Die 50 Jahre alte Idee vom Frieden

Von Andrea Pauly
Camille Sylvestre, Besucher aus Annecy und zweiter Vorsitzender der Association des Giéres, macht sich Sorgen um den europäischen Frieden. Foto: Andrea Pauly Foto: red

Diese Jumelage wurde vor 50 Jahren gegründet, in der Phase, nachdem sich Deutsche und Franzosen bekämpft hatten. Ihr Zweck: dass sich benachbarte Völker einander nähern. Heute, sagt Camille Sylvestre aus Annecy, drehen sich die Uhren scheinbar rückwärts. Statt enger zusammenzuwachsen, entfernen sich die Länder wieder voneinander. 

 
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Eine Delegation aus der französischen Partnerstadt Annecy ist noch bis Sonntag zu Gast in Bayreuth. Einer von ihnen ist Camille Sylvestre. Er ist ein aufmerksamer Beobachter, wenn es um Politik geht: Der 74-Jährige ist stellvertretender Vorsitzender der Association des Gliéres. Dieser Verein erinnert am Beispiel von Gliéres an den Zweiten Weltkrieg und die Resistance, den französischen Widerstand.  Sein Ziel ist es vor allem, den Jugendlichen zu zeigen, was Zivilcourage und Bürgertum bedeuten. 

Mehr zur Jumelage gibt es hier: 

Zu Fuß nach Annecy

Einer der Gründer erzählt

 

Zutiefst besorgt vor dem Rechtsruck in Europa

Der neue Rechtsruck, der in vielen europäischen Ländern, auch in seiner Heimat, zu erleben ist und der aus seiner Sicht zum Brexit und zur Wahl von Donald Trump zum neuen US-Präsidenten geführt hat, besorgt ihn zutiefst. „Man merkt, dass ein Populismus hochkommt, der den Nationalismen ähnelt und der darauf abzielt, dass sich die Nationen auf sich selbst konzentrieren und zurückziehen“, sagt er. „Die Einigkeit in Europa steht nicht im Mittelpunkt.“ Die Rechtsbewegungen richteten sich gegen alles, was seit Bestehen der Jumelage in Europa an Gemeinsamkeiten entstanden sei. „Eines der wichtigsten Ziele des vereinigten Europas war es, Frieden zu schaffen“, sagt er. „Das haben alle vergessen.“

Versöhnung, Frieden, Aufbau

Auch in der Jumelage geht es darum. Drei gemeinsame Ziele formulierten die Gründer vor 50 Jahren: Wiederaussöhnung, Frieden und den Aufbau Europas. Bei den Gesprächen der Freunde aus Annecy und Bayreuth sprachen beide Seiten darüber, wie die Partnerschaft in diesen Zeiten wirken kann. „Alles, was wir für die Jugend tun, ist äußerst wichtig“, sagt Camille Sylvestre. „Der Krieg liegt lange zurück. Es ist wichtig, dass wir die Jugendlichen ansprechen, die die Schrecken des Kriegs nicht erlebt haben. “Und ich glaube, dass die Situation der in Frankreich vor 1940 sehr ähnlich ist.“

Das Positive am vereinten Europa

Auch er hat keine Lösung dafür, auch er weiß nicht, wie die Menschen zu erreichen sind, die sich gegen Europa wenden. „Auch unsere Partnerschaft kann nicht die Welt verbessern. Aber sie kann zumindest den Mitmenschen in beiden Städten deutlich machen, was die positiven Seiten an einem vereinten Europa sind.“

Ein bisschen Frieden

„Es heißt: Die Völker, die ihre Vergangenheit vergessen, sind dazu verurteilt, sie wieder zu erleben.“ Camille Sylvestre hofft, dass es nicht dazu kommt. Und er hofft, dass Institutionen - seien sie auch vergleichsweise klein wie die Städtepartnerschaft zwischen Bayreuth und Annecy - dabei helfen, die einst formulierten Ziele zu erhalten; allen voran den Frieden.

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