Kontakt zur Öffentlichkeit erst in den kommenden Tagen Mollath wohnt vorerst bei Bekanntem im Raum Nürnberg

Nach sieben Jahren Psychiatrie in Bayreuth muss Gustl Mollath praktisch von vorne anfangen. Fürs Erste kommt er bei einem Freund im Raum Nürnberg unter. Erst in den nächsten Tagen wolle er den Kontakt zur Öffentlichkeit suchen. Justizministerin Merk bleibt derweil in der Kritik.

 
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Der nach sieben Jahren aus der Psychiatrie entlassene Gustl Mollath ist vorerst bei einem Schulfreund im Raum Nürnberg untergekommen. Über den genauen Aufenthaltsort wollten Mitglieder von Mollaths Unterstützerkreis zunächst keine Angaben machen. "Gustl Mollath will erst einmal Ruhe vor den Medien haben", sagte Gerhard Dörner, einer von Mollaths engsten Freunden, am Mittwoch der Nachrichtenagentur dpa. Erst in den nächsten Tagen wolle er den Kontakt zur Öffentlichkeit suchen.

Aures: "Eine Prognose möchte ich nicht abgeben"

Die Vize-Fraktionsvorsitzende der SPD im Bayerischen Landtag und ehemalige Kulmbacher Oberbürgermeisterin Inge Aures äußerte sich gegenüber dem Kurier zufrieden: "Ich denke, dass die Gerechtigkeit gesiegt hat. Mit dem Wiederaufnahmeverfahren ist ein Weg geöffnet, alles nochmal überprüfen zu lassen. Eine Prognose möchte ich nicht abgeben, aber ich bin davon überzeugt, dass alles mit korrekten Dingen zugehen wird."

Der 56-Jährige war am Dienstag überraschend aus der Psychiatrie entlassen worden, das Strafverfahren gegen ihn wird neu aufgerollt. Das hatte das Oberlandesgericht (OLG) Nürnberg angeordnet.

Nach Ansicht von Mollaths Anwalt Michael Kleine-Cosack war die Entscheidung dringend notwendig. "Das OLG Nürnberg hat zumindest die Sensibilität gezeigt, dass eine längere Freiheitsentziehung bei Herrn Mollath nicht mehr zu rechtfertigen sei", sagte Kleine-Cosack am Mittwoch dem ZDF-"Morgenmagazin".

Bayerns Justizministerin Beate Merk (CSU) habe in dem Fall "eine unglückliche Rolle gespielt". Als "gravierende neue Tatsachen bekanntwurden, hätte Frau Merk etwas früher schalten müssen", sagte Kleine-Cosack.

Merk verteidigt spätes Handeln

Merk verteidigte ihr spätes Handeln erneut. Sie habe erst aktiv werden und ein neues Verfahren fordern können, als es einen tatsächlichen Wiederaufnahmegrund gegeben habe, sagte sie im ZDF-"Morgenmagazin". Das sei erst im November 2012 der Fall gewesen - bis dahin habe sie das rechtskräftige Urteil akzeptieren müssen. "Ich habe die Möglichkeiten genutzt, die ich hatte." Auch Koalitionspolitiker werfen der Justizministerin vor, die Brisanz des Falls zu spät erkannt zu haben.

Die Nürnberger Richter begründeten ihre Entscheidung mit Zweifeln an einem Attest einer Arztpraxis. Die Praxis hatte vor Jahren die angeblichen Verletzungen dokumentiert, die Mollath seiner Ehefrau zugefügt haben soll. Nach Angaben des Gerichts war Mollaths Frau im Juni 2002 jedoch nicht von ihrer Hausärztin, sondern von deren Sohn untersucht worden. Damit sei das Attest ein "falsches Dokument", was nach der Strafprozessordnung eine Wiederaufnahme des Verfahrens rechtfertige.

ott/dpa

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