Kämmereigasse 91/2 als Kunsthaus?

Von Michael Weiser
Ein Kulturort, auch wenn's nicht nach Parkett und Plüsch aussieht: Oberbürgermeisterin Brigitte Merk-Erbe und Stadträte im Veranstaltungsraum an der Kämmereigasse. Foto: Andreas Harbach Foto: red

Schneller als gedacht zeichnet sich die Zukunft für das Anwesen Kämmereigasse 9 1/2 ab: Nach einer Ortsbegehung sprachen sich die Mitglieder des Kultur- und des Bauauschusses in gemeinsamer Sitzung und in seltener Einmütigkeit dafür aus, eine Sanierung und Nutzung des Hauses als Künstlerhaus zu prüfen. 

 
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Die neue Stadtbaureferentin wirkte bei einem ihrer ersten Termine in Bayreuths Innenstadt eher entschlossen denn über Gebühr beeindruckt. "Absolut sanierungsfähig", sagte Urte Kelm, die Arme in die Seiten gestemmt, den Blick zum Giebel des alten Hauses hinaufgerichtet. "Das Dach scheint auch in Ordnung zu sein."

Was für ein Unterschied zu jenem anderm Ortstermin am alten Bauhof, der Mängel und Schäden offenbarte, schlimmer, als man sie befürchtet hatte; so arg, dass ein Umbau in ein Stadtarchiv mittlerweile ganz und gar unwahrscheinlich erscheint.

Respekt vor Kulturszene

Die Mitglieder des Kultur- und des Bauausschusses spazierten diesmal durch Keller und die insgesamt vier Stockwerke des Hauses an der Kämmereigasse 9 1/2 und durch den Anbau im Hinterhof, der einst als Schlachthaus gedient hatte. Und gewannen in ihrer Mehrheit offenbar einen positiven Eindruck. Sie äußerten sich - wie  Christoph Rabenstein (SPD) - positiv überrascht über den dann doch nicht allzu schlechten Zustand des Hauses und außerdem beeindruckt von der Arbeit der beiden Kulturvereine, die in dem Haus an der Kämmereigasse 9 1/2 ihre Arbeit tun.

Etwas, was es bisher nicht gab

Stefan Specht (CSU) lobte, dass in diesem Gebäude eben nicht, wie sonst in Bayreuth üblich, die Hochkultur gepflegt werde, und bezeichnete dieses Angebot mitten im Gassenviertel als "attraktiv". Sabine Steininger von den Grünen betonte, dass das Schaufenster zur Kämmereigasse hin erhalten bleiben müsse, als "Magnet" und "Frequenzbringer". Es habe sich unter der Regie von Sübkültür und Forum Phoinix eine Kulturszene gebildet, "die ganz anders ist als alles, was es bislang in Bayreuth gab". 

Ein Projekt namens Neuneinhalb

Kulturreferent Fabian Kern berichtete von längeren und guten Gesprächen mit den Vereinen und erläuterte die Planungen für das "Kunst- und Kulturhaus Neuneinhalb", die einen schmalen Durchbruch durch die Mauer zum Hof des Historischen Museums hin vorsehen, Veranstaltungsräume im Erdgeschoss sowie Arbeitsräume und Wohnungen in den Geschossen darüber. Im Hinterhof könnten Toiletten Platz finden.

Christia Müller-Feuerstein (fraktionslos) hatte  in einem Antrag  eine gastronomische Nutzung des Erdgeschosses ausgesprochen, auch sie plädierte aber dafür, die beiden Vereine an Ort und Stelle zu lassen, wo irgend möglich. 

Gaustadt-Modelle? Eher nicht

Für Ausstellungen des Historischen Museums scheint das Gebäude nun nicht mehr in Frage zu kommen. Immer wieder waren Ideen erörtert worden, man könnte Hans Reissingers Gipsmodelle der NS-Gauhauptstadt darin ausstellen. Dem erteilte Norbert Aas von den Grünen eine Abfuhr: "Von diesem Gedanken sollten wir uns verabschieden." Zu eng für die Modelle, zu wenig Platz zur Erläuterung - auch andere Stadträte zeigten sich - wie Stephan Müller (BG) - skeptisch. Stefan Specht regte an zu prüfen, ob das Nachbarhaus zur Kämmereigasse noch zum Verkauf stehe. Da zeichnen sich Möglichkeiten ab, an die man früher nicht gedacht hätte: Zwischen alter Lateinschule und altem Rathaus, besser bekannt als Historisches Museum und Kunstmuseum könnte perfekt eine Brücke geschlagen werden. Das Gassenviertel als kreatives Quartier.

Der Weg zum "Kunst - und Kulturhaus Neuneinhalb", angemietet durch einen Trägerverein -  zeichnete sich gestern schon mal ab. Ob er begehbar ist, soll nun bis zum Sommer geprüft werden.

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