Speichersdorfer Sportarena verwandelt sich zur Kegelbahn Speichersdorf: Bretter bohren für die Kegel-WM

Von Udo Fürst
Wenn die Kegel-Weltmeisterschaft am 6. Mai beginnt, werden Joachim Weise (links) und Dusan Lukes etwa 25.000 Löcher gebohrt und aus der Speichersdorfer Sportarena eine hochmoderne Kegelbahn gemacht haben. Foto: Fürst Foto: red

Die Speichersdorfer Sportarena gleicht aktuell einer Baustelle. Seit gut einer Woche wird daran gearbeitet, die Halle in eine hochmoderne Kegelbahn umzubauen. Wenn am 6. Mai die Kegel-Weltmeisterschaft in Speichersdorf beginnt, werden die Monteure 40 Tonnen Material verbaut haben.

 
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Joachim Weise weiß nicht genau, wie viele Schrauben er in den vergangenen Tagen in die Sperrholzplatten gebohrt hat. „Keine Ahnung, vielleicht 5000?“, schätzt der Schreiner. Sein Chef, Jens Wallraf, weiß es genauer. „25.000 sind es“, sagt der Bauleiter der Firma Pauly. Weise und Dusan Lukes sind ein eingespieltes Team. Der eine holt die Platten und wuchtet sie auf das überdimensionale Holzgerüst, der andere schraubt sie fest. Wie auf dem Fließband geht das.

Von der Professionalität der Spezialisten hat sich Willi Kreutzer längst überzeugt. Der Vorsitzende des ausrichtenden SKC Speichersdorf und WM-Organisationsleiter ist fast täglich in der Halle, redet mit dem Aufbautrupp, bespricht sich mit dem Orga-Team und fotografiert minutiös den Baufortschritt der 30 mal 19,40 Meter großen Anlage. Fast drei Viertel der Halle werden für die acht Bahnen benötigt. Knapp drei Wochen schrauben, hämmern und bohren die sechs Arbeiter der Kegelbaufirma an der Konstruktion – ohne den Hallenboden auch nur anzukratzen oder sonstige Schäden zu verursachen.

„Das wäre fatal. Es soll ja eine Sporthalle bleiben“, sagt Wallraf und bohrt das nächste Loch ins Holz. Die größte Herausforderung bei dieser Anlage sei, dass sich die Schwingungen des Hallenbodens nicht auf die Kegelbahn übertragen. Das werde mit dem speziellen Holz-Unterbau verhindert, erklärt der Ingenieur.

Millimeterarbeit ist gefragt

Wenn die Spanplatten verlegt und das Holzgestell komplett verschraubt ist, wartet die nächste knifflige Aufgabe auf die Spezialisten der Leipziger Firma. Die Laufflächenplatten müssen verlegt werden. Dabei handelt es sich – vereinfacht ausgedrückt – um zusammengepresstes Papier. „HPL“, High Pressure Laminate heißt das Material. Die neun bis zwölf Millimeter starken Platten sind 2,80 mal 1,30 Meter groß und werden Stoß an Stoß aneinandergefügt. „Da ist im wahrsten Sinn des Wortes Millimeterarbeit gefragt. Die Stöße dürfen maximal um einen Zehntel Millimeter differieren“, erklärt der Ingenieur.

Ob die Arbeiter das auch genau hinbekommen, überprüft der Internationale Bahnabnehmer, der kurz vor den Titelkämpfen alles genau unter die Lupe nimmt. Aber davor hat Wallraf keine Angst. „Es ist ja nicht meine erste Kegelbahn“, sagt er und grinst. Bis dahin haben die Computerspezialisten von Pauly auch die Automaten programmiert, die Wallraf vorher aufgestellt hat.

Premium-Anlage für Speichersdorfer Sportarena

Die Speichersdorfer bekommen keine normale Ausführung, sondern die Premium-Anlage. Eine, wie sie die Firma schon von 2011 bis 2014 bei den Weltmeisterschaften in Sarajevo (Bosnien-Herzegowina), Leszno (Polen) und Zalaegerszeg (Ungarn) aufgestellt hat und auf der schon 15 Weltrekorde geschoben wurden. Wert: etwa 150 000 Euro.

Doch der Veranstalter mietet die Anlage nur. Die stationären Kegelbahnen werden, nachdem sie in vier Tagen abgebaut sind, meist weiterverkauft und größtenteils fest an anderen Standorten eingebaut. Für die Speichersdorfer Bahnen haben sich auch schon einige Interessenten gefunden. „Wir werden sicher nicht auf unseren Bahnen sitzen bleiben“, sagt Christian Porsch vom Speichersdorfer WM-Organisationsteam.

Kurz nach 16 Uhr. Die Pauly-Truppe macht eine kleine Pause. Schließlich liegt noch ein langer Tag vor den Männern, die jeden Tag bis spät abends arbeiten. Zumindest um den Kaffee müssen sie sich nicht kümmern. Den hat Willi Kreutzer aufgesetzt, der Chef höchstpersönlich. Wie fast jeden Tag. Auch daran kann man den Geist erkennen, der die Vorbereitungen auf die Weltmeisterschaft kennzeichnet. Teamwork wird groß geschrieben rund um die Speichersdorfer Sportarena.

Drei Nationen nicht am Start

Die Kegel-Weltmeisterschaft in Speichersdorf startet am 6. Mai mit dem Einzel-Turnier der U 14. Nach Abschluss dieses Wettbewerbs sucht von 8. bis 13. Mai die Altersklasse U 18 ihre Weltmeister. Höhepunkt der WM-Tage von Speichersdorf sind dann von 13. bis 23. Mai die Turniere der Damen und Herren. Insgesamt nehmen 17 Nationen an den Turnieren teil.

Allerdings werden drei vorqualifizierte Teams fehlen. Schweden und die Schweiz haben ihre Teilnahme abgesagt. Diese beiden hätten sich über eine Vorqualifikation in die Gruppenphase kämpfen müssen. Das hätte nicht für den amtierenden Herren-Vizeweltmeister Mazedonien gegolten. Doch das mazedonische Nationalteam erhält vom Kegelweltverband kein Startrecht. Mehrmals hatte Mazedonien die Beiträge an den Verband nicht gezahlt und wird deshalb von der WM ausgeschlossen.

Die Folge: Die Gruppen mussten neu ausgelost werden. Die deutschen Damen treffen nun auf Ungarn, Dänemark und einen Qualifikanten, die deutschen Herren auf Rumänien, Frankreich und ebenfalls auf einen Qualifikanten. „Für beide deutsche Teams sind das lösbare Aufgaben“, schätzt Herren-Bundestrainer Timo Hofmann die Gegner ein.

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