Stadtrat bietet die Möglichkeit, weitere Häuser am Eichendorffring zu verhindern – Anwohner: Ablenkungsmanöver Eichendorffring: Auf die Wiesen bieten

Von Thorsten Gütling
Zwischen den Häusern am Eichendorffring ist noch Platz. Und nicht zu Unrecht, findet Alexander Schraml, der Eigentümer einer Wohnung dort: „Da hat sich jemand Gedanken gemacht, das sieht man auf den ersten Blick.“ Die Stadt sieht das anders und will die Wiesen (Bildmitte) weiter bebauen. Foto: Vitali Kindsvater Foto: red

Der Dringlichkeitsantrag der SPD-Fraktion im Stadtrat war erfolgreich. Hinter verschlossenen Türen stimmten die Stadträte dafür, dass die Eigentümer der Wohnungen am Eichendorffring noch ein Angebot für zwei Wiesen vor ihren Häusern abgeben dürfen.

 
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Damit könnte im letzten Moment noch verhindert werden, dass Investoren den Zuschlag erhalten und den Bewohnern der fünfstöckigen Häuser weitere vierstöckige Häuser vor die Tür setzen. Das ist das Ziel der Stadt und nennt sich Nachverdichtung. Die Eigentümer zweifeln aber daran, dass sie eine realistische Chance haben, das zu verhindern.

Zagel spricht von einer Weihnachtsüberraschung

Eigentlich ist die Frist, um ein Angebot abzugeben, längst abgelaufen. Acht Investoren stehen bereit, vier aus der Region, vier von weiter her. Als heißester Favorit für den Zuschlag wird eine Gesellschaft aus Nürnberg gehandelt. Genauer: Die Firma selbst soll sich bei den Anwohnern als „Investor Nummer eins“ vorgestellt und diese damit überhaupt erst auf den Plan gerufen haben. Heimlich, still und leise habe die Stadtverwaltung die insgesamt vier Flurstücke zum Verkauf ausgeschrieben, sagt SPD-Stadträtin Elisabeth Zagel. Verortbar nur durch die Flurnummern. Eine ganz übliche Praxis, nennt Stadtdirektor Ulrich Pfeifer das und Zagel sagt, dass von der Ausschreibung alleine schon deshalb kein Bürger etwas mitbekommen konnte.

"Investor Nummer eins" bringt den Stein ins Rollen

Alexander Schraml ist einer der Eigentümer am Eichendorffring und der Sprecher einer Bürgerinitiative gegen die Nachverdichtung. Auch er sagt, die Anwohner hätten nur zufällig von den Verkaufsabsichten der Stadt erfahren. Als nämlich der „Investor Nummer eins“ das Gelände vermaß.

Der Stadtrat hat das so entschieden

Den Vorwurf der Heimlichtuerei weisen Oberbürgermeisterin Brigitte Merk-Erbe (Bayreuther Gemeinschaft) und Stadtdirektor Pfeifer entschieden zurück. Der Stadtrat habe einen Verkauf selbst schon vor Jahren in die Wege geleitet. Damals, als die Stadtverwaltung nur mit viel Mühe wieder ausbügeln konnte, was die Räte in einer denkwürdigen Sitzung des Ferienausschusses beschlossen hatten: Nämlich den Bau eines Studentenwohnheims auf den Wiesen am Eichendorffring. Danach mussten Grundstücke getauscht werden, das Studentenwohnheim steht mittlerweile am Kreuzsteinbad, aber die dadurch erworbenen und seitdem brach liegende Fläche gelte es „städtebaulich und haushalterisch“ sinnvoll zu nutzen. Das habe auch der Stadtrat im Jahr 2010 so beschlossen. Und zumindest eine haushalterisch sinnvolle Lösung scheint jetzt gefunden. Unbestätigten Informationen des Kuriers zufolge, liegt das Gebot des Nürnberger Investors für die 1400 Quadratmeter große Fläche deutlich über dem marktüblichen Preis. Die Rede ist von über 600.000 Euro. Eine Summe, die die etwa 80 Eigentümer, auch jetzt, wo sie noch mit bieten dürfen, nur schwer aufbringen können.

"Das sind keine reichen Leute"

Eigentümer Schraml sagt, die meisten Eigentümer würden selbst in den Wohnungen wohnen. „Das sind keine reichen Leute, wo also soll das Geld herkommen?“ Er rechnet damit, dass, soweit überhaupt ein Angebot abgegeben wird, dieses eher ein symbolisches werde. Ein weiterer Nachteil der Eigentümer: Man könne schließlich nicht die eigenen Argumente unterwandern und die Flächen später an einen Investor weiterverkaufen oder bebauen. Folglich handle es sich um einen Investition in eine Wiese.

270 Bürger sind dagegen

Immerhin 270 Unterschriften gegen eine Nachverdichtung haben die Eigentümer bis heute gesammelt. Darunter auch die von Mietern, Nachbarn und Freunden. Schraml hofft: „Wenn die Stadt sieht, wie viele Leute eine weitere Bebauung ablehnen, dann lenken sie vielleicht schon bei 100 000 Euro ein.“ Andernfalls sei die jüngste Entscheidung des Stadtrats nicht mehr als ein Feigenblatt. „Um von mangelhafter Transparenz abzulenken“, sagt Schraml.

"Spekulationen erübrigen sich"

Zeit, ein Angebot abzugeben, haben die Eigentümer der 93 Wohnungen nach Kurier-Informationen bis 31. Mai. Ob sich einzelne Eigentümer dafür zusammenschließen oder die Eigentümergemeinschaft als Ganzes für die Wiesen bietet, ist laut Stadtdirektor Ulrich Pfeifer egal. Und ob sich die Stadt Probleme schafft, wenn sie guten Willen zeigt und den symbolischen Betrag der Eigentümer einem deutlich höheren Gebot der Investoren vorzieht? Dazu sagt Pfeifer: „Spekulationen zum jetzigen Zeitpunkt erübrigen sich.“

Ein Problem bahnt sich an

Von der Hand zu weisen sind spätere Probleme aber nicht. Zwar hat die Stadt bei der Ausschreibung der Grundstücke festgelegt, dass sie alleine wegen des Ausschreibens noch nicht zum Verkauf verpflichtet sei. Aber die Regierung von Oberfranken hat der Stadt bereits aufgetragen, ihren Haushalt zu konsolidieren. Das heißt nicht nur Ausgaben verringern, sondern vor allem eins: Einnahmemöglichkeiten ausschöpfen.

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