Landesplanung: Gezerre ums Mittelzentrum

Von Moritz Kircher
Luftbild vom Gewerbegebiet Himmelkron. Ansiedlungen könnten hier dank eines gemeinsamen Mittelzentrums künftig einfacher zu machen sein. Foto: Markus Künzel Foto: red

Am geplanten Mittelzentrum Himmelkron, Gefrees und Bad Berneck wird gezogen und gezerrt – in zwei Richtungen. Während die einen gerne noch mehr Gemeinden unter dem Dach des Mittelzentrums vereint sehen wollen, halten andere wenig von dem Konstrukt und hätten es wohl am liebsten ganz vom Tisch.

 
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Das Mittelzentrum ist im neuen Landesentwicklungsprogramm (LEP) der Staatsregierung festgeschrieben. Die landesplanerische Richtung in der Region gibt der Regionale Planungsverband Oberfranken Ost vor, in dem Bürgermeister, Landräte und Lokalpolitiker sitzen. Dieser Planungsverband stimmte in seiner Sitzung gestern in Bischofsgrün dem LEP zu. Es gab nur eine Gegenstimme. Aber das war eine gewichtige. Sie kam von der Bayreuther Oberbürgermeisterin Brigitte Merk-Erbe.

Nur noch Zentren im Freistaat

„Es kann nicht sein, dass fast die Hälfte der Orte in Bayern als zentraler Ort eingestuft wird“, sagte sie. Es gebe immer mehr solcher Orte, die aber faktisch „gar keine zentralörtliche Funktion haben“. Der Vorsitzende des Planungsverbandes, der Hofer Oberbürgermeister Harald Fichtner, versuchte zu beschwichtigen. In Ostoberfranken habe es in den 1990er Jahren mit Bayreuth nur ein Oberzentrum gegeben. Jetzt seien es deren fünf. „Da ist auch viel Symbolik dabei“, sagte er. Es sei doch erfreulich, wenn Städte und Gemeinden zu Zentren und damit in ihrer Bedeutung aufgewertet würden.

Der Bayreuther Landrat Hermann Hübner teilte Fichtners Einschätzung, die Einstufung als Mittelzentrum sei eher symbolischer Natur. Und das Mittelzentrum Bad Berneck, Gefrees, Himmelkron „sollten wir unterstützen“. Brigitte Merk-Erbe blieb bei ihrer Position, die auch mit dem Bayreuther Stadtrat koordiniert sei. Sie votierte als einzige gegen die Zustimmung des Planungsverbandes zum Landesentwicklungsprogramm.

Dem Bürger ist damit nicht gedient

Die Wunsiedeler Kreisrätin Birgit Seelbinder (Marktredwitz) stimmte zwar für den LEP. Jedoch übte auch sie zuvor Kritik. Mehrere kleine Orte unter dem Dach eines gemeinsamen Mittelzentrums, da sei „schwer erkennbar“, welcher Ort dann die zentrale Infrastruktur vorhalte, die ein Mittelzentrum auszeichne. „Es ist wirklich zu fragen, wem man damit dient“, sagte Seelbinder. „Dem Bürger jedenfalls nicht.“

Ganz anders hatten sich die Stimmen aus den Gemeinden selbst angehört, als im Frühjahr die Nachricht aus München kam, dass Gefrees, Bad Berneck und Himmelkron ein gemeinsames Mittelzentrum bilden sollen. Die Bürgermeister waren erfreut und erhofften sich davon mehr Chancen, ihre Orte zu entwickeln – etwa mit der Ansiedlung von größeren Gewerbebetrieben an den großen Verkehrsachsen A9, A70 und B303. Denn der neue Landesentwicklungsprogramm soll es gleichzeitig leichter machen, entlang wichtiger Verkehrswege Gewerbe auf der grünen Wiese anzusiedeln. Außerdem sollen Gemeinden bei der Ausweisung von interkommunalen Gewerbeflächen in der Zukunft einfacher zusammenarbeiten können.

In den Orten rund um das Autobahndreieck Bayreuth/Kulmbach dürfte die Bayreuther Kritik am Landesentwicklungsprogramm nicht gut ankommen. Denn dort laufen die Interessen in die genau entgegen gesetzte Richtung. Dass nur drei Gemeinden in einem Mittelzentrum zusammengefasst werden sollen, reicht den Verantwortlichen vor Ort nicht. Sie waren ursprünglich mit der Idee an die Staatsregierung herangetreten, dass auch noch Neuenmarkt, Wirsberg und Marktschorgast zusammen mit Bad Berneck, Gefrees und Himmelkron in einem Sechsfach-Mittelzentrum vereint werden. Der Wirsberger Bürgermeister Hermann Anselstetter war der Vordenker gewesen, blieb aber mit seiner Gemeinde bei der Entscheidung der Staatsregierung dann frustriert außen vor.

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