Archiv: Wie ein Problem zum nächsten führt

Von Thorsten Gütling
Die Leerssche Villa in der Bernecker Straße soll helfen, ein drängendes Bayreuther Problem zu lösen. Archivfoto: Ronald Wittek Foto: red

Die Leerssche Villa an der Bernecker Straße 11 soll das Problem lösen. Das Problem, das langsam drängend wird. Denn gesucht wird nicht weniger als ein Zuhause für das Gedächtnis der Stadt. Ein Zuhause für das Stadtarchiv. An der ziemlich komplizierten Suche nach diesem Zuhause wird deutlich, welche Probleme die Stadt mit Immobilien hat. Und wie die Lösung eines Problems mit der vieler anderer zusammenhängt.

 
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Das Spital

Aktuell ist das Stadtarchiv in einem Teil des Spitals, direkt hinter der Spitalkirche untergebracht. Dort kann es aber nicht mehr lange bleiben. Für 4,5 Millionen Euro will die Eigentümerin des Spitals, die Spitalstiftung, das Haus sanieren und umbauen. Der Brandschutz macht es nötig. In dem großen, verwinkelten Haus, füllt das Archiv nur einen kleinen Teil aus. Weite Teile des Gebäudes stehen leer und 16 moderne Wohnungen sollen entstehen, um das zu ändern. Beginnen sollen die Bauarbeiten im Februar des nächsten Jahres. Der Teil, in dem das Archiv untergebracht ist, ist erst im dritten Bauabschnitt an der Reihe. Ein Umzug des Stadtarchivs ist also spätestens in zwei Jahren nötig.

 

Der alte Bauhof

Lange hieß es, man müsse nur den alten Bauhof sanieren, dort wäre genügend Platz für ein Archiv. Platz ja. Aber das markante Gebäude gegenüber der Oberfrankenhalle am Hohenzollernring, steht unter Denkmalschutz und ist marode. Ob das Gebäude überhaupt erhaltenswert ist, darüber gibt es im Stadtrat unterschiedliche Meinungen. Oberbürgermeisterin Brigitte Merk-Erbe meint: ja. In Bayreuth sei schon zu viel Geschichtsträchtiges abgerissen worden. Und würde das Gebäude saniert, flössen dafür auch Fördermittel. Wenn es aber abgerissen würde, dann sollten auf dem großen Gelände idealerweise auch Wohnungen entstehen. Das wiederum, in unmittelbarer Nachbarschaft zu einem Gebäude mit vielen, leicht entflammbaren Akten, findet das Baureferat nicht gut. Und wo gewohnt wird, werden auch Parkplätze benötigt. In diesem Fall heißt das: Tiefgarage. Alles in allem also ein mit rund 11 Millionen Euro ziemlich teures Unterfangen. Die Vorteile: Das Archiv wäre nicht weit entfernt von Rathaus und Richard-Wagner-Museum – dessen Wagner-Archiv in dem Neubau auch gleich einen Platz finden könnten. Und: Neuen Wohnraum kann die Stadt immer gebrauchen.

 

Das Rathaus II

Apropos Wohnraum: Die Tage von Rathaus II und Kfz-Zulassungsstelle sind gezählt. Die meisten der dort noch untergebrachten Ämter sollen auf kurz oder lang in die Schlossgalerie umziehen, die die Stadt zu diesem Zweck gekauft hat. Allerdings: Für Zulassungsstelle und Straßenverkehrsamt ist die Schlossgalerie eher ungeeignet, weil sie mit dem Auto nur über den Umweg Rathausparkplatz erreichbar ist. Außerdem laufen noch Gespräche mit dem Landratsamt, ob eine solche Stelle nicht künftig besser gemeinsam betrieben werden kann. Auf dem Gelände des Rathaus II sollen Wohnungen entstehen. Mehrfamilienhäusern und eine Anlage für Mehrgenerationenwohnen.

Ein neuer Verwaltungsbau, noch dazu ohne Fenster, denn Akten vertragen weder licht noch Temperaturschwankungen, würde das neue Wohnviertel nur wieder durchkreuzen. Und: So ein Archiv wird einiges wiegen. Ob die Felsenkeller unter dem Gelände das überhaupt aushalten, ist noch nicht untersucht. Das Entscheidende aber: Wann die Ämter aus dem Rathaus II vollständig ausgezogen sein werden, ist noch unklar. Für das Archiv käme der Umzug wohl zu spät.

 

Die Leerssche Villa

Der Stadtrat hat sich also für ein Objekt entschieden, das das Baureferat recht überraschend aus dem Ärmel geschüttelt hat. In dem früheren Waisenhaus, der Leersschen Villa, sollen für das Archiv nötige Büros, Lese-, Seminar- und Ausstellungsräume entstehen. Dahinter wird dann ein Neubau geschaffen in dem die Akten lagern. Drei Stockwerke hoch und mit soviel Platz ausgestattet, dass das Archiv in den nächsten Jahren problemlos wachsen könnte. Architektonisch verspricht sich die Stadtverwaltung von dieser Lösung einen großen Wurf. Einerseits würde die denkmalgeschützte und ortsbildprägende Villa erhalten, andererseits um einen fensterlosen Anbau zu einem auffälligen und repräsentativen Bauwerk werden. Und Parkplätze sind auf dem großen, sowieso kaum genutzten Gelände, kein Problem.

Allerdings: Zum Rathaus und anderen städtischen Einrichtungen, aber auch zum Richard-Wagner-Museum, ist es ein ganz schönes Stück. Und: Die Leerssche Villa steht nicht leer. Die Forschungsstelle für Stenografie ist dort untergebracht. Und in einer Baracke dahinter ist das Zuhause des Schreibmaschinenmuseums. Was damit wird, ist noch zu klären. Allerdings: Würde das Historische Museum erweitert, wie schon mehrfach angedacht, wäre dort Platz. Und das hinter dem Museum liegende Haus Kämmereigasse 9 1/2, das Zuhause des Vereins Forum Phoinix, wollte doch sowieso renoviert werden ...

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