Schloss: Inventar darf noch nicht zurück

Von

Die Sonderausstellung "Aufgewacht!" im Thurnauer Töpfermuseum ist beendet. Rund 2000 Besucher wollten sich die Schau mit wertvollen Gegenständen aus der Sammlung der Grafen Giech nicht entgehen lassen. Doch bis sie alle ins Schloss Thurnau endgültig zurückkehren, kann es noch eine Weile dauern. Drei Exponate könnten den Anfang machen.

 
Schließen

Diesen Artikel teilen

Der Ausstellungstitel ist durchaus im doppelten Sinn zu verstehen: Aufgewacht sind zwar die Erbstücke aus ihrem Dornröschenschlaf. Aufgewacht sind jedoch noch nicht alle derer, die über eine Rückkehr der Möbel, der Ahnenporträts und Sammlerstücke zu entscheiden haben.

"Untern Hammer? Was ein Jammer!"

Wie die Einträge ins Gästebuch der Sonderschau zeigen, fällt die Resonanz der Besucher äußerst positiv aus. "Sehr schön", "grandios", "ein Erlebnis" schreiben die Gäste etwa über das Gesehene. Die Objekte müssten in Thurnau bleiben, weil sie wichtig seien für die Identität der Region, heißt es da. "Das Zeug untern Hammer? Was für ein Jammer! Herr Minister ran an den Speck, sonst sind die Kostbarkeiten weg": Mit diesen Worten mahnt ein Besucher aus Hof, die Chance nicht zu versäumen, die Sammlung langfristig der Öffentlichkeit zugänglich zu machen.

Versteigerung als letzte Möglichkeit

Die Erben der Giechs, die Nachkommen des Barons Hiller von Gaertringen, wollen ihr Depot in Weiher bei Hollfeld wegen der hohen Unterhaltskosten auflösen. Bis Ende des Jahres hoffen sie auf ein Signal, dass die Sammlung und die umfangreiche Bibliothek ins Schloss Thurnau zurückkehren können. Ansonsten bliebe nur die Möglichkeit, sie zu versteigern, was derzeit jedoch keiner will. Die Frage der öffentlichen Zugänglichkeit und die Übernahme der laufenden Kosten sei noch immer nicht geklärt, sagt Hans-Georg Hiller von Gaertringen im Gespräch mit dem Kurier. "Der Wille ist jedoch spürbar, dass versucht wird, alles unter einen Hut zu bringen."

Träger fehlt noch

Das sieht auch sein Bruder Karl so, der sich als Mitglied in der Gräflich Giech'schen Spitalstiftung, für ein Mischkonzept ausspricht. Der Stiftung wurde das Schloss übertragen. Sie ist für den Unterhalt und die Instandsetzung des Gebäudes zuständig, in das bereits viele Millionen Euro investiert worden sind. "Im oberen Teil der Kemenate könnte das Depot entstehen", sagt Karl Hiller. In den sanierten Räumen darunter seien Sonderausstellungen zu wechselnden Themen denkbar. Ein Teil der Sammlung könne dauerhaft in der Kemenate verbleiben. Zuvor müsse eine "tragfähige Struktur" gefunden werden, damit das Ganze auf einer sicheren finanziellen und rechtlichen Basis stehe, ergänzt Friedrich Hiller von Gaertringen, der Anfang der Woche mit seinen Geschwistern die Ausstellung im Töpfermuseum abbaute. Nach ihren Vorstellungen könnten der Freistaat beziehungsweise die Regierung von Oberfranken die Kosten für die Leihgabe übernehmen.

Regierung hält sich bedeckt

Eine Nachfrage bei der Regierung ergab, dass am Dienstag ein Gespräch über die Nutzung von Schloss Thurnau stattgefunden habe. "Eingeladen waren unter anderem Vertreter der Gräflich Giech'schen Stiftung und der beiden oberfränkischen Universitäten", teilte Sprecher Martin Steiner mit. "Weitere Gespräche werden sich anschließen, zu gegebener Zeit auch mit den Erben." Konkrete Ergebnisse gibt es anscheinend noch nicht.

Institutsleiter soll im Herbst anfangen

Die Universitäten Bayreuth und Bamberg gründeten in Thurnau ein Institut für Fränkische Landesgeschichte. An dieses könnte die wertvolle Adelsbibliothek angegliedert werden. Doch die Stelle des Institutsleiters blieb bislang noch unbesetzt. Nach Auskunft der Universität Bayreuth ist die Berufungsliste vom Senat jetzt bewilligt worden und der Ruf ausgesprochen. Die Berufungsverhandlungen würden Anfang August beginnen. Die Stelle des Institutsleiters könne dann zum 1. Oktober 2016 besetzen werden. Das Institut für Fränkische Landesgeschichte wird von 2016 bis 2020 mit vier Millionen Euro durch die Oberfrankenstiftung gefördert. Das Bayerische Staatsministerium für Bildung und Kultus, Wissenschaft und Kunst hat für das Institut 300.000 Euro in den Nordbayern-Plan eingestellt.

Landesstelle für nichtstaatliche Museen als Kooperationspartner

Klaus Bodenschlägel, Mitglied im Stiftungsvorstand, will bevor weitere Entscheidungen getroffen werden, die Landesstelle für nichtstaatliche Museen mit ins Boot holen. "Es geht um den Rohbau der Kemenate, das Depot und Ausstellungsvarianten", erklärt Bodenschlägel, der sich auch auf die Suche nach Zuschussgebern und einem Betreiber machen will. "Wir brauchen ein sauberes Konzept, wie wir die Dinge vernünftig ausstellen und lagern, und zwar so, dass es für alle Beteiligten finanzierbar und rechtlich vertretbar ist." Aufgrund der Vielzahl der Entscheidungsträger sei das ein langfristiger Prozess. Er betont aber: "Es sind noch alle Türen offen."

Aktueller Bauabschnitt genießt Priorität

Bürgermeister Martin Bernreuther, als Gemeindeoberhaupt ebenfalls in der Stiftung vertreten, weist darauf hin, dass es um viel Geld gehe. Der aktuelle Bauabschnitt, die Sanierung des Nordflügels, koste bereits 4,5 Millionen Euro. "Das sind nicht zuletzt Steuergelder." Daher sei erst nach weiteren Töpfen für die Finanzierung zusätzlicher Maßnahmen Ausschau zu halten.

Vorgeschmack, auf das, was möglich wäre

Im 19. und Anfang des 20. Jahrhunderst war die Sammlung in der Kemenate frei zugänglich. Einen Vorgeschmack, wie das auch in Zukunft aussehen könnte, wollen die Hiller von Gaertringens demnächst geben: ein Kirchenstuhl, ein Gobelin mit Thurnauer Motiv und eine Wiege aus der Sonderschau werden dort zu sehen sein.

Autor

Bilder