Sagy Cohen: Bildung rettet Leben

Von Sarah Bernhard
Sagy Cohen (Mitte) hat viele Ideen, wie er die Völkerverständigung fördern könnte. Archivfoto: Andreas Harbach Foto: red

Sagy Cohen hat immer etwas vor. Meistens sogar mehrere Dinge gleichzeitig. Insbesondere, wenn es ums Thema Völkerverständigung geht. Sein neuester Plan: Bildung für die, die sie am nötigsten haben: Asylbewerber. Und Deutsche.

 
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Der Wahl-Weidenberger Sagy Cohen sitzt vermutlich niemals still. Besonders liegt dem gebürtigen Israeli, der unter anderem die Flüchtlingsklasse in Weidenberg betreut, das Thema Völkerverständigung am Herzen. Nun will er seine neue Berühmtheit als Kulturpreisträger des Landkreises nutzen, um zwei Projekte voranzubringen.

Herr Cohen, kommen Sie eigentlich auch mal zur Ruhe?

Sagy Cohen: Bei der momentanen Situation nicht. Gerade jetzt nach den Anschlägen in Ansbach und Würzburg versucht man zum Beispiel, der Angst mit mehr Sicherheitskräften zu begegnen. Das ist natürlich wichtig, aber zusätzliche Polizisten können nur eventuell etwas verhindern, nie das Problem lösen. Ich glaube, die Lösung liegt nach wie vor in Bildung und Begegnung.

Wer soll denn gebildet werden?

Cohen: Also erstens erwachsene Flüchtlinge. Sie sollen lernen, wie das Leben hier läuft, in welchen Bereichen sie sich dringend anpassen müssen, was komplett anders ist. Die Kinder kriegen in der Schule schon viel mit, aber die Eltern-Kind-Beziehung macht es ihnen schwer, das zu Hause zu vermitteln. Workshops von jemandem, der selbst geflohen ist, und sich schon angepasst hat, können helfen. Dadurch will ich auch mehr über die Bedürfnisse der Asylbewerber erfahren und herausfinden, wo genau die Probleme liegen.

Und zweitens?

Cohen: Ich möchte moderate Muslime finden, denen es am Herzen liegt, die andere Seite des Islam zu vermitteln, und sie zu Vorbildern ausbilden. Sie sollen zum Beispiel im Religionsunterricht oder über die VHS über ihre Religion sprechen und so Toleranz vermitteln. Denn der Religionslehrer ist zwar mit dem Stoff vertraut, aber nicht mit den Emotionen, die dahinterstecken.

Das ist kein sehr neues Konzept.

Cohen: Nein, aber solche Vorträge könnten gerade jetzt helfen, die Situation beruhigen. Durch die Attentate tauchen sofort alle Vorurteile und Stereotype wieder auf, die Menschen gegenüber dem Islam und Flüchtlingen haben, auch bei den Leuten, die glauben, dass sie keine Vorurteile haben.

Bis das mit der Förderung klappt, wird es aber vermutlich schon zu spät sein, um die Stimmung zu beruhigen, oder?

Cohen: Ich habe immer die Hoffnung, dass es auch schneller geht. Wichtig ist, dass ich Anerkennung von oben bekomme. Ich habe schon Kontakt zum Landtag, und weil ich Kulturpreisträger bin, habe ich auch direkten Kontakt zu Landrat Hermann Hübner.

Und meinen Sie wirklich, ein bisschen reden hilft?

Cohen: Man muss irgendwie anfangen. Und die Schule ist ein guter Ausgangspunkt. Vielleicht könnte man sogar das Stundenkontingent der Schulen nutzen. Dann würde das Ganze nicht einmal viel kosten.

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