"Die haben nicht mit uns geredet"
Was Eisentraut am meisten stinkt: "Die haben es nicht einmal für notwendig gehalten, mit den Schulen zu sprechen, die den Modellversuch umsetzen. Mich hat niemand angesprochen." Er gebe dem Schreiben der Direktorenkonferenz in einem Punkt Recht: "Die Mittelstufe plus ist sicher nicht der Weisheit letzter Schluss. Aber genau dafür gibt es ja den Modellversuch. Um herauszufinden, was machbar ist in der Fläche und was nicht. Und das kann man sicher nach einem halben Jahr noch nicht abschließend beurteilen."
Erst Pilotphase abwarten
Das sagt auch Erhard Herrmann, der Direktor des Gymnasiums Fränkische Schweiz in Ebermannstadt. Man müsse die Pilotphase abwarten, dann könne man entscheiden. An seiner Schule wählen drei Viertel der Schüler den Plus-Zweig. Auch für das kommende Schuljahr wird er drei Plsu-Klassen und eine Regelklasse bilden. Herrmann sagt, dass das Modell "sicher nicht für alle Schulen geeignet ist". Gerade kleine Schulen oder Schulen mit einer geringen Zahl an Eingangsklassen könnten Probleme bekommen.
Aber: Der Zulauf der Schüler zeige, dass die Nachfrage nach individueller Lernzeit groß sei. "Ein großer Vorteil gerade für Schulen im ländlichen Bereich ist, dass in der Mittelstufe plus kein verpflichtender Nachmittagsunterricht nötig ist. Das macht es für die Schüler einfacher." Vor allem dann, wenn das Netz des öffentlichen Nahverkehrs dünn ist.
"Realitätsverlust"
Eisentraut sagt, er habe vor einem Vierteljahr bereits ein längeres Gespräch mit dem Landesvorsitzenden Bruckner gehabt. Schon damals sei er zu der Erkenntnis gelangt: "Die Direktorenvereinigung hat den Modellversuch nicht nur kritisch begleitet, sondern von Anfang an abgelehnt." Er habe gehofft, dass "die Stimmung an den Schulen und die Abstimmung der Schüler mit den Füßen in der Direktorenvereinigung aufgenommen" werde, sagt Eisentraut. "Bei uns wählen 76 Prozent der nächsten Mittelstufenschüler die Mittelstufe plus. 54 gehen in den Modellversuch, 17 machen den Reghelzug." Das Schreiben jetzt zeige aber das Gegenteil: "Einen Realitätsverlust".
Alles planbar
Denn wenn er lesen müsse, dass die Mittelstufe plus dafür sorge, dass die Planung "nicht berechenbar" für die Schulen sei, dann müsse er sagen: "Das ist doch unser Alltagsgeschäft. Ich weiß nie, wie viele Kinder sich anmelden, wer Latein, wer Englisch, wer Spanisch wählt, welche Kurse zustande kommen. Durch die Mittelstufe plus kommt ein Parameter dazu. Dann muss ich halt noch ein bisschen besser planen. Na und?" Er verstehe sich als Anwalt der Schüler und sehe den Modellversuch als ein Instrument an, das den Kindern entgegenkomme. "Das zu organisieren erfordert eben Flexibilität", sagt Eisentraut.
Das Schreiben, in dem Eisentraut nach sieben Jahren Mitgliedschaft den Austritt aus seinem Berufsverband erklärt, werde er am Donnerstag noch verschicken, sagt der Direktor des GCE.
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