112 Quadratmeter für 550000 Euro – Zweifel an der Notwendigkeit einer Poststelle Ein neuer Kiosk für das Festspielhaus

Von Thorsten Gütling
Der Kiosk am Festspielhaus weist "erhebliche Baumängel" auf und soll durch einen neuen ersetzt werden. Klingt leichter gesagt als getan. Abriss und Neubau sollen nämlich eine halbe Million kosten. Foto: Andreas Harbach Foto: red

Schon vor zehn Jahren wurden die Kosten auf über 400.000 Euro geschätzt. Jetzt soll das Haus, gerade einmal 112 Quadratmeter groß, endlich kommen – und eine halbe Million Euro teuer werden. Im Bauausschuss stößt das auf Unverständnis, Zustimmung gibt es trotzdem. Der Kiosk am Festspielhaus ist schließlich arg in die Jahre gekommen und einmal im Jahr steht auch er im Rampenlicht der Weltöffentlichkeit.

 
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Wie man den Bürgern erklären wolle, dass man so viel Geld für ein Häuschen ausgibt, auf das man aufgrund der Eigentumsverhältnisse auf dem Grünen Hügel so gut wie keinen Zugriff habe, fragt der Stadtrat der Unabhängigen, Helmut Zartner. Er ist der einzige, der den Plan nicht mitträgt, den Kiosk nach der nächsten Festspielsaison abzureißen und bis zur übernächsten durch einen neuen, 475.000 Euro teuren zu ersetzen. Einschließlich Abriss des alten Hauses und Neugestaltung der Außenanlagen geht Stadtbaureferentin Urte Kelm von 550.000 Euro aus.

Salpeter hat die Wände zerfressen

Aber mit Ausnahme von Zartner lässt sich der Bauausschuss am Ende doch überzeugen. Davon dass der bestehende Bau erhebliche Mängel habe, die Wände durchnässt und durch Salpeter beschädigt seien. Vom Zustand der Toiletten ganz zu schweigen. „Ich würde den Rotstift nicht allzu sehr ansetzen“, warnt Stadtbaureferentin Urte Kelm. „Es ist schließlich ein repräsentatives Gebäude.“ Und sie erklärt, dass auch der Denkmalschutz den Preis für einen Neubau in die Höhe treibe. Indem er fordere, dass ein neuer Kiosk wieder in Klinkerbauweise zu entstehen habe. Damit er zum Festspielhaus passt.

105.000 Euro für Briefmarkenfreunde

Wohl ist den Stadträten bei der Entscheidung aber nicht. Vor allem die Dimensionen des Hauses werden hinterfragt. Fünf größere Räume sieht Kelms Plan vor, darunter Toiletten für Männer und Frauen, ein Raum für Buchhandel und einer für die Poststelle. Das alles verbunden durch einen 19 Meter breiten Flur, der auch als Unterstellmöglichkeit bei schlechtem Wetter dienen soll. Und vor allem der Raum für die Poststelle stößt auf Kritik. Ob es überhaupt noch Bedarf für ein eigenständiges Postamt gebe, fragt beispielsweise der Fraktionsvorsitzende der CSU, Stefan Specht. Der 22 Quadratmeter große Raum koste die Stadt umgerechnet immerhin rund 105.000 Euro, rechnet Stadtrat Franz-Peter Wild (CSU) vor. Von einer Investition für einige wenige Freunde von Briefmarken und Sonderstempeln ist die Rede und davon, dass die Stadt nur mit geringen Mieteinnahmen zu rechnen habe.

"Eine perfekte Planung"

Der frühere Stadtdirektor und jetzige berufsmäßige Stadtrat, Ulrich Pfeifer, bestätigt: „Der Buchladen leistet gute Arbeit, dort haben wir sehr gute Einnahmen. Was die Post betrifft ist das eher nicht so.“ Ernst-Rüdiger Kettel (Bayreuther Gemeinschaft) fordert daher auch, die beiden, durch den Flur getrennten Räume für Post und Buchhandel, näher zusammen zu führen. Damit man die Räume künftig auch zusammen nutzen könne. Der stellvertretende Fraktionsvorsitzende der SPD, Halil Tasdelen, selbst Bautechniker, spricht dagegen von einer perfekten Planung. „Wir sollten das genauso beschließen und nicht wieder verschieben“.

Und so kommt es dann auch. Auf Antrag von Sabine Steininger (Grüne) soll noch geprüft werden, ob der Kiosk als Passivhaus gebaut werden könne. Auf Vorschlag von Stefan Schuh (Junges Bayreuth) wird geprüft, ob die Kosten um 50.000 Euro reduziert und auf zwei Haushaltsjahre gestreckt werden können.

 

 

 

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