Die 1300-Seelen-Gemeinde ist so etwas wie ein Prototyp. Eine Listenverbindung zwischen den als konservativ geltenden Christsozialen (CSU) und der Ökopartei von „Bündnis90/Die Grünen“ zur Kommunalwahl 2014 sorgte nicht nur in der Region für Schlagzeilen. „So nah kommen sich CSU und Grüne sonst nie“, schrieb die renommierte Zeitung „Die Welt“ vor gut zwei Jahren. Schwarz-grüne Koalitionen an der Regierung hatte es hin und wieder schon gegeben, erstmals 1994 in Mühlheim/Ruhr, aktuell auch im Bundesland Hessen. Die Bewerber der beiden Parteien gehörten dabei unterschiedlichen Listen an.

In Plech kandidierten Mitglieder der CSU und der Grünen sowie einige Parteilose jedoch gemeinsam auf einer Liste. Und genau diese Listengemeinschaft war die Sensation schlechthin. Gefunden und für gut befunden haben sich die beiden Listenführer Dr. Stefan Keck (CSU) und Johannes Hofmann (Grüne) beim gemeinsamen Kampf gegen einen Autohof im Gewerbegebiet bei Ottenhof.

Bei der Wahl am 16. März 2014 hat die neue Verbindung allerdings nur den Schwarzen genützt, die jetzt mit zwei Mitgliedern im Gemeinderat vertreten sind: Hans Herzog und Stefan Keck. Das ist umso beachtlicher, weil beide Parteien noch nie in Plech kandidiert hatten. Der Kontakt zwischen CSU und Bündnis 90/Die Grünen bestehe heute noch, sagt Keck auf Nachfrage des Nordbayerischen Kurier. Zwar nicht mehr so eng wie 2014. Regelmäßige Treffen gebe es aber nach wie vor. Es sei auf jeden Fall sinnvoll gewesen, bei der Wahl auf Schwarz-Grün zu setzen, ist der Plecher nach wie vor überzeugt. „Dieses Miteinander war eine ideale Mischung.“ Ohne die Listenverbindung wäre vermutlich kein CSU-Mitglied im Marktrat vertreten.

Die Wiege der Christianisierung in der Region war im mittelfränkischen Velden. Schon um 730 soll das Wort Gottes nach Velden gelangt sein, im zehnten Jahrhundert gab es bereits eine Kirche, die damals zum Bistum Eichstätt gehörte. Die Gemeinde Velden entwickelte sich zur Urpfarrei, die im Laufe der Zeit 15 Filialkirchen für den Glauben begeisterte. Mit der Einsetzung von Wolfgang Puthan als erstem evangelisch-lutherischen Pfarrer in Plech wurde 1543 die Trennung von der Mutterkirche vollzogen. 25 Pfarrer kümmerten sich im Laufe der Jahrhunderte um die Plecher Gläubigen. Erst 1991 kam mit Ulrike Zapf erstmals eine Pfarrerin in die Marktgemeinde. Danach waren das Pfarrersehepaar Sabine und Michael Meister sowie Cornelia Dölfel die Seelsorger im Ort. Aktuell wird die Gemeinde von Pfarrer Christoph Weißmann betreut.

Die Plecher haben sich längst daran gewöhnt, dass Jahr für Jahr ein Christkind im Markt unterwegs ist, Kinder erfreut und die Vereine besucht. Vor wenigen Wochen erst wurde Tessa-Marie Ertel aus dem himmlischen Amt verabschiedet. Die 13-jährige Gymnasiastin war das siebte Christkind in Plech. Das allererste war die heute 24 Jahre alte Marina Baumgärtel (24), deren Oma die Idee dazu hatte.

Damals, im Jahre 2003, wurde noch kräftig improvisiert bei den Christkindern: „Meine Locken wurden einfach mit Goldfarbe angesprüht“, erinnert sich die Studentin. Später wurde man dann schon moderner, hatten die Christkinder Perücken oder noch besser – wie bei Tessa-Marie – blonde Naturlocken.

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