"Cats" und "Carmen" in der Luisenburg

Von Michael Weiser

Die Luisenburg setzt für 2016 auf Publikumsmagneten: Erstmals ist in Wunsiedel Andrew Lloyd Webbers Musical "Cats" zu sehen, mit Bizets "Carmen" bringen die Landesbühnen Sachsen eine der erfolgreichsten Opern der Theatergeschichte auf die Felsenbühne. Der Vorverkauf startet am Donnerstag, 19. November.

 
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Karl-Willi Beck war gerade bei der Bilanz der vergangenen Spielzeit in der Luisenburg angekommen, da hielt er kurz inne. "Ich hatte die Augen geschlossen", sagte er. Es war kein großes Eingeständnis des Wunsiedeler Bürgermeisters, gerade dann weggeschaut zu haben, als die Festspielkasse ausgezählt wurde, nein, es war nur ein ganz harmloses Eingeständnis an die anwesenden Fotografen. Die Wunsiedeler Festspiele, so unterstrich Beck, stünden wieder auf solider Basis, auch dank der abermals auf insgesamt 650.000 Euro aufgestockten Hilfe des Freistaats. Und auch der Streit um Michael Lerchenberg spiele keine Rolle mehr, im Gegenteil, der Festspielleiter genieße großes Vertrauen bei "weiten Teilen des Stadtrats", man wisse, dass er Großartiges geleistet habe, der "Münchner mit Fichtelgebirgsmentalität", wie Beck bei der Vorstellung des neuen Spielplans, kurz vor dem Start des Vorverkaufs, sagte.

Hoher Aufwand für "Cats"

Man setzt, so viel war klar, in Wunsiedel auf Geschlossenheit, der Trubel soll sich künftig wieder ausschließlich auf der Bühne abspielen. Und das mit ungewohnt hohem Aufwand: Erstmals wird es Tanztheater auf der Felsenbühne zu sehen geben. Und erstmals wird Andrew Lloyd-Webbers "Cats"  in der Luisenburg zu sehen sein - ein echter Erfolg für das Luisenburg-Team, die das Muscial exklusiv, als einzige Bühne in Deutschland, anbiete, wie Lerchenberg sagte. Dafür holen er und sein Team namhafte Unterstützung ins Boot: Für die Kostüme ist Thomas Kaiser zuständig, der bereits Katharina Wagners Mannschaft für "Tristan und Isolde" einkleidete.

Am 30. Juni 2016 ist Premiere. Und ab Donnerstag kann man Karten bestellen. Zuschauer soll auch die "vielleicht bekannteste Oper überhaupt", so Lerchenberg, anziehen: Die Landesbühnen Sachsen führen Bizets "Carmen" in der Luisenburg auf.

Die Fortsetzung der "Sams"-Geschichte

Michael Lerchenberg setzt insgesamt für 2016 auf die typische Luisenburg-Mischung aus Volksstück und Klassiker, aus leichteren und anspruchsvolleren Stücken sowie Gastproduktionen. Das Familienstück steht am Anfang: Bereits am 1. Juni feiert "Am Samstag kam das Sams zurück" nach dem Buch von Paul Maar Premiere. "Mit Simone Bartzick als Sams, Norbert Heckner als Herr Taschenbier und Johann Anzenberger als Erzähler konnten wir die Originalbesetzung auch für die Fortsetzung gewinnen", sagte Intendant Lerchenberg. 2013 hatten die Luisenburgfestspiele mit "Eine Woche voller Samstage" einen großen Erfolg erzielt.

Nicht nur wegen des "Sams" könne man die Spielzeit 2016 unter das Motto "Familie" stellen, sagte Lerchenberg. Mit dem Komödienklassiker "Der verkaufte Großvater" von Anton Hamik starten die Festspiele in die Abendspielzeit, Premiere und Staatsempfang sind am 24. Juni. Ein weiteres Familienstück ist "Weitere Aussichten", das Franz Xaver Kroetz 1975 für die Schauspiellegende Therese Giese geschrieben hatte: ein Monolog einer alten Frau, die für ihren letzten Umzug ihr Hab und Gut auf den Inhalt von zwei Koffern reduziert - mehr darf sie nicht mitnehmen ins Altersheim.

Blutige Familientragödie

Familienbande hat auch Federico García Lorcas Tragödie "Bluthochzeit" als Thema: ein Drama um Liebe, Zwangsheirat und Blutrache. Michael Lerchenbergs Frau Eva-Maria Lerchenberg-Thöny setzt das Stück als Kombination von Sprech- und Tanztheater auf die Bühne der Luisenburg. Eine Premiere, die dem Festspielteam wegen "Cats" gut ins Konzept passt: Tanzende Schauspieler benötigt man für beide Produktionen, "wir konnten da einige Querverpflichtungen machen". Lerchenberg selbst führt beim "Verkauften Großvater" mit Michael Altmann in der Hauptrolle Regie, zu sehen ist er in seinem Karl-Valentin-Portrait "Abgründe eines Komikers".

Die Messlatte im Fußball-Europameisterschaftsjahr 2016 liegt hoch für die Luisenburg. 2015 war mit fast 142.000 Besuchern eines der erfolgreichsten Jahre der Lerchenberg-Intendanz. Zu 80 Prozent finanzieren sich dei Festspiele aus Zuschauereinnahmen, 650.000 Euro wurden vom Freistaat zugeschossen. Es müsse das Ziel sein, auch Rücklagen zu bilden, sagte Lerchenberg. Die Luisenburg sei "finanziell in einem guten Fahrwasser", sagte Karl-Willi Beck. Ob die Festspiele ähnlich gut ankommen wie die Auflage 2015, mit einem "Kleinen Wikinger", der allein 33.000 Zuschauer anlockte: dafür werden auch die Wochen nach dem Vorverkaufsstart höchstens Indizien bieten. Deutschlands älteste Freilichtbühne hängt wie die Open-Air-Konkurrenz an anderen Orten auch stark vom Wetter ab.

Vorverkauf

Karten können im Internet unter www.luisenburg-aktuell.de/programm/karten/, telefonisch unter 09232/602162 oder an der Tourist Information in Wunsiedel ab 19. November bestellt werden.

Die Termine

"Das Sams kehrt zurück", Premiere am 1. Juni; "Der verkaufte Großvater", Premiere am 24. Juni; "Cats", Premiere am 30. Juni; "Weitere Aussichten", Premiere am 12. Juli; "Bluthochzeit",  Premiere am 15. Juli; Konzert mit Fanfare Ciocarlia am 18. Juli; "Karl Valentin. Abgründe eines Komikers", Premiere 21, Juli; Operette "Der Bettelstudent", ab 11. August; "Carmen" ab 19. August;  Helmut Schleich gastiert mit seinem Programm "Ehrlich" am 26. Juli.