Nach scharfer Kritik verteidigt die Baureferentin das Vorgehen der Stadt Bauen: Mehr als Steine, Putz und Fliesen

Von Thorsten Gütling
Wehrt sich gegen den Vorwurf, die Stadt würde beim Bauen Geld verprassen: Stadtbaureferentin Urte Kelm. Archivfoto: Eric Waha Foto: red

Der Aufschrei ist groß. Für 300.000 Euro bekommt der Abenteuerspielplatz am Meranierring ein neues Haus, für 400.000 Euro das Festspielhaus einen neuen Kiosk. Im Internet sprechen hinter Pseudonymen versteckte Bürger daraufhin von einer „unbegreiflichen Frechheit der Stadt“, von Geldverprassen, einem „Armutszeugnis“ und von „Großkotz, wo man nur hinschaut“. Stadtbaureferentin Urte Kelm wehrt sich gegen die Vorwürfe.

 
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Dass über die Baupreise für öffentliche Gebäude diskutiert werde, könne sie gut nachvollziehen, sagt Kelm. Die Stadt handle aber keineswegs unwirtschaftlich, sei, ganz im Gegenteil, zur Annahme des wirtschaftlichsten Angebots verpflichtet. Wer aber glaube, ein städtisches Gebäude sei für den Preis eines privaten zu haben, der übersehe gleich mehrere Dinge.

Nämlich erstens, dass der private Häuslebauer oft schlüsselfertig kaufe und nur in den wenigsten Fällen ein Architekt eingeschaltet werde. Außerdem mache sich der Privatmann oft erst nach einigen Jahren Gedanken über die Gestaltung des Außenbereichs. Auch deshalb, um nicht gleich alle Rechnungen auf einmal vorgelegt zu bekommen. Die Stadt hingegen müsse zeitnah für die adäquate Gestaltung des Außenbereichs sorgen.

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Hinzu kommt: Auch bei einem Einfamilienhaus seien es die WCs, die die Kosten nach oben schraubten. Und in dem Kiosk am Festspielhaus baue man davon nicht eines, sondern elf, sagt Kelm. Von einem Toilettenhäuschen könne man deswegen aber noch lange nicht sprechen. Inklusive zweier Geschäftsräume und eines Flurs, der künftig als Unterstellmöglichkeit bei schlechtem Wetter dienen soll, müsse man vielmehr von einem Mehrzweckgebäude sprechen. Auch am Abenteuerspielplatz sei übrigens der Begriff des „Spielhauses“ in der Öffentlichkeit missverstanden worden. Dort handle es sich um ein teilunterkellertes, voll funktionsfähiges Haus mit Aufenthalts und Büroräumen.

Was die Kosten eines städtischen Bauprojektes steigere, seien außerdem Auflagen wie die zur Barrierefreiheit, um die sich ein Privatmann selten zu kümmern brauche. Mit den Kosten für ein Einfamilienhaus aus den 60er Jahren könne man die heutigen Bauten schon wegen der Standards nicht mehr vergleichen. Zu guter Letzt aber auch deshalb nicht, weil man heute in einer Zeit baue, in der die Auftragsbücher der Baufirmen gut gefüllt seien. Kelm sagt, es habe „eine Preisentwicklung nach oben“ stattgefunden.

Die Stadt, so versichert die Stadtbaureferentin, versuche, ihre Aufträge möglichst in den ersten Monaten des Jahres zu vergeben. Weil die Angebote dann erfahrungsgemäß günstiger seien. Ein schmaler Grat. Es dürften dadurch nämlich auch keine Verzögerungen im Bauablauf entstehen. „Das Problem“, sagt Kelm, "ist eher, dass es öffentliche Gebäude sind, als dass die öffentliche Hand baut.“

Stimmen aus dem Netz:

„Ein Kiosk mit Toiletten der gerade mal 6-8 Wochen im Jahr geöffnet ist, im Wert von circa 500.000 Euro, das ist eine unbegreifliche Frechheit der Stadt Bayreuth und gehört sich normalerweise angezeigt und vor Gericht gezogen!“

„550.000 Euro geteilt durch 112 Quadratmeter sind 4910 Euro pro Quadratmeter? Warum nimmt man nicht einfach Steine, Putz und Fliesen? Es muss doch nicht alles vergoldet werden! Oder wie kommen sonst solche Kosten zusammen. Man kann einfach nicht mehr nachvollziehen wie mit dem Geld der Bürger geprasst wird.“

„Genau! Und das Grundstück gibt es schon. Grosskotz wo man zur Zeit hinschaut.“

„So eine Summe für ein Pissoir mit Kiosk, das nur wenige Wochen im Jahr genutzt wird? Und auf der anderen Seite wird bei einem Abenteuerspielplatz mit Jugendbetreuung (feste Mitarbeiter unter bedauernswerten Arbeitsbedingungen), den täglich zahlreiche Jugendlichen aufsuchen, massiv eingespart. Eine Schande für Bayreuth und ein Armutszeugnis speziell für die Frau OB.“

„Bungalow schlüsselfertig mit Bodenplatte 80.000 bis 180.000 Euro. Und das ist dann ein Wohnhaus und kein Kiosk mit Pissolette.“ Alle anonym

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