Pokerspiel ums Hollfelder Ärztehaus

Von Thorsten Gütling
Seit Jahren steht der Rohbau, jetzt soll in das Gebäude in der Bahnhofstraße in Hollfeld ein Ärztehaus einziehen. Bis Weihnachten sollen die Verträge in trockenen Tüchern sein. Frag sich nur noch, wer unterschreibt. Foto: Andreas Harbach Foto: red

Grundstückseigentümer und Investoren pokern, Bürgermeisterin Karin Barwisch bangt um Hollfelds medizinische Versorgung. Auf der Bürgerversammlung gibt sie bekannt, dass es schlecht aussieht um das geplante Ärztehaus. Es wäre der zweite Standort der innerhalb weniger Monate scheitert. Der Eigentümer des Grundstücks behauptet dagegen: Ein Verkauf steht unmittelbar bevor.

 
Schließen

Diesen Artikel teilen

Noch Ende Oktober hatte Architekt Stephan Schwarzmann dem Stadtrat ein Konzept präsentiert. Hatte behauptet, der Kauf des Grundstücks werde im November besiegelt. An ein Scheitern sei nicht mehr zu denken.

Wolfgang Burkhardt gehört das Gelände in der Bahnhofstraße - direkt gegenüber der freien Tankstelle, dort wo früher das Eisenwerk Hensel seine Hallen hatte. Der Eckersdorfer sagt: Drei mögliche Investoren stünden Gewehr bei Fuß. Seit vergangener Woche liege ihm ein Notarvertrag zum Verkauf des Grundstücks vor. Samt aller darauf befindlichen Gebäude: ein unvollendeter Rohbau, drei Etagen hoch, dazu zwei alte Fabrikhallen, die wohl abgerissen werden müssen. "Mündlich bin ich mir mit einem der Investoren bereits bis auf Punkt und Komma einig."

Vertrag soll vor Weihnachten unterzeichnet werden

Bis Ende dieser Woche will Burkhardt den Vertrag nach seinen Vorstellungen überarbeiten. Noch vor Weihnachten soll der Vertrag dann unterzeichnet werden. "Das ist nicht mehr gefährdet", sagt Burkhardt. Lasse er sich mit dem einen Investor nicht schließen, komme eben ein anderer zum Zug.

Ob der Hollfelder Architekt Stephan Schwarzmann noch als Investor infrage kommt, sei unklar. Zuletzt wollten Schwarzmann und Hubert Müller, dem der Edeka-Markt in der Bahnhofstraße gehört, gemeinsam als Investoren auftreten. Noch im Oktober hatten beide dem Stadtrat ihre Pläne vorgestellt. Demnach sollte der Kauf des Grundstückes noch im November über die Bühne gehen. An ein Scheitern sei nicht mehr zu denken, so Schwarzmann damals. In nächster Sitzung wollte der Stadtrat ein Sondergebiet für das Ärztehaus ausweisen und die Planungen somit vorantreiben. Da stand das Projekt aber schon gar nicht mehr auf der Tagesordnung.

Bruch zwischen zwei Investoren

Burkhardt behauptet, zwischen Schwarzmann und Müller habe es einen Bruch gegeben. Daraufhin habe Schwarzmann die Gespräche mit Burkhardt beendet. Schwarzmann selbst ist seit Tagen nicht für eine Stellungnahme zu erreichen. Und Müller widerspricht der Darstellung Burkhardts: "Wir sind nicht ausgestiegen. Wir sind nach wie vor Partner." Die Entscheidung, an wen das Grundstück verkauft werde, obliege aber natürlich dem Eigentümer.

Schwarzmann und Müllers Trumpf: "Wir haben einen Arzt in der Hinterhand", sagt Müller. Und den bräuchte auch jeder andere Investor. Weil die Stadt dem geplanten Bau zweier Supermärkte auf dem zu verkaufenden Gelände nur nach Inbetriebnahme des Ärztehauses zustimmen will. Die Märkte wiederum sind für Investoren das Interessante an dem Geschäft. Sie sollen soviel Geld abwerfen, dass der Bau des Ärztehauses gestemmt werden kann.

Schlechte Erfahrungen am Weiherer Weg

Für solche Vorgaben hat sich die Stadt aufgrund ihrer Erfahrungen an anderer Stelle entschieden: Am Weiherer Weg, im Norden der Stadt, wird seit Jahren über den Bau eines Ärztehauses diskutiert. Ein Investor hat dort mittlerweile zwei Supermärkte errichtet. Das Ärztehaus, das im Zuge dessen auch entstehen sollte, gibt es dagegen bis heute nicht. Deshalb bemüht sich die Stadt selbst seit Jahren um einen Arzt - ohne Erfolg.

Burkhardt sagt, ob der Investor, mit dem er sich nun einig sei, einen Arzt an der Hand habe, wisse er nicht. Der Investor kenne aber die Voraussetzungen für den Bau der Märkte. Dem Arzt, den Schwarzmann und Müller haben wollen, soll zugesichert worden sein, seine Praxis im Ärztehaus zum 1. Januar 2017 eröffnen zu können. Ein Zeitplan, den Burkhardt mittlerweile für unrealistisch hält. Und damit wird es verzwickt: Burkhardt sagt nämlich auch: "Ohne Müller geht es nicht."

Von Edeka-Müller hängt es ab

Die Interessenten um die beiden neuen Märkte seien Edeka und Aldi. Eine zweite Filiale, nur wenige Meter von Müllers entfernt, werde Edeka aber nicht eröffnen. Folglich müsse Edeka-Müller umziehen. Müller sagt, dass er einen Umzug nach wie vor reizvoll fände, aber lieber kaufen als mieten möchte. Zu den Problemen, die zwischenzeitlich aufgetreten sei sollen, sagt er: "Nach der Vorstellung der Pläne im Stadtrat sind eine ganze Reihe Mitbewerber aufgetreten." Burkhardt sagt: "Ich möchte das Grundstück für mich natürlich bestmöglich verkaufen." Bis Weihnachten soll ein Kaufvertrag unterschrieben sein.