Anwohner am Eichendorffring wehren sich: Sie wollen keine Mehrfamilienhäuser innerhalb der jetzigen Grünanlage haben Birken: Nein zu Nachverdichtung

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Die Mitglieder der Anwohnerinitiative Birkenstraße-Eichendorffring wollen keine Nachverdichtung auf zwei Grundstücken innerhalb der Grünanlage, die der Stadt gehören. Rechts: Alexander Schraml, Sprecher der Anwohnerinitiative. Foto: Eric Waha Foto: red

Die Geschichte wiederholt sich am Eichendorffring: Vor rund sieben Jahren sollten auf zwei Grundstücken Studentenwohnheime gebaut werden. Ein Anwohnerprotest verhinderte den Bau. Jetzt sollen auf den beiden Grundstücken, die im Besitz der Stadt sind, Mehrfamilienhäuser gebaut werden. Anwohner haben dagegen bereits rund 100 Unterschriften gesammelt. Und sie werfen der Stadt Intransparenz vor. 

 
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Die Anwohner, die sich am Montagvormittag vor dem Haus Eichendorffring 112 trafen, sind sauer. Speziell auf die Stadt Bayreuth als Eigentümer der Grundstücke zwischen den Häusern Birkenstraße 17 und Eichendorffring 126 sowie Eichendorffring 112. "Heimlich, still und leise", so der Vorwurf der Anwohner, sollen die Grundstücke verkauft und von einem Investor bebaut werden. Die Vermutung: Die Stadt verkauft ihr Tafelsilber, um die Kosten unter anderem für die Stadthallen-Sanierung wieder hereinzuspielen, wie es Alexander Schraml, Sprecher der Anwohnerinitiative Birkenstraße-Eichrndorffring, formuliert.

Am Mittwoch in nichtöffentlicher Sitzung Thema

Am Mittwoch wird sich der Haupt- und Finanzausschuss im nichtöffentlichen Teil der Sitzung mit dem Thema des Grundstücksverkaufs befassen. "Ich hätte nicht damit gerechnet, dass man an die Grundstücke ran geht. Die Grundstücke werden ja nicht weniger wert im Laufe der Jahre", sagt die SPD-Stadträtin Elisabeth Zagel, die nicht weit entfernt wohnt und auch damals mit im Boot war, als der geplante Bau der Studentenwohnheime verhindert - und durch Grundstückstausch auf anderen Flächen in der Frankengutstraße realisiert - worden war.

93 Wohnungen gibt es aktuell - und viel Grün

93 Wohnungen gibt es aktuell in der Anlage, die auf dem Grundstück zwischen Universitätsstraße und dem Eichendorffring in den 60er Jahren entstanden ist. Die Hauptargumente der Gegner einer weiteren Bebauung: Ein Teil des Baumbestands mit alten Eichen, Linden und Ahornbäumen könnte dem Bau zum Opfer fallen. Man würde weiteren Verkehr - und damit Abgase - in die Anlage holen. Das Kanalnetz sei jetzt schon überlastet. Ein wichtiger Gesichtspunkt: Die Parkplatzsituation würde sich noch mehr verschärfen. "Wir haben viele ältere Leute in der Anlage, die ab Mittag nicht mehr mit dem Auto wegfahren. Aus Angst, sie bekommen dann bei ihrer Rückkehr keinen Parkplatz mehr", sagt Anwohnerin Monika Nützel, die seit 2009 hier wohnt. Speziell ab dem späten Nachmittag bekomme man schon jetzt kaum einen Parkplatz, bestätigt Hermann Küst, dessen Sohn hier wohnt.

Anwohner erfuhren nur durch Zufall davon

Schraml sagt: Mehr durch Zufall hätten die Anwohner erfahren, dass die beiden Grundstücke bebaut werden sollen. "Der Hausbetreuer hat Leute auf der Anlage gesehen, die damit beschäftigt waren, Vermessungsarbeiten zu machen. Sie haben ihm gesagt, sie seien von einem Investor und messen schon mal aus." Schraml und seine Frau haben erst vor wenigen Wochen eine Wohnung in der Anlage gekauft. "Wir haben als Studenten schon einmal hier in der Anlage gewohnt und fanden es hier wegen der Stadtnähe und wegen der Grünanlage so schön", sagt er.

Nachverdichtung, die keiner will

Als die Schramls die Wohnung kauften, "wussten wir nichts von einer geplanten Nachverdichtung".Einer Nachverdichtung, die hier keiner wolle:  "Wir wollen hier gar keine weiteren Häuser haben", sagt Schraml. Denn: "Das, was wir heute hier sehen, ist bereits die Nachverdichtung für die Birken", sagt Knut Ludwig, der in der Anlage eine Eigentumswohnung besitzt. "Als die Anlage hier gebaut wurde, floss noch der Tappert, wo jetzt die Universitätsstraße verläuft." Jetzt, sagt der Architekt Ludwig, der sich die Pläne von der Stadt besorgt hat, sollen die zur Verfügung stehenden Grundstücke "maximal ausgenutzt werden": Eine viergeschossige Bebauung sei dort möglich.

Familienfreundlichkeit bedeutet auch Wohnqualität

Jedoch: Aus einem Schreiben der Regierung von Oberfranken aus dem Jahr 2009, das unserer Zeitung vorliegt, geht hervor, dass "das planerische Prinzip" der Anlage "die Voraussetzung für eine hohe Verdichtung in Abwechslung zu großzügigen Freiflächen" schaffe. Zagel: "Zu einer familienfreundlichen Stadt gehört auch die Wohnqualität." Die Grünflächen in der Anlage seien "der Ausgleich für die Menschen, die direkt an der Universitätsstraße wohnen".

"Bebauungsplanverfahren schlummert vor sich hin"

Der CSU-Fraktionsvorsitzende Stefan Specht, der von Schraml und der Initiative ebenfalls angeschrieben worden war, sagt auf Anfrage unserer Zeitung, er könne "nachvollziehen, dass die Anwohner sauer sind. Das hätte man geschickter aufziehen können". Aber: "Von der ganzen Angelegenheit ist bei uns in den Gremien noch nichts aufgeschlagen." Die Frage eines Verkaufs der Grundstücke, der jetzt nichtöffentlich diskutiert werden soll, sei "aber sicher an die Frage geknüpft, welche Baurechte es geben kann dort. Das Bebauungsplanverfahren dort schlummert vor sich hin". In der Stadt, sagt Specht, sei klares Ziel, "im Bestand nachzuverdichten, wo es möglich ist. Aber es soll behutsam sein". Entsprechend werde der Stadtrat auch mit dem Thema umgehen, sagt Specht.   

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