Versorgungszentren kein adäquater Ersatz
Im Landkreis war eine freiwillige Lösung gescheitert. "Die Mehrzahl der Kollegen war dagegen, weil sie eine Bereitschaftspraxis selbst gemeinsam finanzieren müssten", erklärte Anja Tischer. Das sei vor allem für die Kulmbacher Ärzte unattraktiv, deren eigene Praxis womöglich nur 500 Meter vom Klinikum entfernt sei. "Trotzdem ist das die Zukunft und wird so kommen müssen." Ein weiteres Problem sei die Konkurrenzsituation: In medizinischen Versorgungszentren an Kliniken könnten Fachärzte ambulante Leistungen anbieten, die Patienten allerdings ebenso stationär behandeln. Einen adäquaten Ersatz für die ambulante Medizin sieht sie darin nicht. Zumal die Klinikärzte in der Regel nicht die Massen an Patienten bewältigen könnten wie dies Allgemeinärzte gewohnt seien.
Beruf leidet unter schlechtem Ansehen
Einen Einblick in die Situation der Altenpflege gaben Peter Konrad, AWO-Geschäftsführer Pflege, und Matthias Hoderlein, Heimleiter des AWO-Seniorenheims in der Kirschenallee. "2030 werden wir 3,4 Millionen pflegebedürftige Menschen in Deutschland haben", sagte Konrad. Doch bereits jetzt würden 500.000 Pflegekräfte fehlen. Im Süden könnten Betten teils nicht mehr belegt werden, weil das Pflegepersonal für die Patienten fehle. Neben dem Personalmangel hätten die Heime mit einer teils überbordenden Bürokratie und sinkenden Pflegesätzen der Bezirke zu kämpfen. Die SPD war mit ihrem Vorschlag, das schwedische Modell mit nur einer kurzen Phase der Dokumentation in Bayern einzuführen, gescheitert. Skeptisch betrachten Konrad und Hoderlein die Reform der Ausbildung im Pflegebereich. "Die Altenhilfe hat sowieso ein negativ behaftetes Berufsbild", sagte Konrad. "Die meisten werden dann in die Kliniken abwandern, ist unsere Befürchtung."
Geschenke für Springerinnen
Auch die Nachtwache sei immer schwerer zu organisieren, berichtete Hoderlein. "Wenn Leute krank sind und im Urlaub, wissen wir um 11 Uhr manchmal nicht, wer um 13.30 Uhr kommt." Inzwischen verteile er kleine Geschenke an die Frauen, die sich bereit erklärten, einzuspringen. Die Nachtwache habe er auch schon selbst übernommen. Für 82 Patienten seien drei Nachtwachen vorgesehen. Eine dürfe höchstens 40 Patienten betreuen. Um nicht eine zusätzliche Pflegerin einstellen zu müssen, würde eine aus der Tagesschicht abgezogen. "Das führt im schlimmsten Fall zu Umverlagerungen von Tätigkeiten in die Nacht."