Theatersommer: "Kritik ist lächerlich"

Von Thorsten Gütling
Ärgert sich über die Kritik aus Hollfeld am Fränkischen Theatersommer und holt zum Gegenschlag aus: Intendant Jan Burdinski. Archivfoto: Ronald Wittek Foto: red

Nachdem vergangene Woche bekannt geworden war, dass der Fränkische Theatersommer hinter verschlossenen Türen seinen Umzug nach Forchheim plant, sparen die Hollfelder nicht mit Kritik an dem Theater. Jetzt bläst der Intendant der Landesbühne zum Gegenangriff.

 
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Allenvoran der Kulturbeauftragte der Stadt Hollfeld, Michael Staudt, hatte verärgert über die Umzugspläne reagiert. Staudt, der selbst Mitglied des erweiterten Vorstandes des Theatersommers ist, nannte den Theatersommer undankbar und sagte, dass die Bühne ihrem eigenen moralischen Anspruch nicht gerecht werde. Schließlich hätten die Hollfelder Bürger die Bühne über Steuermittel mitfinanziert. Insgesamt 250.000 Euro habe es sich die Stadt vor rund 15 Jahren kosten lassen den St. Gangolf zu sanieren - auch um ihn zu einer Spielstätte des Theatersommers werden zu lassen.

"Das ist Stimmungsmache"

Intendant Burdinski nennt das Stimmungsmache gegen den Theatersommer. An die Adresse Staudts sagt er: "Sich als Moralapostel aufzuspielen, wenn es um betriebsbedingte sinnvolle Lösungen geht, ist geradezu lächerlich." Zumal Staudt als Mitglied des erweiterten Vorstandes von den Dauernöten des Theatersommers gewusst habe und als Kulturbeauftragter der Stadt keine Abhilfe schaffen konnte.

Und anders als dargestellt habe die Stadt Hollfeld nur mithilfe des Theatersommers hohe Zuschüsse für die Sanierung der einsturzgefährdeten Gangolfkirche erhalten. Indem sich der Theatersommer auf Jahre verpflichtete, den Gangolf als Spielstätte zu nutzen. Und trotzdem verfüge der Theatersommer noch immer nicht über eigene Proberäume. "Noch heute müssen wir immer wieder Ersatzräume suchen, wenn mal wieder der Kulturraum St. Gangolf durch Veranstaltungen der Gemeinde blockiert ist", sagt Burdinski. Und zwischen den Zeilen lässt Burdinski durchblicken, dass auch der Kulturbeauftragte Staudt von der Sanierung des Gangolfs profitiert habe. "Als verantwortlicher Architekt dieser Baumaßnahme."

"Was wir uns in all den Jahren zugemutet haben"

Aber nicht nur Staudt wird vom Intendanten kritisiert. "Auch die Stadträte Hollfelds sollten einmal darüber nachdenken, was wir uns in all den Jahren zugemutet haben", sagt Burdinski. Seit über zwanzig Jahren könne man den Spielbetrieb nur durch eine hohe Improvisationskunst aufrecht erhalten. Kostüme, Technik und Möbel lägen kilometerweit voneinander entfernt im Landkreis verstreut. Diverse Abteilungen seien in unterschiedlichen Gemeinden nur behelfsmäßig untergebracht - auf Dachböden, in stillgelegten Schulen und maroden Scheunen. "Dafür zahlen wir regelmäßig eine Mietsumme, die unseren Etat viel zu sehr belastet", sagt Burdinski. Knapp 2000 Euro muss der Theatersommer an Miete für die verschiedenen Räume in St. Gangolf, Wiesentfels, Greifenstein, Plankenfels und Oberaufseß bezahlen. Für das Büro im maroden Hollfelder Alten Rathaus zahlt der Theatersommer aber keine Miete, gibt Burdinski zu. "Doch unsere Nebenkosten zahlen wir angesichts der Haushaltsnöte der Gemeinde inzwischen selbst."

"Das ist eine völlig falsche Aussage"

Räume in der Stadthalle, wie von Stadtrat Manfred Neumeister behauptet, habe der Theatersommer nie genutzt. Das bestätigt auch Christof Herold, der die Stadthalle seit 33 Jahren pachtet. Burdinski sagt: "Das ist eine völlig falsche Aussage. Davon war noch nie die Rede. Wir würden uns freuen, wenn dem so wäre."

Burdinski wirbt daher um Verständnis für den geplanten Umzug nach Forchheim. "Jeder, der einen Betrieb führt, kann erahnen, wie viel Zeit und Kraft durch solche Umstände verloren gehen." Ziel sei es, alle Abteilungen unter einem Dach zu versammeln. In Forchheim scheint das jetzt möglich. Der Bauausschuss genehmigte vergangene Woche den Bau einer dreistöckigen Theaterscheune samt Probebühne, Werkstätte, Büros und Gästezimmern - und deutete Unterstützung bei der Finanzierung des Projektes an.

"Das wird der Theatersommer inszenieren"

Jan Burdinski versichert, dass das geplante Theaterspektakel zur 1000-Jahr-Feier Hollfelds im nächsten Jahr, trotz des Streits nicht in Gefahr ist. Der Intendant sagt: "Das wird der Theatersommer unter meiner Leitung mit den Hollfeldern inszenieren."

Einen Kommentar zum Streit lesen Sie hier.