Gemeinderat überstimmt Bürgermeister – Altlandrat Dietel erhält kein Rederecht Harry Krause darf Drogerie bauen

Von Christina Knorz
Bürgermeister Gerald Kolb ist gegen die Zufahrt zur geplanten Drogerie zwischen Tankstelle und Autohaus hindurch. Die Mehrheit des Gemeinderats war anderer Meinung hat ihn überstimmt. Foto: Andreas Harbach Foto: red

Unternehmer Harry Krause darf eine Rossmann-Drogerie nach Bindlach bringen. Nach kontroverser Debatte und einer Kampfabstimmung bekam Krause die Zustimmung. Bürgermeister Gerald Kolb nannte Krauses Pläne für Fußgänger „sehr gefährlich“ und prophezeite „massive Probleme“.

 
Schließen

Diesen Artikel teilen

Gemeinderat und Bürgermeister sind sich in Bindlach üblicherweise einig. Der geplante Drogeriemarkt entzweit jedoch das Gremium. Die einen, dazu gehören Bürgermeister Gerald Kolb und Teile der SPD- und WG-Fraktion wollen die Drogerie von der Gesamtplanung eines neuen Industriegebietes abhängig machen. Vor allem, was die Zufahrt zum Gelände betrifft. Die anderen Gemeinderäte sehen nicht ein, warum das eine mit dem anderen etwas zu tun haben sollte.

Fakt ist, zur Drogerie wird nur kommen, wer zwischen Tankstelle und Autohaus hindurchfährt. Denn das Grundstück liegt in der zweiten, nicht durch eine eigene Straße erschlossenen Reihe an Grundstücken. Am liebsten hätte Unternehmer Krause die Drogerie durch eine eigene Zufahrt von der Bundesstraße nach Bayreuth erschlossen. Das Staatliche Bauamt hat einer Zufahrt an dieser Stelle aber eine Absage erteilt.

Kolb befürchtet deshalb „chaotische Zustände“ vor der Tankstelle auf der Leuschnitzstraße. Schon jetzt sei die Zufahrt auf das Gelände stark befahren. Der Kreisel daher überlastet. Er könne guten Gewissens den Plänen nicht zustimmen. Da ändere auch das „wiederholte Schönreden“ des Antragstellers nichts. Die Wortwahl missfiel WG-Fraktionsvorsitzendem Neithard Prell. Der Bürgermeister solle „sachlich argumentieren“, forderte er. Die Gemeinde solle sich außerdem heraushalten aus Angelegenheiten, die Firmen selbst klären: „Viele Firmen regeln die Park- und Haltesituation auf ihren Geländen selbst, da müssen wir uns nicht einmischen“, sagte Prell.

Berthold Just, CSU-Fraktionsvorsitzender, versteht das Hin- und Her nicht. „Mich ärgert, dass wir dem Tankstellen-Betreiber erlauben würden, eine Waschstraße zu bauen, aber gegen eine andere Nutzung Einwende haben.“ Das mache keinen Sinn. Bürgermeister Kolb fühlte sich bemüßigt, noch einmal zu sagen, dass er im Prinzip für die Drogerie sei. „Aber wir sind für die Sicherheit unserer Bürger zuständig und die Verkehrssituation ist zu gefährlich.“ Es gebe nichts Schlimmeres, sagte Prell, als „Ja, aber“ zu sagen. „Man muss sich schon entscheiden. Entweder ist man dagegen oder man ist dafür, und dann geht es weiter in der Planung.“

13 Gemeinderäte, und damit die Mehrheit, billigten am Ende den Entwurf und gaben ihn zur Auslegung frei. Acht Räte waren dagegen. Weder Antragsteller Harry Krause noch sein Rechtsbeistand Altlandrat Klaus-Günter Dietel erhielten in Bindlach Rederecht. Es sei im Vorfeld alles gesagt und geschrieben worden, sagte SPD-Fraktionsvorsitzender Werner Hereth und beantragte eine Abstimmung darüber, ob Dietel sprechen darf. Mit elf zu zehn Stimmen entschieden sich die Räte knapp dafür, dem Altlandrat kein Rederecht zu erteilen. Stattdessen übernahm der Verwaltungsleiter die Vorstellung des Projekts. „Dem ist noch einiges hinzuzufügen“, wandte Dietel ein. Der Entschluss sei gefallen, konterte Kolb. Der Altlandrat kenne ja die demokratischen Gepflogenheiten.

Der Bayreuther Unternehmer Krause will Rossmann nach Bindlach bringen. Hinter der Jet-Tankstelle soll ein 800 Quadratmeter großer Drogeriemarkt entstehen. Ein Fußweg soll vom Kreisel entlang der B2 ebenfalls aufs Grundstück führen.

Mehr dazu:

Unternehmer setzt Gemeinderat unter Druck

Bilder