Vom Leben auf dem Lande

Von Norbert Heimbeck
Bürgerbusse und Anruftaxis, Mitfahrgemeinschaften und Car-Sharing - moderne Nahverkehrslösungen statt teuer und unflexibler Buslinien brauchen die Menschen auf dem Lande. Foto: Harald Judas, Archiv Foto: red

Mit den ländlichen Regionen geht's aufwärts, sagt Heimatminister Markus Söder (CSU). Er macht das vor allem am leichten Bevökerungszuwachs der vergangenen eineinhalb bis zwei Jahre fest.  Doch zur Zukunftssicherung braucht's mehr als 0,8 oder 1 Prozent Zuwanderung. Studenten der Universität Bayreuth haben herausgefunden: Die Landbevölkerung sucht Gemeinschaft und möchte diese aktiv gestalten.

 
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Oberfranken, wohin gehst du? Laut Heimatminister Markus Söder geht’s aufwärts. Er hat diese Woche festgestellt, dass die Einwohnerzahl seit Mitte 2014 leicht gestiegen ist. Zuwachs haben die Städte Bamberg, Bayreuth, Hof und Coburg. Wen wundert’s? Obgleich sich dieses Quartett Oberbürgermeister gönnt und in Fragen von Behörden- und Unternehmensansiedlungen dem Nachbarn gerne eins auswischt, gilt: Bareid is a Dorf. Das beschreibt natürlich auch die anderen drei Städte ganz gut: Jeder kennt jeden, eine Hand wäscht die andere, die Einheimischen bilden allzu oft ein unsichtbares Bollwerk gegen Zugereiste.

Und trotzdem leben viele Menschen lieber in den Städten als draußen auf dem Lande. Warum das so ist, haben Studenten der Universität Bayreuth erforscht. Anders als der Minister kommen sie zu der Ansicht, dass das Heil nicht alleine im schnellen Internet liegt. Sowohl junge Leute als auch Senioren wollen am liebsten in der Heimat bleiben. Sie wollen Gemeinschaft erleben und brauchen dafür aktive Vereine und attraktive Dörfer, in denen die Nahversorgung stimmt. Die Jungen wollen Entscheidungen ihrer Kommune mitbestimmen und suchen dafür entsprechende Mitwirkungsmöglichkeiten. Sie möchten Freizeiteinrichtungen nutzen können. Nicht jedes Dorf muss Bad, Sporthalle und andere Einrichtungen komplett vorhalten. Denn die neue Landjugend ist flexibel und mobil. Damit auch die Senioren daran teilhaben können, braucht es es keine teuren und unflexiblen Nahverkehrsnetze, sondern Anruftaxis und moderne Mitfahrmodelle. Natürlich ist eine optimale Internetverbindung Voraussetzung für vieles andere – aber die Prioritäten der Menschen liegen offensichtlich woanders.

Das sagen die Studenten. Sie haben das schließlich eineinhalb Jahre lang erforscht. Sie sagen aber auch: Die Politik kann höchstens die Rahmenbedingungen erleichtern. Diejenigen, die hier leben, haben es täglich selbst in der Hand, dass die Region lebenswert bleibt.

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