Minister legt Heimatbericht vor: „Es wird langsam aber sicher besser“ Söder: Oberfranken hat Nachholbedarf

Von Jürgen Umlauft und Frank Schmälzle
Heimatminister Markus Söder sagt: Mit dem ländlichen Raum in Bayern geht es langsam aufwärts. In Oberfranken stimmt das nicht für alle Regionen. Foto: Ralf Münch Foto: red

Bayerns Heimatminister Markus Söder sieht die ländlichen Regionen auf einem guten Weg. „Es geht insgesamt aufwärts, aber wir sind noch nicht am Ziel“, sagte Söder bei der Vorlage des Heimatberichts 2015 in München. Die Tendenz zeige, dass es „langsam aber deutlich besser wird“. Aber es gibt auch Verlierer: Zum Beispiel sechs von neun Landkreisen in Oberfranken.

 
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Wie aus dem Bericht hervorgeht, ist die Bevölkerungsentwicklung in fast allen Landesteilen positiv. So stieg die Zahl der Einwohner in Oberfranken zwischen Mitte 2014 und Mitte 2015 leicht an. Ende Juni 2015 waren 1 055 723 Menschen im Bezirk gemeldet, knapp 1000 mehr als ein Jahr davor. Allerdings verlief die Entwicklung regional unterschiedlich.

Die Städte gewinnen: In der Stadt Bamberg lag das Bevölkerungswachstum mit mehr als 1,3 Prozent über dem Landesdurchschnitt von 0,9 Prozent. Die Städte Hof, Bayreuth und Coburg verzeichneten leicht höhere Einwohnerzahlen. Der Zuwachs lag hier zwischen 0,1 und, wie etwa in der Stadt Bayreuth, bei 0,8 Prozent. Im Jahr 2015 lebten in Bayreuth nach Angaben der Stadtverwaltung 72 295 Menschen. Aber: Im Jahr 2000 hatte die Stadt schon einmal 74 153 Einwohner. Bei der Geburtenzahl ist die Stadt derzeit von einem Höchstwert deutlich entfernt. 1146 kleine Bayreuther gab es 2015, 68 weniger als im Jahr zuvor. Weiterhin gibt es in Oberfranken mehr Sterbefälle als Geburten. Die Differenz beider Werte hat sich jedoch verringert. Wie überall in Bayern.

Die meisten Landkreise verlieren: Von den neun Landkreisen in Oberfranken verzeichneten Lichtenfels, Bamberg und Forchheim leicht höhere Einwohnerzahlen. Alle übrigen mussten Verluste von bis zu 1,1 Prozent hinnehmen. Im Landkreis Bayreuth sank die Bevölkerungszahl binnen Jahresfrist um 0,3 Prozent auf 104 339.

Die Schere geht auf: Nicht nur zwischen den Städten und Landkreisen in Oberfranken, sondern auch zwischen den Regionen im Freistaat gibt es Unterschiede. Die Spanne im Bevölkerungswachstum lag zwischen plus 1,3 Prozent in Oberbayern und 0,1 Prozent in Oberfranken. Hohes Bevölkerungswachstum findet vor allem im Großraum München statt. Damit geht die Schere zwischen den einzelnen Landesteilen trotz insgesamt positiver Entwicklung weiter auf. 2011 litten 21 von 96 Landkreisen und kreisfreien Städten unter Bevölkerungsschwund, 2014 nur noch zehn.

Was Söder vorhat: Der Heimatminister sieht vor allem im Nordosten Oberfrankens, in der nördlichen Oberpfalz sowie in der Rhön Handlungsbedarf. Breitbandausbau für schnelles Internet, die Stärkung der ländlichen Räume beim kommunalen Finanzausgleich, die geplanten Behördenverlagerungen und vor allem die weitere Regionalisierung von Bildungseinrichtungen seien Ansätze der Regionalentwicklung. „Jede Hochschuleinrichtung ist eine kleine Oase, denn rundherum beginnt es zu blühen.“

Das sagt der Experte: Manfred Miosga, Professor für Stadt- und Regionalentwicklung an der Universität Bayreuth, sieht Söders Heimatbericht skeptisch. Die bayernweite Bevölkerungszunahme führt er vor allem auf die verstärkte Zuwanderung nach dem Wegfall der Freizügigkeitsbeschränkungen in südosteuropäischen Ländern und auf die Flüchtlingswelle in den vergangenen Monaten zurück. „Wenn Söder von einer Trendwende spricht, ist wohl eher der Wunsch Vater des Gedanken.“ Miosga sagt: Die Politik muss sich entscheiden. Wenn sie eine konstant positive Entwicklung der Bevölkerungszahlen will, werde sich das nur über Zuwanderung organisieren lassen. „Aber in dieser Frage war gerade Söder eher auf der Seite der Begrenzer.“ Wenn stattdessen eine Binnenwanderung einsetzen soll und Menschen aufs Land ziehen sollen, müssten die Lebensbedingungen und die wirtschaftsnahe Infrastruktur deutlich besser werden. „Dann muss der ländliche Raum so gut oder noch besser sein, als es jetzt die Ballungsräume sind.“ Anzeichen dafür sehe er nicht.

Kommentar: Vom Leben auf dem Lande

 

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