Drei Hollfelder Hausärzte sagen, dass sie bedrängt werden, ihre Zulassungen abzugeben Ärzte erheben schwere Vorwürfe

Von Thorsten Gütling
Noch vier Hausärzte praktizieren in Hollfeld, drei von ihnen sind über 60 Jahre alt. Nachfolger sind nicht in Sicht. Drei der vier Ärzte fühlen sich jetzt von der Politik bedrängt. Man plane mit ihren kassenärztlichen Sitzen, ohne sie dazu jemals befragt zu haben, heißt es in einem offenen Brief. Foto: red

Drei Hollfelder Ärzte sind sauer. In einem gemeinsamen offenen Brief sprechen sie von einer zunehmenden öffentlichen Diffamierung und erheben schwere Vorwürfe gegen Stadtrat und Bürgermeisterin: Die Ärzte seien bedrängt worden, auf ihre kassenärztliche Zulassung zu verzichten. Und ihre Bitte, einmal im Stadtrat gehört zu werden, sei nie erfüllt worden.

 
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Die Ärzte, die sich in dem Schreiben zu Wort melden, sind drei der letzten vier Hausärzte, die Hollfeld noch hat: Bernhard Braun, Erich Grätz und Harry Rauser. Alle über 60 Jahre alt, Nachfolger sind nicht in Sicht. Bürgermeisterin Karin Barwisch sieht die ärztliche Versorgung Hollfelds auf dem Spiel. Das Bayreuther Medcenter will mit dem Bau eines Ärztehauses Abhilfe schaffen.

Doch die Ärzte schreiben: „Im April 2011 hatten wir schriftlich um ein Gespräch mit dem Stadtrat gebeten. Dieses fand jedoch nie statt." Und weiter heißt es: Bis heute hätte es weder die Stadt noch der Stadtrat für nötig gehalten, einmal mit den Ärzten zu sprechen.Das stimmt nicht, entgegnet Bürgermeisterin Karin Barwisch. Und sie erzählt eine ganz andere Geschichte. Freilich habe sie die Ärzte in den Stadtrat eingeladen, doch keiner von ihnen habe kommen wollen. Etwa ein halbes Jahr nach dem Schreiben sei das gewesen.

Dafür habe es im September vergangenen Jahres ein anderes Treffen gegeben. Eines, an dem die vier Hollfelder Hausärzte, der Inhaber des Medcenters, Barwisch selbst und einer Vertreterin der Kassenärztlichen Vereinigung teilgenommen hätten. Nach diesem Treffen scheint die Atmosphäre aber noch schlechter zu sein. Sie seien bedrängt worden, ihre kassenärztliche Zulassung abzugeben, um sie an den Betreiber des Ärztehauses weitergeben zu können, schreiben die Ärzte. Dabei sei ein solcher Sitz doch ihr Eigentum und unterliege damit auch gewissen Grundrechten. Die Ärzte schreiben: „Von Beginn an wurde ohne Absprache mit uns über unsere Arztsitze verfügt." Was Braun, Grätz und Rauser nicht schreiben aber andeuten: Sie wollen sich wie bei einer Enteignung vorgekommen sein.

Barwisch weist das weit von sich: „Es ging nie darum, etwas zu erzwingen." Sie habe sich bei dem Gespräch ausschließlich an die Kassenärztliche Vereinigung gewandt und mit den Ärzten gar nicht geredet.

Das Schreiben der Ärzte bezeichnet sie als einen Frustbrief. Sie verstehe das, auch sie habe Frust – und eine Frist: Bis Ende des Jahres muss mit dem Bau des Ärztehauses begonnen werden. Andernfalls muss Bauträger Harry Krause das Grundstück, auf dem ausdrücklich nur ein Ärztehaus entstehen darf, wieder an die Stadt verkaufen.

Selbst ein Ärztehaus zu bauen, dafür fehle der Stadt das Geld, sagt Barwisch. Dass sich im leerstehenden Spital ein Ärztehaus mit dem Medcenter realisieren ließe, schließt sie aus. Nicht aber, dass es doch noch zum Neubau kommt. Zwei der drei Ärzte, die den offenen Brief unterschrieben haben, – Grätz und Rauser – verhandeln derzeit mit Wolfgang Gruber, dem Inhaber des Medcenters. Und die Gespräche, sagt Barwisch, seien auf einem guten Weg.

 

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