Die Bibel auf Bareiderisch

Von Norbert Heimbeck
Pfarrer Hannes Schott will Bayreuther dazu bringen, die Bibel in Mundart zu übersetzen. Foto: Norbert Heimbeck Foto: red

Den Leuten auf’s Maul schauen - Martin Luther hat sein Anliegen etwas derb formuliert, aber er hat tatsächlich genau hingeschaut und -gehört. Am Ende hatte er die Bibel ins Deutsche übersetzt und damit theologisches Wissen jedermann zugänglich gemacht. Die Pfarrer Hannes Schott und Hans Peetz wollen 500 Jahre nach Luther die Bibel ebenfalls neu übersetzen: in Bareider Mundart.

 
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Es ist ein Projekt, das einige Monate dauern soll: Menschen, die Spaß am Dialekt haben, übersetzen Texte aus der Bibel in Bayreuther Mundart. Weil die Initiatoren bei allem Spaß nahe an der theologischen Aussage bleiben wollen, stehen den Übersetzern vier Experten mit Rat und Tat zur Seite: Die beiden Pfarrer Hans Peetz und Hannes Schott beantworten religiöse Fragen, Eberhard Wagner und Horst Mayer helfen bei Mundart-Problemen. Hannes Schott sagt dazu: „Vermutlich werden wir bei unserer Übersetzung biblische Begriffe umschreiben müssen, für die es im Fränkischen keine Entsprechung gibt.“ Auch werde man bestimmte Textstellen nicht einfach Wort für Wort in den Dialekt übertragen können, sondern müsse sie neu erzählen.

Freiwillige aus der Region gesucht

Mitmachen können Freiwillige: „Nicht nur Bayreuther, auch Menschen aus der Fränkischen Schweiz oder dem Fichtelgebirge sind eingeladen“, sagt Hannes Schott. Zwei CDs mit Bibeltexten in fränkischem Dialekt hat er für Radio Mainwelle schon eingesprochen. Seine Andacht zum „Verlorenen Sohn auf Fränkisch“ ist 2014 mit einem Hörfunkpreis ausgezeichnet worden. Weil Dialekt zu sprechen viel schöner als zu lesen ist, möchte Schott eine CD mit der neuen Bibelübersetzung herausbringen. Ganz geklärt ist aber noch nicht, ob die neue Übersetzung doch nur als Buch veröffentlicht wird.

Lukas-Evangelium auf Fränkisch

Die Idee als solche ist nicht neu: Der Hallstadter Pfarrer Hartmut Preß hat schon vor einigen Jahrzehnten von Lesern aus der Region das Lukas-Evangelium ins Fränkische übertragen lassen und zusätzlich eine eigene Version dieses Textes aufgeschrieben. Doch 500 Jahre nach dem berühmten Thesenanschlag könne man sich noch immer mit der Bibel beschäftigen: „Ich hoffe, dass unsere Übersetzer die Sache als Bereicherung empfinden“, sagt Hannes Schott.

Dialekt schafft Gemeinsamkeit

Ziel soll es sein, die Bibeltexte so zu übertragen, „dass man gut zuhören kann“. Der Dialekt mache Lust, sich mit den Texten zu beschäftigen, sagt der Meyernberger Pfarrer. Mundart sei ein Weg, Nähe zu den Menschen aufzubauen: „Wenn ich bei meinen Besuchen im Altenheim und im Krankenhaus Dialekt spreche, ist da sofort eine gemeinsame Basis.“ Auch im Religionsunterricht an der Schule kommt Mundart nach Schotts Erfahrungen ganz gut an. Selbst Dialekt zu sprechen, sei eine andere Sache als zum Beispiel im Fernsehen Fränkisch vorgesetzt zu bekommen: „Wenn man Lothar Matthäus reden hört, schämt man sich fast ein wenig.“

Ein ernsthafter Spaß

Die Bibelübersetzung soll „keine Gaudi-Veranstaltung werden, aber es wird während der Arbeit sicher was zu lachen geben“, sagt Schott. Zunächst wollen die Initiatoren Menschen aus der Region für ihr Projekt begeistern. „Wir suchen Menschen, die sich für die Idee begeistern können. Wir wollen auch Mut machen, die Aufgabe zu wagen.“ Übersetzt werden sollen Texte aus dem ersten Buch Mose: „Die Schöpfungsgeschichte, der Sündenfall, die Arche Noah, Abraham und die Josefs-Geschichte - das sind grundlegende Inhalte der Bibel. Diese wollen wir in einer zeitgemäßen Sprache transportieren“, fasst Hannes Schott das Anliegen zusammen.

Info: Wer bei der Bibel-Übersetzung in Bayreuther Mundart mitmachen möchte, kann sich im Dekanat unter 0921/596805 anmelden. Im März findet das erste Treffen der Übersetzer in der Lutherkirche statt, im Oktober soll das Ergebnis der Arbeit in feierlichem Rahmen präsentiert werden.

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