Hundehalter haben Angst vor Giftködern

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Der mutmaßlich vergiftete Hund einer Pettendorferin hatte Glück: Nur durch das schnelle Handeln der Tierärztin überlebte der Podenco. Foto: Ute Eschenbacher Foto: red

Werden in Pettendorf in der Gemeinde Hummeltal Giftköder ausgelegt? Hundebesitzerin Sigrid Waweru ist davon überzeugt. "Um ein Haar hätte mein Caleb den Anschlag nicht überlebt."

 
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Sigrid Waweru ging wie so oft mit dem vier Jahre alten Podenco im Kirchweg spazieren. Sie führte den Hund, der von einer spanischen Tierhilfeorganisation stammt, eng an der Leine. Der schnüffelte im Gras neben den Betonplatten und nahm plötzlich etwas ins Maul. "Es war schwarz und quadratisch, wie ein Stück Gummi."

Hund hatte Schaum vor dem Maul

Sofort fing der Hund an zu krampfen und musste schlucken. Sekunden später hatte er Schaum vorm Maul und zitterte. "Da holst du einen Hund aus dem Ausland, damit es ihm hier besser geht und dann passiert so was!", ärgert sich Sigrid Waweru, die den Vorfall bei der Polizeiinspektion Bayreuth Land zur Anzeige brachte. Zum Glück sei die Tierarztpraxis von Michaela Sonnewald-Daum in der Nähe gewesen. Dort wurde der Hund sofort intensiv behandelt - und überlebte.

Sigrid Wawert will andere Hundehalter auf die mögliche Gefahr aufmerksam machen. Deshalb wandte sie sich an Gemeinderat Herbert Berneth und über ihn an die Zeitung. Schon im Juni habe sie von anderen Hundebesitzern gehört, dass Giftköder in Pettendorf ausgelegt würden. Auch beim Sportplatz und am Feuerwehrhaus sollen sie gelegen haben. Ein Hund sei sogar gestorben, heißt es gerüchtehalber, was jedoch bisher niemand bestätigte.

Noch nie zuvor Giftköder vorgekommen

Berneth kann sich nicht erinnern, dass jemals Giftköder in der Gemeinde ausgelegt worden wären. Wie in anderen Kommunen gebe es hin und wieder Diskussionen wegen nicht entsorgten Hundekots. "Aber die Hunde können ja nichts dafür, wenn ihre Hinterlassenschaft nicht weggemacht wird", sagt Berneth empört und ist sich sicher: "Ein normaler Mensch macht so was nicht." Woher so ein Giftköder kommen könnte, den der Hund gezwungen ist, zu schlucken, weiß auch Berneth nicht. Aber es beunruhigt ihn, nicht zu wissen, ob nicht weitere "irgendwo herumliegen". Schließlich könnten ebenso Marder oder Füchse daran verenden.

Zwei Hunde an einem Tag mit ähnlichen Symptomen

Anzeichen einer Vergiftung können Erbrechen, Durchfall und starker Speichelfluss sein. Das betroffene Tier kann unruhig oder apathisch sein, zittern und taumeln. Erweiterte Pupillen, rote Augen, Atemnot und starkes Hecheln deuten genauso auf eine Giftüberdosis hin. Die Tierärztin, die Caleb behandelte, sagt: "Erstaunlich war, dass zwei Hunde innerhalb von 24 Stunden zu mir gebracht wurden." Am selben Tag, als Sigrid Waweru bei ihr war, kam noch ein Mann aus Bayreuth mit seinem Hund zu ihr. Dieser wies ähnliche Symptome auf wie Caleb auf.

Tierärztin bleibt dennoch skeptisch

"Das ist natürlich immer ein Supergau für alle Beteiligten, wenn der Hund etwas aufnimmt und es ihm danach sehr schlecht geht." Bei der Vielzahl von Giften habe der Tierarzt nicht immer das passende Gegenmittel parat. Dennoch bleibt die Tierärztin skeptisch, was die angeblichen Giftköder-anschläge anbelangt. "Ich habe in dem Erbrochenen nichts gefunden und kann keinen Beweis liefern."

Scharfe Kleinstteile sorgen für innere Blutungen

Hundehasser verstecken nach Angaben von Tierschützer teils Nadeln, Nägel, Rasierklingen oder Angelhaken in Ködern. Manchmal sind es Plastikteile oder Glasscherben, die zu lebensbedrohlichen inneren Verletzungen führen. Ratten- und Mäusegift, Schneckenkorn und Pflanzenschutzmittel rufen ebenfalls Vergiftungen hervor.

Iris Fuchs, Fachbereichsleiterin Veterinärwesen am Landratsamt, rät den Pettendorfern, die Hunde vorsichtshalber an die Leine zu nehmen, bis alles geklärt sei. Ein leichter Maulkorb schützt Vielfraße unter den Hunden davor, vorschnell etwas zu fressen. "Die Hundebesitzer sollten die Augen und Ohren offen halten." Wenn sie etwas Verdächtiges beobachten oder finden, empfiehlt sie, damit zur Polizei zu gehen.

Verstoß gegen das Tierschutzgesetz

Wer Giftköder auslege, verstoße gegen das Tierschutzgesetz und mache sich strafbar. Laut Tierschutzgesetz dürfen einem Tier keine ungerechtfertigten Schmerzen, Leiden oder Schäden zugefügt werden. Den Erwischten drohe eine hohe Geldstrafe. Hundebesitzer und Hundegegner sollten das Gespräch suchen und sich nicht gegenseitig an den Pranger stellen, sagt Iris Fuchs. "Miteinander reden hilft."

Wie viele Hunde jährlich an Giftködern sterben, erfasst die Polizei nicht. Zumal nicht jeder Vorfall zur Anzeige gebracht wird. In Berlin jedenfalls hilft man sich seit August 2016 mit einem amtlichen Giftköderatlas. Die Fundorte in allen Bezirken werden in einer Karte markiert und dienen anderen Hundehaltern als Warnung.

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