Festspiel-Intendant Michael Lerchenberg kritisiert Stadtrat von Wunsiedel Theaterdonner rund um die Luisenburg

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Michael Lerchenberg hat in einem offenen Brief den Stadtrat von Wunsiedel kritisiert. Foto: Archiv/Ronald Wittek Foto: red

Sinkende Zuschauerzahlen, eine Deckungslücke im Haushalt und Denunziantentum – rund um die Luisenburg Festspiele in Wunsiedel herrscht dicke Luft. Nun wandte sich Intendant Michael Lerchenberg in einem offenen Brief in scharfem Ton an die Wunsiedler Stadträte.

 
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In dem Schreiben kündigt Lerchenberg an, künftig an keiner nichtöffentlichen Ausschuss- oder sonstigen Sitzung des Stadtrats mehr teilzunehmen. Der Grund: Ein von Lerchenberg als „streng vertraulich“ gekennzeichneter Brief an die Bürgermeister und Fraktionsvorsitzenden wurde an die Hofer „Frankenpost“ weitergegeben.

„Das größte Schwein im ganzen Land, das ist und bleibt der Denunziant!“ Mit diesem Sprichwort beginnt der Intendant seinen in polterndem Stil verfassten offenen Brief. Lerchenberg schreibt von einem feigen Miesling, von krankhaftem Verfolgungseifer und davon, dass der gesamte Stadtrat von Wunsiedel der Lächerlichkeit preisgegeben worden sei.

Vertrauliche Dokumente durchgestochen

Vertraulichste Dokumente seien an die Presse durchgestochen worden. Darin sei es um Künstler der Festspiele sowie auch seine eigene Person als Intendant gegangen.

Bei der Stadt Wunsiedel hat man Lerchenbergs offenen Brief natürlich zur Kenntnis genommen. Zu sprechen war Bürgermeister Karl-Willi Beck gestern auf Kurier-Anfrage allerdings nicht. „Der Bürgermeister als Mitglied des Stadtrats sieht keine Veranlassung zu einer Stellungnahme“, teilte Pressesprecherin Inge Schuster mit.

Kritik an Defizit der Festspiele

Zur Vorgeschichte: In seinem Wochen zuvor als „streng vertraulich“ gekennzeichneten Brandbrief hatte Lerchenberg laut einem Bericht der „Frankenpost“ Bürgermeister Karl-Willi Beck und den Stadtrat kritisiert. Es ging um die Haushalts- und Kostensituation der Festspiele. Demnach wehrt sich Lerchenberg gegen die Kritik seitens des Stadtrats an den Defiziten, die die Festspiele seit 2012 wegen zurückgehender Zuschauerzahlen erwirtschaftet haben. Lerchenberg kritisiert in seinem Schreiben, dass ein Viertel der Betriebseinnahmen der Festspiele in die „Selbstbedienungskasse“ der Stadt Wunsiedel fließe. Laut Lerchenberg sei mit dem Geld unter anderem eine Schrottimmobilie gekauft worden. Hier werde das Geld ausgegeben, das die Luisenburg mit „hervorragendem Theater“ erwirtschafte, das dann aber im täglichen Spiel- und Produktionsbetrieb fehle.

Tatsächlich ist in Wunsiedel mit Blick auf den Festspieletat 2015 von einer Deckungslücke die Rede. Insgesamt bemisst sich das Volumen für die Luisenburg mit 4,5 Millionen Euro. Träger der Festspiele ist die Stadt Wunsiedel. Daneben gibt es weitere Förderer. Wie Inge Schuster mitteilte, hat der Freistaat die Festspiele regelmäßig mit 450 000 Euro gefördert, im vergangenen Jahr sogar mit 650 000 Euro. Die Stadt Wunsiedel hat die Pflicht, 180 000 Euro zuzuschießen, in letzter Zeit war der Zuschussbetrag laut Schuster jedoch höher. Die genaue Summe ließ sich gestern nicht in Erfahrung bringen. Weitere Förderer sind der Landkreis Wunsiedel und die Oberfranken-Stiftung.

Verhandlungen mit dem Freistaat

Wie der Kurier erfuhr, sind die Festspiele, die im Haushalt der Stadt einen gravierenden Posten ausmachen, von Konsolidierungsmaßnahmen betroffen. Mit Blick auf den künftig echten Theaterdonner auf der Freilichtbühne verriet die Pressesprecherin soviel: „Wir setzen in punkto Zukunft der Festspiele auf den Freistaat Bayern und sind hier in Verhandlung.“

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