten daher dringend besser gelagert werden, damit sie nicht beschädigt werden. Daher hoffe er, dass es bald "einen vernünftigen Kompromiss" zwischen den Erben und der öffentlichen Hand geben wird. Notfalls sollte die Universität Bayreuth ihr Magazin zur Verfügung stellen, bis eine endgültige Lösung gefunden sei, schlägt Mühlnikel vor.

Schätze im Turmzimmer

Früher befand sich die Bibliothek im Hans-Georgen-Bau, der seit Ende der siebziger Jahre von der Universität Bayreuth genutzt wird. In dem heutigen Forschungsinstitut für Musiktheater waren die teils wertvollen Bücher in zwei Sälen untergebracht, schildert Mühlnikel. Daneben war die Ahnengalerie, die noch immer erhalten ist. Im Turmzimmer, einer Art Studierzimmer, verbargen sich die Schätze: Urkunden, Chroniken, Spitzenwerke.

Womit befasste sich der fränkische Adel?

Doch die Frage nach dem genauen Wert der Werke sei nur schwer zu beantworten. "Das eine ist der reine Marktwert, aber es gibt noch einen ideelen und wissenschaftlichen Wert", sagt Mühlnikel, der nichts davon hält, die Sammlung zu zerpflücken. Zwar gebe es eine Reihe von Sahnestücken, jedoch genauso Wertloses. "Nur im Kontext besteht für mich der Wert", sagt Mühlnikel, also in Zusammenhang mit dem Schloss und seinen ehemaligen Bewohnern. Über die Bücher und Tagebücher sei es möglich, denn "geistigen Horizont des fränkischen Adels nachzuzeichnen". Aus dem Fundus könnten sich vielerlei, fachübergreifende Forschungsansätze ergeben.

Oberfrankenstiftung zögert noch

Indes ist noch nicht sicher, ob das Institut die Bibliothek übernimmt. Das wird erst mit der neuen Institutsleitung besprochen, die im Herbst die Tätigkeit aufnehmen soll. "Ankauf oder Leihgabe, beides ist möglich", meint Mühlnikel. Das ehemalige Adelsarchiv sei bereits an das Staatsarchiv Bamberg gegangen. Zwei Drittel des "Riesenbestands" sei bereits erschlossen und einsehbar, der Rest fehle noch. Das Künßberg-Archiv sei noch überhaupt nicht erforscht. Ob die Oberfrankenstiftung einen Beitrag zur wissenschaftlichen Aufbereitung der Archive oder der Bibliothek leisten wird, ist nicht klar. Auf Nachfrage des Kuriers hieß es, dazu sei noch keine Entscheidung getroffen worden. Weitere Gespräche würden erst noch stattfinden.

Übergangslösung im Schlosshoteltrakt

Im Carl-Maximilian-Bau, wo das Schlosshotel beherbergt ist, stehen dem neuen Geschichtsinstitut vorübergehend vier Räume zur Verfügung. "Wir haben hier eine gute Übergangslösung gefunden", sagt Klaus Bodenschlägel, Vorstandsmitglied der Gräflich Giech'schen Spitalstiftung, der das Schloss gehört. Der bauliche Zustand des Nordflügels, in dem die Erben der Giechs zuletzt wohnten, sei viel besser als der in der Kemenate. Dennoch ist der Gebäudeteil aufgrund des langen Leerstands sanierungsbedürftig. Die 4,5 Millionen Euro Kosten für die voraussichtlich zwei Jahre dauernde Sanierung trägt größtenteils der Bund. Der Eigenanteil der Gemeinde beläuft sich auf 400.000 Euro. Laut Bürgermeister Martin Bernreuther ist der Betrag über Drittmittel abgesichert.

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