So viel Blut spenden die Bayreuther

Von Peter Rauscher
Rettung aus dem Kühlschrank: Klinikums-Mitarbeiterin Sandra Meyer zeigt, wo das Konzentrat aus dem Spenderblut lagert. Foto: Andreas Harbach Foto: red

Die Bayern im Allgemeinen und die Bayreuther im Besonderen sind fleißige Blutspender. Im Klinikum hat man keine Sorge vor Engpässen. Aber: Die Spendebereitschaft nimmt ab.

 
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Deshalb wirbt Bayerns Gesundheitsministerin Melanie Huml (CSU) zum Weltblutspendertag am 14. Juni um weitere Spender. Denn eine Blutspende kann drei Menschen das Leben retten.

Rund 3600 Liter Blut spendeten 7300 Menschen in Stadt und Landkreis Bayreuth im vergangenen Jahr, sagt Stefanie Sklarzik, Sprecherin des Blutspendedienstes des Bayerischen Roten Kreuzes (BRK), dem Kurier auf Anfrage. Mit 103 Spendern pro Termin lägen die Bayreuther im bayerischen Durchschnitt. Und in Bayern spenden doppelt so viele Menschen Blut wie im Bundesdurchschnitt, nämlich sieben Prozent der Bevölkerung.

Jüngere schwer zu gewinnen

Der guten Nachricht folgt aber eine Warnung. Die treuen Blutspender werden weniger. Blutspender müssen zwischen 18 und 72 Jahre alt sein, sagt Sklarzik. Viele schieden aus Altersgründen aus, Jüngere seien oft nur schwer zu gewinnen. „Auf dem Land ist die Bereitschaft noch höher, hier sind zwölf Prozent der Bevölkerung bereit zur Blutspende. In der Stadt sind das nur zwei Prozent.“ Auf dem Land werde die Bereitschaft zur Blutspende oft über Generationen weitergegeben, wenn zum Beispiel der Papa schon regelmäßig Blut gespendet habe. Auch Marion Junghans vom privaten Blutspendedienst Haema beklagt, dass die Zahl der Spender von Jahr zu Jahr abnimmt.

„Ich möchte die Bürger verstärkt für dieses wichtige Thema sensibilisieren – denn schwer kranke Menschen brauchen Blutkonserven“, sagt Gesundheitsministerin Huml. In Bayern würden jeden Tag etwa 2000 Blutkonserven benötigt.

Verbrauch am Klinikum sinkt

Ursula Weitmeier, Leitende medizinisch-technische Assistentin, und Dr. Gerhard Weidemann, Arzt für Laboratoriumsmedizin, sind am Klinikum Bayreuth für das Thema Spenderblut zuständig. Genauer gesagt: Für das Konzentrat, das die roten Blutkörperchen aus dem Spenderblut enthält, die für die Sauerstoffversorgung notwendig sind. 1800 Liter dieses Konzentrats oder umgerechnet 6000 Einheiten im Schnitt werden nach ihren Angaben im Jahresdurchschnitt am Klinikum verbraucht. Im Jahr 2014 lag der Verbrauch noch deutlich höher, bei rund 8000 Einheiten. Die haben übrigens einen Geldwert von rund 800 000 Euro, für den, der darauf angewiesen sind, dürften sie unbezahlbar sein.

Weniger blutige OPs

Dass der Verbrauch zurückgegangen ist, hat mehrere Gründe: weniger Operationen am offenen Herzen durch neue Operationsmethoden, ein Verfahren zur Sammlung und Verwendung von Eigenblut bei Operationen und eine größere Zurückhaltung bei Transfusionen, „nicht zum Schaden des Patienten“, wie Weitmeier und Weidemann betonen. Die meisten Einheiten würden nach Unfällen, Herzoperationen und Operationen an der Halsschlagader benötigt.

Notfalls mit Blaulichtfahrten

Deshalb und wegen optimierter Lagerhaltung gab es nach Auskunft von Weitmeier und Wiedemann zuletzt keine gravierenden Engpässe bei der Versorgung mit Blutkonserven, auch nicht in der Urlaubszeit. „Sollte tatsächlich zum Beispiel bei einer seltenen Blutgruppe ein Engpass auftreten, sorgen der Blutspendedienst Nürnberg über seine Zweigstellen oder andere Blutspendedienste für eine Versorgung. Im Notfall kommen die Einheiten dann auf schnellstem Weg – nämlich per Taxi oder mit Blaulichtfahrern – nach Bayreuth.“

Geld verdient der Blutspendedienst mit den großmütigen Spenden übrigens nicht, sagt Sprecherin Stefanie Sklarzik. „Zahlen darf ich nicht herausgeben“, wehrt sie eine entsprechende Anfrage ab, verrät aber immerhin so viel: Der Blutspendedienst mit 650 hauptamtlichen Kräften und 230 freiberuflichen Honorarärzten in Bayern, dazu einem Fuhrpark, arbeite kostendeckend. „Hätten wir Gewinn, würde den das BRK bekommen. Das ist aber noch nie passiert.“

(Mit Material von dpa)

INFO: Blutspender müssen zwischen 18 und 72 Jahren alt sein. Männer können bis zu sechsmal, Frauen bis zu viermal im Jahr Blut spenden. 56 Tage sollten mindestens zwischen zwei Blutspenden liegen. Wer zum Blutspenden geht, wird zunächst vom Arzt zum Beispiel auf Infektionen untersucht und gegebenenfalls von der Spende ausgeschlossen.

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