Premiere für „Sommernachtstraum“ – Interview mit Regisseur Lerchenberg Start für Luisenburg-Festspiele

Von Michael Weiser

Es gab Trubel um die Luisenburg-Festspiele, nach heftigen Vorwürfen seitens des Intendanten Michael Lerchenberg ist für das politische Schauspiel vorerst der Vorhang gefallen. Und so kann am Freitag die Saison richtig beginnen – mit Shakespeares „Sommernachtstraum“. Dem Kurier erzählte Regisseur Lerchenberg, wie es ist, wenn mal der Ministerpräsident die Zeche zahlt. Und warum der „Sommernachtstraum“ eigentlich in Wunsiedel spielt.

 
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Ja, warum eigentlich? Warum passt dieses Stück so gut in die Luisenburg?
Michael Lerchenberg: Dieses Stück hat mal jemand als berühmtesten Wald der Theaterliteratur bezeichnet, und wir haben den berühmtesten Wald aller Theater. Andere müssen sich Bühnenbilder ausdenken, bei uns steht es schon da. Das ist eine geniale Spielwiese, oder vielmehr: ein Spielwald. Abgesehen davon ist es ein wunderbares Stück Literatur, mit sehr spannenden Figuren. Etwa die Amazonenkönigin Hyppolita, die von Theseus mehr oder minder okkupiert wird wie ein Stück Land. Oder Egeus. der fanatische Vater, der den Kopf seiner Tochter fordert, weil sie nicht so tut, wie er will. Das wirkt doch sehr aktuell.

Wenn Sie das in die Gegenwart übersetzen, dürften Sie den einen oder anderen Zuschauer überfordern. Das ist doch eine Komödie.
Lerchenberg: Das ist das Schöne, wenn ein Autor solche Themen einfach so hintupft. Das ist Shakespeares Meisterschaft, etwas Ernstes leicht zu verhandeln. Ich mache kein politisches Theater mit dem Holzhammer. Wer Parallelen erleben will, der sieht sie auch. Aber ebenso spannend ist doch, was Shakespeare mit diesen vier jungen Menschen macht, die er in den dunklen Wald schickt, wo die vier übereinander herfallen, wie in der „Geschlossenen Gesellschaft“ von Sartre. Und es gibt eine große Parallele zwischen Athen und Wunsiedel. In der Luisenburg ist vor 125 Jahren an derselben Stelle der wackere Professor Hacker mit seinen Bürgern in den Wald marschiert, um ein Festspiel aufzuführen.

"Wunderbares Volkstheater"

Wie die Handwerker bei Shakespeare.
Lerchenberg: Genau, es geschieht dasselbe wie bei Hacker, der mit den Tücken des Theaters und den Unzulänglichkeiten seiner Schauspieler zu kämpfen hatte. Das nehme ich als Regisseur gerne auf. Peter Squenz ist bei mir zu Professor Hacker geworden. Diese Freiheit habe ich mir genommen. Warum führt Squenz als Zimmermann die Truppe? Wenn aus der Figur auf einmal so ein Gymnasialprofessor wird, der sich um Vermittlung von Literatur bemüht, dann wird das glaubhaft. Auf einmal stimmen auch die Hierarchien zwischen den Figuren. Das macht mir großen Spaß. Und eine alte Tradition will, dass die Rüpel- oder Bürgerszenen im Dialekt gespielt werden. Das ist großes Theater mit einem wunderbaren Stück Volkstheater.

Wie ist das Gefühl, dass die Premierenparty nun Staatsempfang ist? Und dass Seehofer die Zeche zahlt?
Lerchenberg: Ein schönes Gefühl. Der Anteil des bayerischen Staates ist ein deutlich höherer geworden, auch schon für 2015. Ich bin froh, dass die Augen der Staatsbürokratie sehr wohlgefällig auf uns ruhen. Wichtig ist auch, dass wir von der Regierung von Oberfranken einen Brief bekommen haben. Wir haben es nun schriftlich, dass die Stadt Wunsiedel trotz eines nicht genehmigten Haushalts die Festspiele weiter betreiben darf, wegen der Ausstrahlung über die Region hinaus. Das Kunstministerium hat die Subventionen auch noch mal um 200 000 Euro erhöht. Wir hören nicht auf bei 125 Jahren, wir können schon mal für die nächsten 125 Jahre planen. Ich werde dann nicht mehr dabei sein (lacht), aber sei's drum.

INFO: Die Premiere von Shakespeares „Sommernachtstraum“ in der Regie von Michael Lerchenberg ist am Freitag, 26. Juni, um 20 Uhr.