Bürgermeister und Verwaltungsleiter verteidigen die Pläne für Dreschenauer Neubaugebiet Hübner: "Ohne Eingriffe geht es nirgends"

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Wohnen mit Blick aufs Rotmaintal: Damit wirbt die Gemeinde für ihr neues Baugebiet zwischen Neudrossenfeld und Dreschenau. Foto: Archiv/Ute Eschenbacher Foto: red

Würde der Gemeinderat das Neubaugebiet bei Dreschenau kippen? Das war die spannende Frage. Trotz vieler Einwände wurde in der Sitzung am Montag jedoch mit knapper Mehrheit entschieden, die Planungen fortzusetzen.

 
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Das Ergebnis lautete: Sieben zu Sechs. Die CSU und die Freien Wähler haben sich am Ende haarscharf gegen SPD und FuG (Für unsere Gemeinde) durchgesetzt. Ausschlaggebend war am Ende die Stimme von Bürgermeister Harald Hübner (CSU). 

Kein Platz mehr frei

Der Andrang der Bürger, die als Zuhörer die Sitzung verfolgen wollten, war so groß, dass die Stühle im Sitzungssaal nicht ausreichten. Die Türe blieb offen, damit auch die draußen im Gang Stehenden, zuhören konnten. Die FuG hatte den Antrag gestellt, die Bauleitplanung in Dreschenau zu beenden. Eine Bürgerinitiative sammelte bis zum Sitzungstag 508 Unterschriften, die sie Hübner überreichte.

Über 500 Unterschriften dagegen gesammelt

Als er die im Rathaus eingegangenen Einwände und Bedenken referierte, ging er mit keinem Wort auf die Unterschriftenliste ein. Wie berichtet, sehen sich Landwirte mit Pachtgebieten durch das 70 000 Quadratmeter große Baugebiet in ihrer Existenz bedroht. Der Jagdpächter fürchtet herbe Einschnitte in sein Revier. Anwohner sind gegen den starken Eingriff in die Natur und fürchten ein höheres Verkehrsaufkommen in der Bergmühlgasse und der Dreschenauer Straße. Das Unfallrisiko für die Radfahrer auf dem Rotmain-Radweg werde steigen. Bewohner von Altenplos gehen ebenfalls von einer Zunahme des Verkehrs aus. Die Bürgerinitiative warnt vor einem nichtintegrierten Ortsteil, der durch das neue Baugebiet entstehe und die Landschaft zerstöre.

Bürgermeister will Grundsatzentscheidung

Hübner versuchte, die Gegenargumente ausführlich zu entkräften. „Wir werden immer einen Flächenverbrauch haben, egal, in welche Richtung wir Neudrossenfeld weiterentwickeln“, sagte er und sprach von einer „Grundsatzentscheidung“. Eine besonders schutzbedürftige Lage wollte er dem Neubaugebiet nicht zusprechen. Die Gemeindeflächen, die zu Bauplätzen würden, lägen nicht im Landschaftsschutzgebiet. Ob der Verkehr zum Problem werde, wisse man jetzt noch nicht. Dafür sei eine Verkehrszählung notwendig. Ob der Abwasserkanal überlastet sei, stehe auch nicht fest. Die hintere Engstelle in der Bergmühlgasse „könnte irgendwann entfallen“, wobei erst mit dem Eigentümer zu verhandeln sei. Der Bürgermeister warb dafür, das Gebiet weiterzuentwickeln. „Ohne Eingriffe geht es nirgends.“ Und das Baugebiet müsse sich „gut verkaufen lassen“. Die Gemeinde wolle etwas tun gegen Einwohnerverluste und den Schulstandort sichern.

Nicht wieder dieselben Fehler machen

Das sahen die Vertreter von FuG und SPD allerdings anders. So stellte Dr. Heidemarie Nitsch (FuG) klar: „Wir sind nicht generell gegen Entwicklung. Aber ob es ausgerechnet dort sein muss, ist doch die Frage.“ Das andere Baugebiet „Am Wald“ werde nicht so intensiv beworben. Für ihre Aussage, die Ortsentwicklung dürfe nicht auf dem Rücken der schon hier lebenden Bürger ausgetragen werden, erhielt sie Applaus. Die kritische Verkehrssituation dürfe nicht verharmlost werden. Sie warnte davor, „zuerst zu bauen und dann erst zu schauen, wie es läuft. Wir sollten nicht denselben Fehler machen wie beim Bräuwerck. Das sagt einem doch der gesunde Menschenverstand.“ Und sie wisse von Bauland in Hornungsreuth, das die Gemeinde gar nicht auf dem Plan habe.

Alternativen in den Ortsteilen suchen

Rudi Bock (SPD) schlug vor, Alternativen in den Ortsteilen zu suchen. Eine Gemeinde könne auch moderat wachsen, sagte er, worauf einige Zuhörer Beifall spendeten. Auch stellvertretende Bürgermeisterin Michaela Schirmer (SPD) fand, dass ein kleineres Baugebiet genüge. Die Vielzahl von Baulücken und Leerständen müsse besser vermarktet werden, zum Beispiel über eine Immobilienbörse. "Aktiv und kreativ und nicht mitten in der Prärie."

Siliva Eichner (CSU) mahnte eine sachliche Entscheidung an. "Die meisten wohnen doch in Gebieten, die früher nicht bebaut waren." Georg Waldmann (CSU) kritisierte, die Gegner äußerten nur Mutmaßungen. Stellungnahmen der Behörden würden doch sowieso noch eingeholt werden. "Wissen tun wir eigentlich noch nichts." Gerade weil noch zu wenig bekannt sei, wollte Manfred Dörfler (Wählergruppe Waldau) als Fürsprecher der Landwirte nicht dafür stimmen.

Wie werden sich die Preise entwickeln?

Björn Sommerer (FuG) hielt das Vorgehen der Verwaltung für "grob fahrlässig gegenüber denen, die schon hier wohnen". Probleme, die im Nachhinein entstehen könnten, würden einfach nicht beachtet. Wenn ein Bauträger alles erschließe, würden die Preise steigen. Dass sich Familien das Bauland überhaupt leisten können, bezweifelte er stark.

Verwaltungsleiter Rainer Schimpf schaltete sich immer wieder ein, um die Pläne zu verteidigen. Die Gemeinde sei verpflichtet, Bauinteressenten die besten Bedingungen zu bieten. 15 Anfragen lägen ihm bereits vor, von Menschen inner- und außerorts. Das abfließende Wasser sei wegen der Geländeneigung des Baugebiets "Am Wald" dort eher ein Problem als bei Dreschenau. Ein Neubaugebiet dort sei "die wirtschaftlichste Lösung". Der Flächennutzungsplan hätte fünf bis zehn Jahre Gültigkeit. "Die Gemeinde war vor 36 Jahren pleite. Wenn wir nicht wachsen, verlieren wir Geld."

Die Gemeinderäte Franz Klatt, Harald Kull, Mike Kühnert und Thomas Erlmann waren entschuldigt und fehlten bei der Abstimmung. Die Vertreter der Bürgerinitiative jedenfalls wollen weiter gegen das Neubaugebiet kämpfen.

Der Gemeinderat entschied sich einstimmig dafür, auch das Baugebiet „Am Wald“ in Richtung Pechgraben weiterzuentwickeln. Es ist nur etwas mehr als halb so groß wie das bei Dreschenau.

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